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Haut

Haut

Titel: Haut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mo Hayder
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Ihr Blut.
    In Southeast London hatte es lange und komplexe Debatten über das Gesetz zur Anhalte- und Durchsuchungsbefugnis gegeben. Caffery war noch Police Constable gewesen, und sein Inspector hatte sich dafür entschieden, den Kopf einfach in den Sand zu stecken und den größten Teil seiner Manpower darauf zu verwenden, die Quote in anderen Bereichen der Kriminalität zu erfüllen. Caffery waren Einbruchsfälle zugewiesen worden. In zwei Monaten hatte er eine Menge über die cleveren Methoden gelernt, mit denen man in fremder Leute Häuser eindringen konnte.
    Er fuhr sechs Meilen weiter ins nächste Dorf und zu einer Eisenwarenhandlung, wo er sich ein paar Dinge besorgte, die er brauchte. Die anderen hatte Tanner ihm großzügigerweise zur Verfügung gestellt: in dem unverschlossenen Wartungsschuppen am Pool. Wussten die Leute nicht, dass man Schuppen verschließen konnte? War das noch nicht zu ihnen durchgedrungen? Ein Einbruch in einen Schuppen war genauso wahrscheinlich wie einer ins Haus. Hey, Georges, dachte er, diese laxe Einstellung in puncto Sicherheit ist schwer zu verstehen. Er trug eine Stufenleiter und eine Bohrmaschine zu der Seite des Hauses, die der Straße abgewandt war. Wenn dort ein Auto käme, würde er es schon aus meilenweiter Entfernung hören, und er hätte genug Zeit, das Werkzeug zu verstecken, wenn jemand auftauchen sollte.
    Was immer Tanner hinter der Mauer in seinem Zimmer trieb, er würde kaum wollen, dass ein Schlüsseldienst oder die Polizei anrollte, wenn der Alarm losginge. Also war die Alarmanlage wahrscheinlich nicht mit einer Wachdienstzentrale verbunden, sondern diente nur dazu, einen Eindringling zu erschrecken. Trotzdem schnitt Caffery ungefähr zehn Meter weit vom Haus entfernt die Telefonleitung durch. Er stellte die Leiter ans Haus, schob einen Neun-Millimeter-Bohrer ins Futter der Bohrmaschine, kletterte zum Kasten der Alarmanlage hinauf und bohrte ein Loch in das T des Firmennamens - da, wo die Farbe am dunkelsten war, sodass man das Loch nicht schon von Weitem erkennen würde. Er schüttelte eine Dose Montageschaum, schob die Spraydüse in das Loch und füllte den Kasten mit Schaum, bis die Frontplatte mit leisem Knacken ein kleines Stück heraussprang. Dann verklebte er das Blinklicht mit schwarzem Isolierband, stieg von der Leiter und trug sie zurück in den Schuppen.
    Im Haus und auf dem Grundstück rührte sich nichts. Kein einziges Auto, kein Laster und kein Motorrad war bisher vorbeigekommen. Hier draußen konnte alles Mögliche passieren, und niemand würde es merken. Links neben der Haustür befand sich ein kleines Milchglasfenster; wahrscheinlich lag dahinter eine Toilette. Er klebte Isolierband über die obere Scheibe, schlug sie mit dem Kolben der Bohrmaschine ein und langte hinein, um das Fenster zu entriegeln. Dann kletterte er hinein. Er landete auf dem Toilettendeckel, sprang hinunter und ging weiter in die mit Steinplatten ausgelegte Diele.
    Irgendwo hier musste die Innenbox der Alarmanlage sein. Wenn sie losginge, würde der Lärm ohrenbetäubend sein. Er hatte vielleicht noch zehn Sekunden Zeit.
    Er kam zu einem Zimmer, das aussah wie ein Büro: eichengetäfelt, mit dicken Teppichen und bodenlangen Fransenvorhängen. Die Einrichtung war klassisch, aber nicht besonders elegant: ein mit Schnitzereien verzierter Mahagonischreibtisch mit einer Oberfläche aus grünem Leder, ein knopfgeheftetes Queen-Anne-Sofa, große, goldgerahmte Landschaftgemälde an den Wänden. Die Fenster gingen zum Swimmingpool hinaus. Eine Alarmbox war nicht zu sehen. Er ging weiter, vorbei an einer kleinen Küche und einer Schuhkammer, in der eine Reihe von Gummistiefeln auf dem Boden stand und Barbour-Jacken an den Garderobenhaken hingen. Dann kam er in einen zweiten Korridor, wo die Sonne durch das Fenster auf einen teuren Walnussholzfußboden fiel. Jetzt waren schon mehr als zehn Sekunden vergangen, und noch immer blieb es still. Aber jetzt entdeckte er die Box am Ende des Korridors. Sie war über einer massiven, mit einem Vorhängeschloss gesicherten Eichentür angebracht.
    Das Rotlicht blinkte nicht. Die Sirene ging nicht los. Kleine Infrarot-Augen blinzelten ihm von beiden Seiten der Decke zu; die Tür war mit zwei Kontaktsensoren ausgestattet - einer auf jeder Seite. Caffery begriff, dass die Sirene deshalb nicht losging, weil die Alarmanlage nicht gegen Einbrecher schützen sollte. Sie sicherte ausschließlich den Hohlblockraum.
    Er ging zu der Box und unterbrach den

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