Hazienda der Traeume - Julia Saisonband Bd 66
entledigte sie sich der Bluse und des Rocks. Dann stellte sie sich unter die Dusche. Das Wasser war lauwarm. Julie atmete einige Male tief durch. Was hatte sie getan? Nur knapp war sie noch einmal mit einem blauen Auge davongekommen.
Schließlich stellte sie das Wasser ab, trocknete sich ab und wickelte die Bettdecke um sich.
Rafael saß auf der Kante eines der Betten, als sie ins Zimmer zurückkehrte. Er hatte sein Hemd ausgezogen sowie die nassen Socken und Schuhe und blickte auf, wandte den Blick aber gleich wieder ab.
„Meinst du, die Kerzen brennen lange genug?“, fragte sie.
„Wir löschen eine.“ Er blies sie aus. Nun war es noch dunkler im Zimmer. Rafael streckte sich auf dem Bett aus, die Arme vor der Brust verschränkt. „Es ist spät, Julie. Versuch, etwas zu schlafen.“
Sie setzte sich auf das andere Bett. „Wie spät ist es denn?“
„Viertel nach eins.“ Er sah zu ihr hinüber. „Hast du eine Ahnung, wie lange so ein Hurrikan normalerweise dauert?“
„Das ist unterschiedlich. Mit etwas Glück haben wir es am Morgen überstanden.“
„Ich habe die Fensterläden mit meiner Krawatte befestigt. Das sollte halten. Uns passiert schon nichts.“
SeinTonfall klang sachlich und unpersönlich. Fast konnte man annehmen, dass nichts zwischen ihnen gewesen sei.
Julie betrachtete Rafaels Hände. So schöne und kraftvolle Hände mit wohlgeformten Fingern. Typische Künstlerhände. Sie erinnerte sich, wie sie sich auf ihren Brüsten angefühlt hatten, auf ihren Schenkeln …
Eigentlich hatte sie ihn ganz anders eingeschätzt – kühl und gefühllos. Doch das Gegenteil war der Fall. Er war ein feuriger, leidenschaftlicher Mann voller Zärtlichkeit.
Der Regen trommelte aufs Dach. Der Wind heulte ums Haus. Etwas krachte gegen die Tür, und Julie schrie erschrocken auf. Sie musste an Hurrikan Andrew denken. Ihre Freunde Dottie und Hal waren damals nur knapp mit dem Leben davongekommen.
Der Sturm hatte jetzt seine Spitzengeschwindigkeit erreicht und war am gefährlichsten. Er heulte und der Regen trommelte gegen die Fensterläden.
Verängstigt setzte Julie sich im Bett auf.
„Julie?“ Besorgt richtete Rafael sich auf.
„Der Wind ist viel stärker, als ich befürchtet habe“, sagte sie.
Er hörte ihr an, wie sehr sie sich ängstigte und hatte das Bedürfnis, sie zu beruhigen.
Mit wenigen Schritten war er bei ihr, legte sich neben sie und hielt sie tröstend in den Armen. „Mach dir keine Sorgen, alles wird gut“, versicherte er ihr beschwörend.
Julie klammerte sich an ihn, als könnte nur er sie vor dem Sturm beschützen.
„Ich bin ja da, ich bin bei dir, ganz ruhig, Julie. Dir passiert nichts.“
Langsam entspannte sie sich in seinen Armen. Sie fühlte sich seltsam geborgen an seiner Brust. Als sie zu ihm aufsah, küsste er sie auf die Stirn und sagte: „Ruh dich aus, Querida . Ich bin bei dir.“
Schließlich fielen ihr tatsächlich die Augen zu, und sie war eingeschlafen.
Doch Rafael fand keinen Schlaf. Das Feuer in seinem Körper brannte noch immer. Er sehnte sich danach, mit Julie eins zu werden. Natürlich war ihm bewusst, dass zwischen ihnen nichts hätte passieren dürfen. Trotzdem bedauerte er nicht, sie geküsst und berührt zu haben.
Zärtlich küsste er sie aufs Haar. Es war wunderbar, sie im Arm zu halten – als wäre sie für ihn gemacht. Die blaue Bettdecke war hinuntergerutscht und entblößte Julies wunderschönen Busen.
Wie gern hätte er ihn wieder berührt, doch er widerstand dem Verlangen. Er hielt Julie nur in den Armen, und schließlich schlief auch er ein.
7. KAPITEL
Julie erwachte davon, dass es absolut still war. Ihr war heiß, und sie fühlte sich beengt. Schlaftrunken kämpfte sie sich aus der Decke, die sie fest um sich gewickelt hatte. Der Hurrikan fiel ihr wieder ein. Und Rafael.
Der Platz neben ihr im Bett war leer. Sie war allein.
Auf der Suche nach ihrer Armbanduhr fand sie einen Zettel, richtete sich auf und überflog die Nachricht.
Der Sturm ist vorbeigezogen. Es ist jetzt sechs Uhr dreißig. Ich warte zwischen acht und halb neun im Speisesaal auf dich. Im Zimmer liegen noch Glasscher ben, zieh dir also unbedingt Schuhe an, bevor du auf stehst.
Sie schloss die Augen und versuchte, ihre Gedanken zu ordnen. Das erschien ihr dringend nötig. Noch halb im Schlaf meinte sie, Rafaels Hände auf den Schultern zu spüren, seine Küsse zu schmecken. Wäre das Fenster nicht zerbrochen, hätten sie sich geliebt. Die Folgen mochte sie sich gar
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