Haus der Vampire 03 - Rendezvous mit einem Unbekannten-ok
das zu groß war, um es zu verstehen, etwas, von dem sie nichts wissen wollte. Sie wollte gerade einen Schritt zurückmachen, als Amelies Hand hervorschnellte, sie am Handgelenk packte und nach unten zog, sodass sie auf der anderen Seite von Sams Körper auf die Knie fiel.
Er sah aus, als wäre er tot.
Wirklich, endgültig tot.
»Nimm das Holzstück und zieh daran, wenn ich es dir sage«, befahl Amelie, ihre Stimme war tief und fest. »Aber erst, wenn ich es sage.«
»Aber...ich bin nicht besonders stark...« Warum fragte sie nicht Richard? Oder einen der Vampire? Vielleicht sogar Oliver?
»Du bist stark genug. Wenn ich es sage, Claire.« Amelie schloss wieder die Augen und Claire wischte ihre feuchten Handflächen nervös an ihrer Jeans ab. Der Holzpfahl in Sams Brust bestand aus rundem, poliertem Holz, er sah aus wie ein Nagel und sie konnte nicht sagen, wie tief er in seiner Brust steckte. Steckte er in seinem Herzen? Würde ihn das nicht ein für alle Mal umbringen? Sie erinnerte sich daran, dass sie von anderen Vampiren gesprochen hatten, die gepfählt wurden und gestorben waren...
Amelies Miene verzerrte sich plötzlich vor Schmerzen und sie sagte: »Jetzt, Claire!«
Claire dachte gar nicht erst nach. Sie umklammerte den Pfahl mit beiden Händen und zog mit einem gewaltigen Ruck daran. Eine schreckliche Sekunde lang dachte sie, es würde nicht funktionieren, aber dann fühlte sie, wie er an Knochen schabte und freikam.
Sams ganzer Körper wölbte sich, als hätte man ihm mit einem dieser Herzgeräte einen Schock versetzt, und der Kreis der Vampire wich zurück. Amelie packte ihn, ihre Finger waren an der Stelle, wo sie sie gegen die Seiten seines Kopfes presste, blass wie Knochen. Sie riss die Augen auf und sie schienen aus purem, gleißendem Silber zu bestehen.
Claire taumelte nach hinten und umklammerte mit beiden Händen den Pfahl. Jemand befreite ihn aus ihrer Umklammerung – Richard Morrell, er sah grimmig und erschöpft aus. Er steckte ihn in eine Plastiktüte, die er anschließend verschloss.
Ein Beweisstück.
Sam erschlaffte wieder. Die Wunde in seiner Brust blutete, ein langsames, stetiges Tröpfeln; Amelie zog ihre Jacke aus weißer Seide aus und faltete sie zu einem Kissen, das sie auf die Wunde presste, um das Blut zu stillen. Niemand sagte etwas, nicht einmal Amelie. Claire saß da und kam sich hilflos vor, während sie Sam betrachtete. Er rührte sich nicht, nicht das geringste bisschen.
Er sah noch immer aus, als wäre er tot.
»Samuel«, sagte Amelie und ihre tiefe Stimme klang dabei ruhig und warm. Sie beugte sich weiter zu ihm hinunter. »Samuel. Komm zurück zu mir.«
Seine Augen öffneten sich und bestanden nur aus Pupille. Furchterregende Eulenaugen. Claire biss sich auf die Lippen und dachte erneut daran wegzulaufen, aber Hans und Gretchen standen hinter ihr und sie wusste, dass sie ohnehin keine Chance hatte.
Sam blinzelte und seine Pupillen schrumpften langsam wieder auf eine normalere Größe. Seine Lippen bewegten sich, aber es kam kein Ton heraus.
»Atme ein«, sagte Amelie mit demselben ruhigen, warmen Tonfall. »Ich bin hier, Samuel. Ich werde dich nicht verlassen.« Sie strich zärtlich mit den Fingern über seine Stirn; er blinzelte wieder und schien sie allmählich zu erkennen.
Es war, als wären die beiden allein auf der Welt. Amelie hatte sich geirrt, dachte Claire. Es ist nicht nur so, dass Sam sie liebt. Sie liebt ihn genauso sehr.
Sam schaute von Amelie zu dem Kreis von Leuten um ihn herum, als suche er jemanden. Als er die betreffende Person nicht fand, schaute er wieder Amelie an. Seine Lippen formten einen Namen. Michael.
»Michael ist in Sicherheit«, sagte Amelie. »Hans, hol ihn her.«
Hans nickte und ging rasch davon. Michael. Claire wurde schlagartig bewusst, dass sie ihn ganz vergessen hatte, bei all dem Entsetzlichen, was passiert war. Wenigstens sah Sam von Minute zu Minute besser aus, aber Amelie drückte weiterhin den provisorischen Verband gegen die Wunde in seiner Brust.
Sams Hand wanderte langsam und schwerfällig nach oben, um sich über die ihre zu legen, und für einige lange Sekunden sahen sie sich schweigend an, bis Amelie ihm zunickte und losließ.
Sam hielt den Verband fest und zog sich mit Amelies Unterstützung in eine sitzende Position. Sie half ihm, sich an die Wand zu lehnen.
»Kannst du uns sagen, was passiert ist?«, fragte sie ihn. Sam nickte, und als Claire aufblickte, sah sie, dass Richard Morrell in die Hocke gegangen
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