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Haut aus Seide

Titel: Haut aus Seide Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E Holly
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stockte abrupt. Er hatte sich nicht die Mühe gemacht, Lela nach ihrem Nachnamen zu fragen. »Mist!«, entfuhr es ihm.
    »Miss … Mist?«, fragte Mrs. Winters in einer Mischung aus Zögerlichkeit und purem Entsetzen.
    Simon legte die Hand auf die Stirn. Zum Lachen war er zu frustriert. Stattdessen musste er sich alle Mühe geben, um einigermaßen ruhig zu atmen. »Entschuldigen Sie, Mrs. Winters. Wenn eine junge Dame namens Lela anruft, stellen Sie sie bitte zum Konferenzraum A durch.«
    »Ja, Sir. Wie Sie wünschen, Sir.«

    Simon konnte nur hoffen, dass sein kleiner Ausbruch nicht für ein weiteres Malheur gesorgt hatte. Schließlich war es nicht seine Schuld, dass seine Sekretärin eine schwache Blase hatte. Trotzdem würde Andrew es ihm nie verzeihen, wenn Mrs. Winters sich erneut in die Hose machte.
    »Was?«, war seine leicht genervte Reaktion auf Andrews amüsiert fragenden Blick. »Wir können jetzt weitermachen. Ich hör zu.«
    »Ich sagte gerade«, begann sein Angestellter mit betont langgezogener Sprechweise, »und Roger ist da ganz meiner Meinung, dass die Hypotheken anscheinend ihr größtes Problem sind.«
    Roger nickte. Sein Adamsapfel hüpfte vor Nervosität. »Ja, Mr. Graves. Wenn die Bankiers irgendwelchen Grund zur Besorgnis bezüglich ihrer Zahlungsfähigkeit hätten, könnten wir diese Hypotheken zum Schnäppchenpreis aufkaufen. Besonders die der europäischen Filialen. Die Verbindlichkeiten liegen alle bei einer Bank. Wenn wir uns entschließen sollten, zuzuschlagen …«
    »Ja. Wenn.« Simon trommelte auf den Rand des Konferenztisches, um den die fünf Männer sich versammelt hatten. Ihm gegenüber hing das Porträt seines Vaters an der getäfelten Wand. Howard Graves mit geschwellter Brust und freundlichem Lächeln an seinem alten Schreibtisch stehend. Aus seiner Weste hing eine goldene Uhr – dieselbe Uhr, die er Simon an dem Tag geschenkt hatte, als er sich zur Ruhe gesetzt hatte.
    »Ich mache mir nicht die geringsten Sorgen«, hatte er damals gesagt. »Ich weiß, dass ich mein Werk in gute Hände übergebe.«
    Dies war der stolzeste Tag in Simons Leben gewesen.
Er würde seinen Vater anrufen müssen, um die bevorstehende Übernahme zu besprechen. Seine Mutter Tess hatte erwähnt, dass das Sprachvermögen des Seniors sich seit dem Schlaganfall wieder verbessert hätte. Sein Verstand war glücklicherweise sowieso scharf wie eh und je.
    Ein wenig ruhiger betrachtete er seine Mitstreiter.
    »Keine schmutzigen Tricks«, verkündete er. »Ich will nicht, dass die Presse von eventuell prekären Machenschaften erfährt, wenn wir diese Übernahme tatsächlich durchziehen.«
    »Nein, nein, Sir«, murmelten seine Angestellten in zustimmendem Chor.
    Ihre Fügsamkeit nervte ihn, also scheuchte er sie raus. Nur Andrew blieb noch da.
    »Also«, fing er an und bewegte seinen Notizblock auf der polierten Tischfläche hin und her. »Sie haben Lela kennengelernt.«
    Simon setzte sich auf seinem Stuhl zurück. »Erzählen Sie mir nicht, dass sie der Grund dafür ist, dass ich unbedingt Meilleurs Amis besuchen sollte.«
    Andrew zuckte mit den Schultern, und sein Mund verzog sich zu einem Grinsen, das aussah, als hätte er gerade die Keksdose geplündert. »Ich dachte, Sie würden sich gut verstehen. Schließlich haben Sie eine Menge gemeinsam. Außerdem ist sie eine echte Rakete, wenn Sie wissen, was ich meine.«
    »Sie hatten also was mit ihr? Verdammt, Andrew, ich habe es nicht nötig, Ihre Verflossenen zu übernehmen!«
    »Das weiß ich doch. Aber um ehrlich zu sein, hat sie mich abserviert.«
    »So ein Dreck!« Sein Chef haute mit beiden Händen auf die Tischplatte. Andrew zuckte zwar zusammen, aber
ansonsten war ihm der Ausbruch seines Chefs höchst gleichgültig. Simon hingegen störte es über alle Maßen, dass Andrew schon mit ihr geschlafen hatte. Er war der Erste , dachte er voll irrationaler Wut, Andrew hat als Erster mit Lela geschlafen!
    »Seien Sie vernünftig«, sagte Andrew mit tröstender Stimme. »Sie hatte nicht damit gerechnet, Sie kennenzulernen, und umgekehrt. Wenn es zwischen Ihnen beiden gefunkt hat, dann haben Sie das bewirkt, nicht ich. Ich habe nur ein klein wenig dem Schicksal nachgeholfen.«
    »Schicksal!« Es gefiel Simon ganz und gar nicht, dieses Wort aus Andrews Mund zu hören. Mit Schicksal hatte die Sache zwischen ihm und Lela rein gar nichts zu tun. Und falls es doch so wäre, hatte Andrew es ganz sicher nicht verdient, sich das auf die Fahne zu schreiben. Simon stand auf

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