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Haut

Haut

Titel: Haut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mo Hayder
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paar hundert Pfund pro Artikel.
    »So was hat sie bei Ihnen gekauft?«
    »Ja.«
    »Und wie lange ist sie schon Ihre Kundin?«
    »Seit anderthalb Jahren? Oder länger. Ich weiß es nicht genau.«
    Lucy, dachte Caffery, du bist nicht die Frau, für die ich dich gehalten habe. Du hattest noch eine andere Seite. Hast du Sexspielchen gespielt? Vielleicht hat dir dabei jemand die Tabletten gegeben. Hat er dir gesagt, sie machen den Sex besser?
    »War sie immer allein, wenn sie herkam?«
    »Ich glaube ja.«
    »Und sie wirkte nie beunruhigt?«
    »Nein.«
    »Hat nie gesagt, dass sie sich bedroht fühlte?«
    Nach einer kurzen Pause erwiderte Pooley in zurückhaltendem Ton: »Sie hat Sachen bei mir gekauft. Ich glaube nicht, dass sie je herkam, weil sie dachte, sie könnte uns ihre Geheimnisse anvertrauen. Ich kannte sie gerade gut genug, um ein paar freundliche Worte mit ihr zu wechseln. Ich wusste, was sie sammelte, und manchmal musste ich an sie denken, wenn ich etwas eingekauft habe, aber unsere Beziehung war rein ästhetischer Natur.«
    Caffery schaute die Peitsche aus Menschenhaaren an, die Analstöpsel. »Ästhetischer Natur?«
    Pooleys Nasenflügel blähten sich, ein wenig als röche Caffery schlecht. »Ich habe ihre Sammlervorlieben geteilt, Mr. Caffery.« Er klappte die Schatulle zu. »Aber ihre Vorlieben im Schlafzimmer? Na, ich bitte Sie - sie war eine Kundin.«
    »Sie hat auch Briefbeschwerer bei Ihnen erstanden.«
    »Das war das Zweite, wofür sie sich interessierte.« Er ging zu der Vitrine, stellte die Schatulle hinein und nahm zwei Briefbeschwerer heraus, beide von einem tiefen Himmelblau. Er hielt sie auf den Handflächen wie zwei dicke Pflaumen. »Hübsch, nicht? Ich hab sie aus einem Geschäft in Andover; diese Gemeindelädchen, die ahnen meist gar nicht, was sie da besitzen. Die hier sind französisch. Aus der Manufaktur in Clichy. Ziemlich alt. Ich hab an sie gedacht, als ich sie kaufte; dachte mir, die Farbe würde ihr gefallen.« Er stellte sie auf den Schreibtisch, schob die Zunge zwischen die Zähne und ging wieder zu dem Schrank. Er strich mit zarter Hand über die anderen Objekte, wählte ein paar aus und brachte sie herüber. »Auch dabei hab ich an sie gedacht.«
    Es waren drei Briefbeschwerer, zwei voller Wirbel aus Orange und Rot, der dritte schlicht und weiß; seine Oberseite streckte sich spitz zulaufend in die Höhe, als griffe das Glas in den Himmel. »Nicht mein Ding, um ehrlich zu sein - zu modern, aber ich glaube, Mrs. Mahoney hätten sie gefallen. Ich wollte sie ihr immer zeigen. Sehen Sie? Man könnte sie so aneinanderreihen. Vielleicht auf einer Fensterbank.« Er setzte sich und legte die Hände zu einem schmalen Spitzdach zusammen. »Zum Beispiel, wenn da etwas vor dem Fenster wäre, auf das man die Aufmerksamkeit lenken wollte.«
    »Und die Stücke, die sie bei Ihnen erworben hat?« Caffery fragte sich, was der mittlere Briefbeschwerer an sich hatte: Irgendetwas tickte in seinem Kopf, wenn er ihn anschaute. »Haben Sie Unterlagen darüber? Verkaufsbelege?«
    »Verkaufsbelege. Ja, ich...« Pooley verstummte. Er sammelte sich und lächelte gelassen. »Die meisten Rechnungen bewahre ich zu Hause auf. Wohin könnte ich sie Ihnen bringen?«
    Caffery schob die Hand in die Tasche, um seine Brieftasche herauszuholen, aber er ließ sich Zeit damit, denn er überlegte, ob da noch etwas war, noch eine Frage, die er hätte stellen sollen. Gerade wollte ihm die Antwort einfallen, als das Telefon in seiner Tasche klingelte. Er zog es heraus. Beatrice Foxtons Nummer leuchtete auf dem Display.
    »Was machen Sie gerade?« Ihre Stimme hatte ein Echo. Vermutlich war sie im Leichenschauhaus. »Wo sind Sie?«
    »In Brislington.« Caffery schob seinen Stuhl zurück und stand auf. Mit einer Hand kramte er eine Visitenkarte aus seiner Brieftasche und legte sie vor Pooley auf den Schreibtisch. »Rufen Sie mich an.« Er formte die Worte lautlos mit den Lippen und fragte dann: »Warum, Beatrice? Wo soll ich hinkommen?«
    »Ins Southmead Hospital. Und zwar sofort.«
     

40
    Die beiden Assistenten waren dabei, die Leiche zu versorgen, als Caffery eintrat. Er hatte seine Jacke im Büro gelassen und zog eben die weißen Galoschen an, die das Krankenhaus zur Verfügung stellte. Beatrice kam ihm in der Tür entgegen; ihre Maske hing unter dem Kinn, und sie hielt ein Becherglas in der Hand. »Hallo, Jack.« Sie hielt ihm das Glas vor das Gesicht und ließ den Inhalt umherschwappen. Der beißende Geruch von

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