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Havoc

Havoc

Titel: Havoc Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ravensburger
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Justin.
    Seth beachtete ihr kleines Geplänkel gar nicht. »Wenn wir in unserer Welt wären, würden sich hier jetzt Massen von Touristen herumtreiben. Egal wie kompliziert es wäre herzukommen, ihr könnt Gift drauf nehmen, dass irgendein Idiot im Hawaii-Hemd dastehen und Fotos knipsen würde.« Er holte tief Luft und seufzte glücklich. »Aber hier in Malice kann es gut sein, dass wir die einzigen lebenden Seelen im Umkreis von hundert Meilen sind!«
    »Wollen wir mal hoffen, dass du Recht hast«, murmelte Justin.
    »Da unten keine lebende Seele.« Stöpsel deutete auf einen überwucherten Weg, der in das Tal hinabführte. »Nur böse Geister«, sagte er. »Ich warte hier. Baue Lager.«
    »Aber komm bloß nicht auf die Idee, in dein Dorf zurückzukehren und uns hier verrecken zu lassen, Stöpsel«, warnte Justin. »Denk dran, dass du den Rest deiner Bezahlung erst bekommst, wenn wir wieder sicher in Felsenstein sind.«
    »Ich warte«, brummte Stöpsel. »Bis morgen Abend, dann gehe ich zurück.«
    Während er sich daranmachte, das Lager aufzubauen, legten die drei alles ab, was sie nicht unbedingt benötigten, um nicht so schwer schleppen zu müssen.
    »Vorsicht«, warnte Stöpsel, als sie aufbrachen. »Geister kommen nachts. Besser, ihr kommt zurück, wenn Sonne versinkt. Sonst versteckt euch. Wenn ihr könnt.«
    3
    Kady, Seth und Justin blickten sich ehrfürchtig um. Endlich standen sie in der Stadt, die sie bislang nur aus der Ferne gesehen hatten. Die meisten Gebäude waren immer noch erstaunlich gut erhalten und alles wirkte sehr friedlich. Zwar hatte sich die Natur die Stadt teilweise zurückerobert und Kletterpflanzen rankten an den Mauern empor, aber es war immer noch gut zu erkennen, wie schön Akropolis einst gewesen sein musste. Die Stadt sah so aus, wie Seth sich das alte Rom vorstellte oder Athen in der Antike, als die Griechen die größte Zivilisation der Welt aufgebaut hatten. Vielleicht sogar noch beeindruckender. Die weitläufigen Plätze waren mit schimmernden Marmorplatten gepflastert, überall ragten kunstvoll verzierte Säulen in den Himmel empor und es gab viele aus Stein gehauene Brunnen, in denen allerdings schon längst kein Wasser mehr sprudelte.
    Und dann die Mosaike. Viele der Plätze und Gebäude schmückten unglaublich lebendig wirkende Bilder, die aus winzigen Steinchen zusammengesetzt worden ware n – einige von ihnen waren sogar in allen Farben glitzernde Halbedelsteine. Sie erzählten von großen Festen und Schlachten oder zeigten Szenen aus den Tempeln, in denen Menschen vor Katzen knieten und ihnen Opfergaben darboten. Es waren allerdings keine kleinen Hauskatzen, die sie verehrten, sondern Furcht einflößende, riesige Raubkatzen, die mehr Ähnlichkeit mit Leoparden, Geparden oder Panthern hatten, wenn ihre Fellzeichnung auch ganz anders war. Auf einigen der Mosaike sah man, wie sie gegeneinander kämpften und ihre Armeen in die Schlacht führten, auf anderen waren Festmahle dargestellt, zu denen sich offenbar bedeutende Katzen mit ihren menschlichen Dienern eingefunden hatten. Jedes der Mosaike erzählte von einem anderen Ereignis, und auch wenn die drei oft nicht enträtseln konnten, worum es sich genau handelte, waren sie zutiefst beeindruckt.
    »Das ist die Geschichte der Stadt in Bildern«, sagte Kady ehrfürchtig, als sie an einem weiteren Mosaik vorbeikamen. »Akropolis muss wirklich eine bedeutende Stadt gewesen sein, als hier noch Leute lebten. Und Katzen.«
    Doch je tiefer sie ins Zentrum vordrangen, desto unbehaglicher fühlten sie sich. Irgendetwas Bedrohliches lag in der Luft. Nach einer Weile fiel ihnen auf, dass kein einziges Geräusch an ihre Ohren drang, noch nicht einmal Vogelgezwitscher. Von da an empfanden sie die Stille nicht mehr als friedvoll, sondern als gespenstisch. Jedes Wort, das sie sagten, hallte durch die verlassenen Straßen und die Stadt wurde ihnen zunehmend unheimlicher, sodass sie schließlich verstummten.
    »Ich weiß nich t … aber mir ist irgendwie ganz schwummerig«, sagte Kady irgendwann. »Geht es euch auch so?«
    Seth nickte. »Ja.«
    »Ich verstehe das nicht. Wir gehen eine Straße entlang und ich kann sehen, wie lang sie ist, und bin mir sicher, dass wir bis zur nächsten Ecke noch ein paar Minuten brauchen, und auf einmal sind wir schon da. Als wäre die Strecke viel kürzer, als ich gedacht habe. Mir kommt es so vor, als hätte ich auf einmal jedes Gefühl für Perspektive verloren.«
    »Mir geht’s ganz genauso«, sagte Seth.

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