Haus der Vampire 02 - Der letzte Kuss-ok
dem Founder’s Square stand. Es handelte sich um ein großes Gebäude, das wie eine gotische Festung aussah und vollständig aus roten, grob behauenen Sandsteinblöcken bestand. Leute waren auf dem Weg zur Arbeit oder kamen von dort oder sie erledigten Papierkram. Sie gingen ihrem Alltag nach, was immer das in Morganville bedeutete.
Claire wälzte sich hinaus und plumpste keuchend ins Gras. Ein paar Gesichter erschienen in ihrem Blickfeld und blockierten die Sonne. Eines davon trug eine Polizeiuniformmütze.
»Hallo«, sagte Claire und schirmte ihre Augen mit der Hand ab. »Ich muss den Bürgermeister sprechen. Sagen Sie ihm, ich habe Informationen über seine Tochter und Frank Collins.«
***
Der Bürgermeister hatte nicht mehr den Anzug an, den er getragen hatte, als Shane die Nacht zuvor in den Käfig gesteckt wurde. Er trug ein grünes Poloshirt, eine schwarze Hose und Slippers. Sehr adrett. Er stand im Flur, sprach in sein Handy und sah angespannt und verärgert aus. Claire wurde von zwei hochrangigen Polizeibeamten an ihm vorbei in sein Büro geführt, wo sie in einem roten Ledersessel Platz nahm. Sie kannte die beiden nicht. Als sie nach den Detectives Hess und Lowe fragte, erhielt sie keine Antwort. Sie gaben noch nicht einmal zu erkennen, ob sie die Namen der beiden kannten.
Claire fühlte sich inzwischen mehr als nur ein bisschen schwach auf den Beinen. Sie hatte keine Ahnung, wie lange sie schon nichts mehr gegessen hatte, aber sie nahm alles um sich herum mit surreal verschwommenen Kanten wahr, und das war überhaupt kein gutes Zeichen. Der Stress und der Mangel an Schlaf und Essen würden sie bald weich in der Birne machen.
Reiß dich zusammen, Claire. Tu so, als würdest du für eine Prüfung büffeln. Sie war schon einmal drei Tage ohne Schlaf ausgekommen, als sie für eine wichtige Prüfung gelernt hatte, und sie hatte außer Cola und Käsechips nicht viel zu sich genommen. Sie würde das schaffen.
»Hier«, sagte eine Stimme neben ihr und eine große männliche Hand reichte ihr eine rote Coladose. »Du siehst aus, als könntest du etwas zu trinken gebrauchen.«
Claire sah auf. Es war Richard, Monicas Bruder, der Polizist. Der gut aussehende. Er sah erschöpft und besorgt aus. Er zog einen weiteren Stuhl nahe an ihren heran und lehnte sich darauf nach vorne, die Ellbogen auf die Knie gestützt. Claire war mit ihrer Cola beschäftigt, entfernte den Verschluss und nahm rasch einen langen Schluck von dem eiskalten, süßen Getränk.
»Meine Schwester wurde in ihrem Auto entführt«, sagte er. »Das weißt du, oder?«
Claire nickte und schluckte. »Ich war dabei. Ich war im Lieferwagen.«
»Genau deswegen möchte ich mit dir sprechen, bevor ich dich mit meinem Dad sprechen lasse«, sagte Richard. »Du warst im Wagen mit Jennifer, Gina und Monica.«
Claire nickte wieder.
»Was ich gern wissen würde: Wie hast du ihnen Bescheid gesagt?«
Sie blinzelte. »Wie ich was?«
»Wie hattet ihr die Falle geplant? Wie funktionierte euer System? Hast du ihnen eine SMS geschickt? Du weißt, wir können das Nachverfolgen, Claire. Oder habt ihr meine Schwester irgendwie in die Falle gelockt?«
»Ich weiß nicht, was Sie...«
Richard schaute zu ihr auf und sie schwieg, denn er sah jetzt nicht mehr so nett aus. Überhaupt nicht nett. »Meine Schwester ist ein durchgeknallter Psycho. Das weiß ich. Aber sie ist immer noch meine Schwester . Niemand wird in dieser Stadt eine Morrell anrühren, sonst wird jemand oder eine ganze Truppe von Jemands dafür bezahlen. Verstehst du, was ich meine? Also, was immer du weißt, in welcher Beziehung du auch immer zu diesen Eindringlingen stehst, kommst du am besten gleich zur Sache oder wir fangen schon mal an zu graben. Und, Claire, das würde ein ziemlich schneller und blutiger Prozess.«
Sie umfasste mit beiden Händen die Coladose, setzte sie an den Mund und nahm einen weiteren, zittrigen Schluck, dann sagte sie: »Ich habe sie nicht zu Ihrer Schwester geführt. Ihre Schwester hat mich gekidnappt. Direkt aus dem Parkplatz des Express Foto. Sie können Eve fragen. Oh Gott, Eve! Gina hat auf sie eingestochen. Ist sie okay?«
Richard schaute sie finster an. »Eve ist okay.«
Das löste einen schrecklichen Knoten in ihrem Magen. »Was ist mit Gina und Jennifer?«
»Denen geht es auch gut. Sie haben die Entführung gemeldet. Gina sagte...«
Etwas schoss ihm durch den Kopf und dann sagte er etwas langsamer: »Gina sagte eine ganze Menge. Aber ich hätte daran denken
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