Head over Heels - Band 1 (German Edition)
doch nicht ganz so schlimm aussehen, wie ich befürchtet habe. Als ich wieder aufschaue, begegne ich Williams Blick. Lässig lehnt er am Türrahmen, die Arme vor der Brust verschränkt, die Mundwinkel belustigt nach oben gezogen. „Was?“, frage ich.
„Nichts.“
„Ihr Anruf wartet“, erinnere ich ihn, obwohl ich dieses scherzhafte Getue mehr genieße als alles andere. Na ja, vielleicht genieße ich nur das Vögeln mit ihm mehr.
Noch immer versperrt er mir den Weg, weshalb ich mich zu meiner vollen Größe aufrichte und hoffe, ihn so zum Gehen zu bewegen. Seine Manieren lassen heute sehr zu wünschen übrig. Doch anstatt mich vorbeizulassen und Debby nicht noch mehr Munition zu liefern, beugt er sich vor und schiebt sich seinen Finger ganz langsam in den Mund. Mir fällt die Kinnlade nach unten, ungläubig blicke ich auf diese animalische Geste.
„Mmh, ja, ich schmecke den Hauch von Wut heraus. Man könnte fast sagen, sie tritt dir aus allen Poren.“ Grinsend geht er nach draußen.
Ich bleibe zurück, ohne zu wissen, ob ich nun noch heißer oder geschockter bin. Außerdem bezweifle ich stark, dass sich dieser Mann für irgendetwas schämt.
Was ich jedoch sicher sagen kann, ist, dass ihm bewusst ist, wie er mich zurückgelassen hat – schockiert und erwartungsvoll. Denn das bin ich wirklich. Mein Körper ist enttäuscht wegen des verpassten Orgasmus, der dank Debby – oder besser dank des Störenfrieds am Telefon – warten muss. Debby hinterlässt nur einen faden Beigeschmack. Denn da ist dieser Termin, der mir nun bevorsteht und alles in die Länge zieht.
Ich schüttle den Kopf über mich selbst und bin erstaunt, welch begieriges Miststück aus mir geworden ist. Ich sollte meinem Boss gehörig die Leviten lesen.
Als ich den Vorraum betrete, legt William gerade auf. Debby ist noch immer da, packt allerdings bereits ihre Sachen zusammen, was sie jedoch nicht daran hindert, mir immer wieder teils bissige, teils neugierige Blicke zuzuwerfen. Ich versuche ihr standzuhalten, eine Eigenschaft, die man nicht gerade auf den ersten Blick mit mir in Verbindung bringen würde. Doch seitdem ich Williams Machenschaften ausgeliefert bin, habe ich mich in Sachen Standhaftigkeit gemausert.
Nachdem sich Debby verabschiedet hat und einen der drei Lifte nimmt, steigen William und ich provokant in einen anderen ein. Nicht dass sie uns noch sehen würde, doch es hilft mir, meine Fassung wiederzufinden.
„Du wirst mir nicht sagen, wohin du mich verschleppst, nicht wahr?“, frage ich ihn und nehme gespannt die Veränderung in seinem Gesicht wahr.
„Nein, also spar dir deinen Atem für etwas anderes.“
Ich schüttle den Kopf und bin froh, als wir in der Tiefgarage ankommen, wo wir wie selbstverständlich zu seinem Auto gehen. Als würden wir dies jeden Tag machen. Doch mir gefällt dieser Gedanke seltsamerweise mehr als erwartet. Wie schön wäre es nur, jeden Morgen neben ihm aufzuwachen, mit ihm anschließend zur Arbeit zu fahren und uns den ganzen Tag über gegenseitig mit kleinen Schikanen aufzuziehen! Ob er sich ähnliche Gedanken macht? Oder gehen seine Empfindungen nicht über die Bettkante hinaus? Wieder einmal versuche ich, schlau aus ihm zu werden, aber bald gebe ich resigniert auf.
Lange Zeit sitzen wir nur nebeneinander und schweigen uns an. William fährt, während ich ihn anstarre wie ein verliebter Teenie. Natürlich geschieht dies heimlich, da ich mich niemals trauen würde, ihn offen von oben bis unten zu scannen, wohl wissend, dass er dann nachhakt, bis ich ihm meine wirren Gedankengänge freimütig auf die Nase binde. Wieder hätte er sich einen Vorteil verschafft.
„Wann bist du gestern nach Hause gekommen?“, fragt er mit ruhiger Stimme.
„Am späten Nachmittag. Du?“
„Um zwölf. Ich dachte eigentlich, du meldest dich, wenn du daheim bist.“
Ich schnaube innerlich und frage mich ernsthaft, ob er es mir auch umgehend mitteilt, wenn er etwas beschließt. Wann haben wir ausgemacht, dass wir anrufen, um uns gegenseitig zu versichern, dass alles in Ordnung ist? Wer sagte am Anfang doch noch gleich, er hätte keine Lust auf Anrufe, Tränen … blablabla und den ganzen Scheiß. Und wer ist jetzt, gerade einmal zwei Wochen später, der Meinung, mich wegen irgendetwas tadeln zu müssen, was nie Teil unserer Übereinkunft war? „Du hast dich auch nicht gemeldet. Außerdem dachte ich, ich würde dich nur stören.“
Er wirft mir einen schiefen Blick zu, als wir an einer Ampel halten. Keine
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