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Haut

Haut

Titel: Haut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mo Hayder
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Längsrichtung, wie bei Lucy Mahoney.
    »Keine Proberitzer?«
    »Keine. Wie bei Mahoney. Sie haben's beide auf Anhieb richtig gemacht. Und sie haben beide gelegen. Isoliert betrachtet hat es nichts zu bedeuten. Aber es gibt noch mehr.«
    »Was denn?«
    »Sie hat es genauso gemacht wie Mahoney. Benzos und Messer. Und wie bei Mahoney ist das Temazepam nur halb verdaut.«
    »Und was sagt uns das?«
    Beatrice rieb sich mit der Fingerspitze über die Stirn. »Sagen Sie es mir. Lucy Mahoney hat das Temazepam wegen einer Operation verschrieben bekommen, aber Hopkins...« Sie sah ihn an. »Bisher weiß noch niemand, wie sie an die Tabletten gekommen ist.«
    Caffery betrachtete den Schnitt am Handgelenk der Frau. Er konnte den Mechanismus des Arms unter der Haut erkennen: die dunkelgrauen Sehnen, die glatten Faszien auf den Muskeln. »Ich weiß nicht. Es klingt ein bisschen weit hergeholt.«
    Beatrice strich sich eine graue Haarsträhne aus der Stirn und seufzte genervt. »Wissen Sie, ich habe nicht erwartet, dass sie mir dafür einen Heiratsantrag machen, aber auf eine andere Reaktion habe ich schon gehofft, Jack. Auf ein wenig Anerkennung vielleicht. Und wenn es nur ein Kopfnicken ist. Vielleicht ein Lächeln, weil ich mir die Mühe gemacht habe, Sie anzurufen.«
    Caffery warf einen Blick hinüber zu dem Polizisten, der immer noch leise telefonierte und sich dabei mit einem Finger das andere Ohr zuhielt, um das Rauschen der Klimaanlage auszublenden. »Es ist nur so«, flüsterte er und lehnte sich zu ihr hinüber, »wenn Sie recht haben, dann kann ich nur sagen: Gott helfe mir.«
    »Und ich kann nur sagen, ich höre bereits Gottes Hufgetrappel - denn ich habe recht. Sie wissen noch nicht alles.«
    Caffery drehte den Kopf zur Seite und sah sie an.
    »Ja«, murmelte sie mit hochgezogenen Brauen. »O ja.«
    Sie gab den beiden Assistenten ein Zeichen. Susan Hopkins war eine kräftige Frau gewesen, genau wie Lucy Mahoney, und die beiden mussten zu zweit anfassen, um sie umzudrehen. Als sie es getan hatten, hörte Caffery auf zu kauen. Regungslos stand er da.
    »Sehen Sie, was ich meine?«, fragte Beatrice. »Sehen Sie, warum ich nicht glaube, dass sie Selbstmord begangen hat?«
    An den Fersen der Toten war die Haut abgeschürft. In den Schrammen waren kleine schwarze Punkte zu sehen: Schmutz, der sich dort eingegraben hatte.
    »Sie wurde über den Boden geschleift? Wollen Sie sagen, sie wurde in die Garage geschleift?«
    Beatrice lachte leise und freudlos. »Endlich«, knurrte sie. »Endlich sprechen wir dieselbe Sprache.«
     

41
    Flea parkte im Schatten der Bäume, wo man den Wagen von der Straße aus nicht sehen konnte, und lief zu Fuß zu Ruth Lindermilks Bungalow hinauf. Die Hitze des Tages ließ allmählich nach. In der kleinen Siedlung war es still; nur in einem der Cottages kläffte wütend ein Hund. Flea ging nicht zur Haustür, sondern öffnete das Tor und stapfte außen um das Haus herum zum Garten, wo das Gelände zur Straße hin abfiel.
    Ruth stand ein paar Schritte vor ihr und wandte ihr den Rücken zu. Sie trug einen Rock und eine Jeansjacke, aber keine Mütze, und schüttete Körner in eins der Futterhäuschen.
    »Hallo.«
    Ruth fuhr herum, und als sie Flea erkannte, stellte sie den Futterbeutel auf den Boden und ging zum Haus. »Ruth, bitte.«
    »Hauen Sie ab. Ich hole mein Gewehr.«
    »Sie haben kein Gewehr. Die Polizei hat es beschlagnahmt.«
    »Ich hab noch eins. Ich hol's jetzt.«
    »Herrgott Ruth, wir sind doch nicht im Fernsehen.«
    Ruth blieb wie angewurzelt stehen und drehte sich langsam um. Ohne die Mütze sah sie älter aus. Ihr schlecht gefärbtes Haar war kurzgeschnitten und am Hinterkopf grau. Die Augenwinkel waren von Make-up verkrustet. Sie schwitzte und atmete schwer. »Es ist verdammt dreist von Ihnen, sich hier noch mal blicken zu lassen.«
    »Es tut mir leid, das vom letzten Mal. Aber die Nachbarn haben mich nicht geschickt. Wenigstens das müssen Sie mir glauben.«
    Ruth schüttelte den Kopf. »Wer sind Sie dann? Mit Ihrer Combathose und ihrer Kappe? Hat Ihnen noch keiner gesagt, dass das Jungssachen sind? Sie sehen aus wie ein Wichser.«
    »Ich bin Privatdetektivin.«
    »Privat... ? Wieso erzählen Sie mir dann, Sie kommen von der Straßenaufsicht?«
    »Es war das Erste, was mir einfiel.«
    »Dass Sie nicht von der Behörde kommen, hätte ich mir gleich denken können. Von der Behörde ist noch nie jemand bei mir gewesen. Wenn ich Sozialhilfe kriegte, dann war's was anderes - bei denen

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