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Haus des Todes

Haus des Todes

Titel: Haus des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Cleave
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zur Polizei gehen sollen.«
    »Dann würdest du dieses Leben hier«, sagt er und breitet die Arme aus, »jetzt nicht führen. Deine Freundin wäre jetzt mit jemand anders zusammen, und die Fotos von ihr würden an der Wand einer anderen Frau hängen. Die Menschen, die deine Hilfe suchen, würden zu jemand anders gehen, oder es würde sich gar keiner um sie
kümmern, zumindest nicht so, wie du das tust. Die Menschen, denen du hilfst, willst du sie wirklich im Stich lassen? Ist es das, was du willst?«
    »Ich will, dass du gehst, und zwar allein.« Sie erhebt sich vom Tisch und tritt auf ihn zu. »Die anderen können bleiben.«
    »Nein.«
    »Bitte, Caleb«, sagt sie und legt ihm die Hand auf den Arm, und das erinnert ihn an jenen Tag im Gefängnis, als sie anfing zu weinen, nachdem er ihr gesagt hatte, dass sie auch für Jessica leben müsse. Er hatte ihr die Hand auf die Schulter gelegt, und dann war der Wärter herübergekommen und hatte sie getrennt. Caleb stieß ihn daraufhin zurück. Der Wärter ging zu Boden, und Caleb hatte fünf Sekunden Zeit, um Tabitha zu umarmen. Sie erwiderte seine Umarmung. Es war ein großartiges Gefühl. Sie versprach ihm, Jessica niemals zu vergessen und ihr ein ehrendes Andenken zu bewahren. Dann wurden sie von zwei Wärtern getrennt. Die beiden brachten Caleb unter Gewaltanwendung in seine Zelle. Und verprügelten ihn dort. Brachen ihm eine Rippe.
    Er war froh über ihren Besuch gewesen.
    Sie kam nie wieder.
    Bei der Berührung ihrer Hand entspannt er sich. Fühlt sich nicht mehr ganz so allein. »Du kannst nicht so weitermachen. Du wirst dabei draufgehen.«
    »Das ist der Plan.«
    »Was?«
    »Nichts.«

    Sie zieht ihre Hand fort und hält sie sich vor den Mund. »Mein Gott, du willst das hier gar nicht überleben, oder?«
    Er kann hören, wie Octavia im Wohnzimmer leise schnarcht. Katy steht mit dem Keks in der Hand im Flur und starrt sie an. Sie hat ein Stück abgebissen, aber sie kaut nicht  – regungslos lauscht sie ihrem Gespräch. Er fragt sich, wie viel sie mitbekommen hat. Sie darf ihrem Vater nichts erzählen.
    »Das Einzige, wofür ich noch lebe, ist Gerechtigkeit. Wenn ich für Gerechtigkeit gesorgt habe, ist nichts mehr übrig.«
    »Willst du dich umbringen?«
    »Nein. Natürlich nicht.«
    »Was dann?«
    »Spielt keine Rolle.«
    »Für mich schon.«
    »Ich kann nicht zurück in den Knast.«
    »Deine Taten haben eine Vorgeschichte, du kannst auf vorübergehende Unzurechnungsfähigkeit plädieren, du kannst …«
    »Nein«, sagt er. »Beim letzten Mal gab es auch eine Vorgeschichte.«
    »Caleb …«
    »Ich werde mich nicht umbringen«, sagt er.
    »Was dann?«
    »Können wir hierbleiben oder nicht?«
    »Nein. Aber die Kinder wirst du nicht wieder mitnehmen.«
    Er schüttelt den Kopf. »Sie kommen mit mir.«

    Tabitha versperrt ihm die Sicht auf Katy. »Ehrlich, versprochen, ich werde nicht die Polizei rufen, zumindest nicht sofort. Ich gebe dir dreißig Minuten. Dann hast du reichlich Zeit, irgendwohin zu fahren. Und dir zu überlegen, was du als Nächstes tun willst.«
    »Ich brauche sie.«
    »Du brauchst nur ihren Vater, und den sollst du haben. Ein Teil von mir hasst ihn immer noch. Ich weiß, was er dir angetan hat, darum biete ich dir meine Hilfe an, Caleb. Gegen die Sicherheit der Kinder. Du kannst ihren Vater mitnehmen, wenn du die Mädchen hierlässt. Auch wenn du auch nicht vorhast, ihnen wehzutun, kann ihnen trotzdem etwas passieren. Was, wenn die Polizei versucht, dich aufzuhalten, und du mit dem Wagen einen Unfall baust? Oder es wird auf dich geschossen, und eine von ihnen kriegt eine Kugel ab? Was, wenn Katy vor lauter Angst abhaut und sich dabei verletzt?«
    »Ihnen wird nichts passieren«, sagt er.
    »Das kannst du nicht wissen. Was passiert ist, lässt sich nicht mehr rückgängig machen. Du machst diesen Kindern Angst, Caleb, glaub mir.«
    »Wie wär’s damit?«, sagt er. »Du rufst Wendy an und erzählst ihr …«
    Sie beugt sich vor, und zunächst glaubt er, dass sie ihm eine scheuern oder mit den Fäusten gegen seine Brust trommeln wird. Er stellt sich fest auf den Boden, um es geschehen zu lassen, doch sie umarmt ihn nur. Er riecht ihre Haare und ihre Haut, und es gefällt ihm. Der Geruch erinnert ihn an Lara und macht ihm klar, wie lange es her
ist, dass er zuletzt eine Frau im Arm gehalten hat. Er spürt, wie seine Wut langsam verfliegt.
    »Ich werde dir nicht dabei helfen, einem anderen Menschen wehzutun«, sagt Tabitha in einem sanften,

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