Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Haus des Blutes

Haus des Blutes

Titel: Haus des Blutes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bryan Smith
Vom Netzwerk:
Dann spürte sie es.
    Fesseln.
    Kalt und metallisch umschlangen sie ihre Gelenke.
    Handschellen?
    Mit einem Mal gab es keine Schuldgefühle mehr, keine bodenlosen Tiefen der Trauer, in die sie hinabstürzen konnte. Glühende Panik breitete sich in ihrem Körper aus wie ein Lauffeuer und rüttelte sie wach. Sie spannte ihre Arme an, stieß auf Widerstand und hörte ein schwaches metallisches Klappern.
    Scheiße!
    Ihre Hände waren an den Gitterstäben des Kopfendes fixiert. Bevor Karen schreien konnte, hörte sie ein leises Knarren – und nahm einen schwachen gelben Lichtschein wahr. Die Schlafzimmertür öffnete sich langsam, und eine schlanke Gestalt stand, eingerahmt vom Licht aus dem Korridor, auf der Schwelle.
    Der Eindringling lachte böse.
    Angst umklammerte Karens Herz wie eine eiskalte Hand.
    Die Gestalt schloss die Tür hinter sich. Karen hörte ein Klicken, gefolgt vom Klappern von Absätzen auf dem Parkettfußboden. Das Gesicht des nächtlichen Besuchers ließ sich noch nicht eindeutig erkennen, aber Karen war sich mit einem Mal vollkommen sicher – sie wusste, um wen es sich handelt.
    Die Gestalt knipste die Lampe an, die neben dem Bett stand.
    Karen zitterte am ganzen Körper.
    Ihr Verdacht bestätigte sich.
    Miss Wickman lächelte das gefesselte Mädchen an, leckte sich ihre dünnen Lippen und sagte: »Was für eine unartige kleine Schlampe du doch bist. Deinen Freund auf so schändliche Weise umzubringen.«
    Sie zischte ein »Tss, tss« und schüttelte den Kopf.
    Karen wimmerte: »Tun Sie mir nicht weh … bitte.«
    Miss Wickman warf ihren Kopf in den Nacken zurück und lachte schallend. Dann sah sie Karen erneut an und erwiderte: »Oh du liebe Güte, ich habe mich nicht mehr so köstlich amüsiert, seit …« Sie presste die Lippen aufeinander, hob eine Augenbraue und schien ernsthaft darüber nachzudenken. »… ach, seit ich das letzte Mal eine so verlogene kleine Nutte wie dich bestraft habe.«
    Sie zog Karen die Bettdecke weg, betrachtete bewundernd ihren entblößten Körper – nackt bis auf ein weißes Baumwollhöschen –, öffnete die Nachttischschublade und entnahm ihr eine neunschwänzige Katze. Die Peitsche war schwarz und über den geflochtenen Griff mit Schlaufe für die bequemere Handhabung rankten sich neun geknüpfte Seile mit Metallspitzen. Karen zuckte zusammen. Sie hatte schon einmal mit einem solchen Ding herumgespielt – allerdings in sicheren Situationen und mit Partnern, denen sie vertraute.
    Miss Wickman machte nicht den Anschein, als wollte sie nur spielen.
    Und dann war da noch die entsetzliche Anschuldigung der Frau …
    … deinen Freund auf so schändliche Weise umzubringen …
    Konnte sie in Karens Kopf hineinschauen?
    Das war unmöglich.
    Oder doch nicht?
    Miss Wickman lächelte und knallte mit der Peitsche in Karens Richtung.
    Ein anderes Zimmer, dunkel und still.
    Die Gestalt auf dem Bett schläft unruhig. Die Nacht hier ist reich an quälenden Träumen. Das sind sie immer. Dieses Haus ist ein riesiges Depot der Albträume. Selbst in der Luft hängen Spuren vergangener Qualen …
    Alicia riss in der Dunkelheit ihre Augen auf. Sie spürte, dass sich etwas bei ihr im Zimmer befand, dass sie von irgendeiner unnatürlichen Präsenz beobachtet wurde, und dieses Gefühl löste in ihrem Herzen die ziemlich überzeugende Nachahmung eines Presslufthammers aus. Sie setzte sich heftig keuchend auf und ließ ihren Blick hektisch durch das dunkle Zimmer schweifen. Der Raum war ihr fremd, beunruhigend, seine düsteren Ecken in der Finsternis undurchdringlich. Angst jagte durch ihren Körper und ihre Zähne klapperten. Sie schob die Bettdecke zur Seite, schaltete die Nachttischlampe an und sah …
    Nichts.
    Sie war ganz allein im Zimmer.
    Sie legte eine Hand auf ihre Brust, atmete tief ein und versuchte, sich zu entspannen. Die Ahnung einer bedrohlichen Präsenz schwand allmählich. Alicia atmete erneut mehrmals konzentriert ein und aus. Sie bemühte sich, den unregelmäßigen Rhythmus ihres Herzschlags wieder unter Kontrolle zu bekommen. Ihre Nerven lagen blank; ein Zustand, für den sie ihre unheimliche Umgebung verantwortlich machte.
    Gottverdammt, Dream , dachte sie.
    Aber Alicia war noch wütender auf sich selbst. Sie hätte Dreams kuriosem Wunsch, die Nacht an diesem Ort zu verbringen, niemals nachgeben dürfen. Sie alle waren vollkommen verstört und ihrem Urteilsvermögen nicht zu trauen. Aufgrund dieser Tatsache hätte sie wesentlich entschlossener widersprechen

Weitere Kostenlose Bücher