Hazienda der Traeume - Julia Saisonband Bd 66
beschäftigt ist.“
Unangenehm überrascht wich Julie unauffällig einen halben Schritt zur Seite und deutete auf ein Boot auf der Seine. „Gestern Abend haben wir auf so einem Ausflugsboot diniert“, sagte sie.
„Wie romantisch.“ Er legte ihr einen Arm um die Taille.
„Monsieur St. Jacques …“
„Paul“, flüsterte er ihr ins Ohr. „Sie müssen Paul zu mir sagen, ma chère Julie.“
„Bitte …“ Sie versuchte, sich zu befreien, doch er umfasste sie nur fester.
„Aber, aber , ma petite . Ich würde alles tun, was Sie glücklich macht.“
„Julie?“ Rafael stand an der Tür. „Ich würde dich gern einigen Freunden vorstellen. Aber wenn du beschäftigt bist …“
Sie befreite sich aus St. Jacques’ Griff.
„Ich habe deiner entzückenden Frau gerade die Aussicht gezeigt.“ Er konnte den Blick nicht von Julie lassen. „Sehr schön, oder?“
Rafael kam einen Schritt auf sie zu. Bevor er etwas sagen konnte, eilte Julie schon an seine Seite. „Du warst gerade in ein Gespräch vertieft, da wollte ich nicht stören. Monsieur St. Jacques war so nett, mir diesen Blick auf Paris zu zeigen.“
„Und was noch?“ Rafael umfasste ihren Arm wie ein Schraubstock.
Im Salon stellte er ihr Monsieur und Madame Berdonneau vor, Besitzer einer Kunstgalerie am Boulevard St. Germain.
„Ich könnte gut und gern jeden Monat eine Skulptur von dir verkaufen, Rafael. Ständig fragen Kunden nach deinen Werken. Und ständig muss ich sie mit großem Bedauern vertrösten. Warum? Wo bleibt der Nachschub?“ Er wandte sich an Julie. „Ich kann ja verstehen, dass Ihr Mann seine Zeit lieber mit Ihnen verbringt, Madame. Aber könnten Sie ihn nicht überreden, wenigstens hin und wieder im Atelier zu arbeiten?“
Monsieur Berdonneau nahm einem Kellner zwei Gläser Champagner ab und reichte eines seiner Frau und das andere Julie. „Ich weiß, dass du auf Hochzeitsreise bist, Rafael. Aber ein wenig musst du auch ans Geschäft denken. Könntest du es einrichten, morgen in die Galerie zu kommen? Sagen wir gegen elf Uhr?“
„Gern, André.“
„Und bring Madame Vega mit. Es wird ihr Freude machen, sich in der Galerie umzusehen.“
„Ich fürchte, meine Frau hat bereits andere Pläne.“
Julie sah ihn erstaunt an, sagte jedoch nichts. War Rafael etwa wütend, weil sie vorhin mit Paul St. Jacques auf die Dachterrasse gegangen war? Eigentlich konnte sie sich das nicht vorstellen. Doch irgendetwas hatte ihn verärgert.
Wenige Minuten später bat Paul seine Gäste ins Esszimmer. Die Tafel war festlich mit erlesenem Porzellan, Kristallgläsern und Silber gedeckt, das im Kerzenschein glänzte.
Paul machte eine große Show aus der Sitzordnung. „Du sitzt neben Gaston, Monique. Claudette, bitte setz dich zu Pierres Rechten. Rafael ans andere Ende der Tafel zu Madeleine. Daneben Madame und Monsieur Berdonneau. Und Sie, meine liebe Julie, sitzen neben mir.“
Sie warf Rafael einen schnellen Blick zu. Ihr Mann ver zog zwar das Gesicht, sagte aber nichts. Paul St. Jacques rückte ihr den Stuhl zurecht und schenkte ihr Wein ein, ehe dieVorspeise serviert wurde. Unauffällig schob er seinen Stuhl näher an Julies, während sie den Fisch aßen. Beim Himbeersorbet umfasste er ihre Hand und beim Boeuf Bourguignon tätschelte er ihr Knie.
„Zum Nachtisch gibt es Mousse au Chocolat “, flüsterte er ihr ins Ohr, als das Dessert aufgetragen wurde. „Hoffentlich schmeckt es Ihnen.“
Möglichst unauffällig versuchte sie, von ihm abzurücken und probierte einen Löffel der luftigen Schokoladenspeise. „Es ist ausgezeichnet“, sagte sie.
„Und so süß wie Sie, ma petite Julie.“
Dieser Paul St. Jacques wurde ihr wirklich langsam lästig. Wäre er nicht Rafaels Agent gewesen, hätte sie ihm den Nachtisch mit Vergnügen in den Schoß gekippt. So biss sie die Zähne zusammen, rückte ihren Stuhl noch weiter nach links und suchte Rafaels Blick. Ihr Mann sollte wissen, wie unwohl sie sich in der Gesellschaft seines Agenten fühlte.
Doch Madeleine Duvalier hatte ihn völlig in Beschlag genommen. Ihre üppigen und nicht ganz festen Brüste drohten aus dem tiefen Kleiderausschnitt zu fallen. Jetzt beugte sie sich auch noch vor und wisperte Rafael diskret etwas ins Ohr.
Julie wandte den Blick ab. Sie hatte diese Gesellschaft so satt. Am liebsten hätte sie dieser Madeleine die Augen ausgekratzt und Monsieur St. Jacques aufgefordert, von seiner Dachterrasse zu springen.
„Erlauben Sie“, sagte er in diesem Moment. „Sie
Weitere Kostenlose Bücher