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Havoc

Havoc

Titel: Havoc Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ravensburger
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war, und als sie aufblickte, sah sie, dass Grendel aufgehört hatte zu zeichnen und sie nun mit neugierigem Blick beobachtete.
    Sie hob das Blatt und zeigte es ihm. »Schauen Sie«, sagte sie. »Was meinen Sie? Leider habe ich Ihre Hände nicht so gut hinbekommen. Hände sind immer das Schwierigste, abe r … ansonsten finde ich es eigentlich ganz gelungen.«
    Er beugte sich vor, nahm ihr das Blatt aus der Hand, betrachtete es und sah sie dann verständnislos an.
    »Das sind Sie!«, sagte Alicia und zeigte auf ihn.
    Grendel verzog den Mund zu einem schiefen Lächeln. Dann brach er in ein Lachen aus, das an das heisere Grunzen eines Seehunds erinnerte. Er schien sich zu freuen. Alicia war so überrascht, dass sie auch lachen musste.
    Beide verstummten abrupt, als unten am Fuß der Treppe an der Tür gerüttelt wurde.
    3
    Grendels Gesicht nahm schlagartig einen anderen Ausdruck an. Die Freude, die eben noch aus seinen Augen geleuchtet hatte, verwandelte sich in nackte Panik. Er sprang auf, packte Alicia grob am Arm und zog sie in eine Ecke, in der mehrere Staffeleien standen, die von einem Bettlaken verdeckt waren. Er hob das Laken an und machte ihr hektisch Zeichen. Alicia verstand sofort und kroch zwischen die Beine der Staffeleien.
    Im nächsten Moment waren bereits Schritte auf der Treppe zu hören. Meine Tasche! , dachte Alicia erschrocken. Meine Tasche liegt immer noch auf der Treppe!
    Grendel ließ das Laken über Alicia fallen und machte sich mit schwerfälligen Schritten daran, zu seinem Tisch zurückzukehren, als auch schon die Tür aufgestoßen wurde und Miss Benjamin in den Raum trat.
    »Sie haben schon wieder vergessen, die Tür abzuschließen, Scratch!«, rief sie ärgerlich über die Schulter. »Wie oft muss ich Ihnen noch sagen, dass die Tür immer versperrt sein muss?«
    Sie hielt die Tür auf, während Scratch noch keuchend die Treppe hinaufstapfte.
    »Ich habe an wichtigere Dinge zu denken«, schnaufte er und schob sich an ihr vorbei in den Raum. Als er Grendel nicht an seinem Platz vor dem Zeichentisch sitzen sah, stemmte er empört die Hände in die Hüften. »Was stehst du hier rum!«, schimpfte er, ging auf ihn zu und versetzte ihm einen Schlag auf den Hinterkopf. »Geh gefälligst an die Arbeit zurück! Ich füttere dich hier nicht durch, damit du Däumchen drehen kannst, du widerwärtiges Ungetüm!«
    Alicia linste unter dem Saum des Lakens hindurch und sah, wie Grendel sich eingeschüchtert duckte und zu seinem Hocker schlich. Scratch stellte sich neben ihn und betrachtete die Zeichnung, an der er gearbeitet hatte.
    »Wer soll das sein?«, fragte er. »Irgendein Bengel, der eine Klippe herunterfällt? Wen interessiert das schon? Weißt du nicht, dass die Leute von Havoc den Shard haben? Zeig uns den Shard! Zeig uns ihr Versteck! Aber diesmal nicht von innen, du Idiot, sondern so, dass wir genau erkennen können, wo es sich befindet!«
    Grendel blickte ängstlich zu ihm auf. Offensichtlich verstand er nicht, was Scratch von ihm wollte. Er deutete grunzend auf die Zeichnung, als wollte er sagen: Da! Sehen Sie nicht? Ich zeichne doch!
    »Schwachsinnige Missgeburt!« Scratch warf verärgert die Hände in die Luft.
    Alicia war entsetzt. Niemand hatte es verdient, so behandelt zu werden! Dann fiel ihr wieder ihre Tasche ein. Hatten Scratch und Miss Benjamin sie auf der Treppe gefunden? Oder war sie gar nicht mehr da gewesen? Weil die Dunkelheit si e … aufgefressen hatte?
    Wenn Grendel mich nicht gerettet hätte, hätte sie mich mit Haut und Haaren verschlungen.
    »Meinen Sie, er zeichnet gedankenlos, was er vor seinem inneren Auge sieht, wie ein Tier, das sich nur von seinen Instinkten treiben lässt?«, fragte Miss Benjamin. Sie war neben die beiden getreten, um sich die Zeichnung ebenfalls anzusehen. »Oder kann er sich in der Welt seiner Fantasie nach Belieben bewegen und entscheiden, was er sehen und zeichnen will?«
    »Woher soll ich wissen, was in ihm vorgeht?«, stöhnte Scratch. »Diese erbärmliche Kreatur ist undurchschaubar! Seit ich diese Bruchbude von einer Irrenanstalt geerbt habe und ihn hier oben malend auf dem Dachboden gefunden habe, hat er kein einziges Wort gesprochen. Er macht nichts anderes, als zu zeichnen, und legt nur eine Pause ein, um etwas zu essen oder wenn ich ihn mit nach unten nehme, damit er seine widerwärtigen körperlichen Bedürfnisse verrichten kann. Ich weiß nicht, wo er herkommt oder wer er ist. Vermutlich ein ehemaliger Patient.«
    »Und doch haben Sie

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