Haus der Vampire 02 - Der letzte Kuss-ok
verschlossen.
»Rauf!«, schrie Eve und kletterte an dem Schmiedeeisen nach oben. Claire folgte ihr. Es war schlüpfrig und scharf und zerschnitt ihr die Hände, aber irgendwie schaffte sie es bis nach oben, baumelte dann an der Querstange und ließ sich auf der anderen Seite fallen. Sie schlug hart auf und rollte sich schwerfällig wieder auf die Füße. Eve, deren Abgang um einiges eleganter ausgefallen war, rannte bereits zu dem Typen, der da am Boden lag...
Es war einer von Franks Männern und er war tot. Eve schaute wortlos zu Claire auf, zeigte ihr das Blut an ihrer Hand und schüttelte den Kopf. »Er wurde erschossen«, sagte sie. »Oh Gott. Sie sind da drin, Claire. Michael ist da drin!«
War er aber nicht, denn von einem Augenblick zum andern, als Eve gerade versuchte, durch die rauchgefüllte Tür zu gelangen, stürzte Michael heraus, packte sie und zerrte sie zurück. »Nein!«, brüllte er. »Was zum Teufel macht ihr hier?«
»Michael!« Eve drehte sich um und warf sich ihm in die Arme. »Wo ist Monica?«
»Da drin.« Michael sah schrecklich aus. Er war schmutzig vom Rauch und hatte rote Augen. Sein T-Shirt war mit kleinen Brandlöchern übersät.
»Die anderen sind reingegangen, um sie zu holen. Ich...ich musste raus da.«
Vampire konnten im Feuer umkommen. Claire erinnerte sich an die Liste möglicher Todesursachen bei Vampiren, die sie aufgestellt hatte, kurz nachdem sie in Morganville angekommen war. Sie konnte kaum glauben, dass er das neue Leben riskierte, das gerade für ihn begonnen hatte.
»Verdammt kluge Entscheidung!«, brüllte ihm Eve zu. »Wenn du reingehst und wegen Monica Morrell abkratzt, werde ich dir das nie verzeihen!«
»Es wäre nicht für Monica«, sagt er. »Das weißt du.«
Sie starrten in die Flammen und warteten. Die Sekunden verstrichen und sie entdeckten von niemandem eine Spur: keine Monica und auch keine Cops. Der Horizont im Osten wurde heller, bemerkte Claire, zuerst dunkelblau und dann lag er im Dämmerlicht.
Der Morgen graute und es blieb fast keine Zeit mehr, Monica zum Founder’s Square zu bringen, vorausgesetzt sie fänden sie überhaupt.
Wenn sie überhaupt noch lebte.
»Die Sonne geht auf!«, rief Michael über dem Tosen des Feuers.
Claire fragte nicht, woher er das wusste. Er hatte es gewusst, als er noch ein Geist war, und sie stellte sich vor, dass er etwa das gleiche Zeitgefühl wie ein Vampir gehabt hatte. Das ergab einen Sinn. Dann wäre es so etwas wie eine Eigenschaft zum Überleben – zu wissen, wann man in Deckung gehen musste. »Du musst weg hier!«, brüllte sie zurück. Dicke schwarze Rauchschwaden quollen aus der Eingangstür, sodass sie sich hustend zusammenkrümmte. Sie wichen alle drei zurück. »Michael, du musst gehen! Jetzt!«
»Nein!«
»Steig wenigstens in den Streifenwagen!« Eve deutete auf das Polizeiauto auf der anderen Seite des Zaunes. »Getönte Scheiben! Wir warten hier, ich schwör es dir!«
»Ich verlasse euch nicht!«
Die Sonne krönte den fernen Horizont mit einem winzigen Streifen aus Gold, und wo ihr Schein ihn berührte, begann Michaels Haut zu zischen und zu qualmen. Er fauchte vor Schmerz und schlug danach. Eine blasse Flamme züngelte seine Hand hinauf.
Claire und Eve schrien und Eve zog ihn in den Schatten. Es half, aber nur ein wenig, denn er brannte noch immer, nur langsamer. Michael stöhnte und sah aus, als würde er versuchen, nicht zu schreien.
»Claire!« Eve warf ihr die Autoschlüssel zu. »Ramm das Tor ein! Mach es auf! Los!«
»Aber... dein Auto!«
»Es ist doch nur ein verdammtes Auto! Los komm, beweg dich! Wir kriegen ihn niemals über den Zaun!«
Claire kletterte wieder zurück über das glatte, warme Eisen des Zauns und ließ sich herunterfallen, wobei sie kaum wahrnahm, dass sie sich wieder die Hände an zwei oder drei Stellen aufschürfte. Sie stand rasch auf und rannte zum Caddy...
Dann änderte sie ihren Kurs, stürzte sich auf den Fahrersitz des Polizeiautos und ließ es mit dem Schlüssel, der im Zündschloss steckte, an.
Das war bestimmt eine Art Straftat, oder? Aber im Notfall...
Sie fuhr fast bis zum Ende des Blocks rückwärts, legte den Gang ein und trat das Gaspedal bis zum Boden durch.
Sie schrie und schaffte es irgendwie, das Lenkrad festzuhalten, als das Tor auf sie zukam. Es gab ein markerschütterndes Knirschen von sich und sie stieg auf die Bremse. Die Torflügel flogen auf, sie waren verbogen und wie durch die Mangel gedreht. Das Polizeiauto heulte auf und der
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