Head over Heels - Band 1 (German Edition)
stehen. Was ist mit dem Charles Bennet passiert, den ich kannte? Wer hat ihn gegen dieses unverfrorene Monster ausgetauscht?
„Wir sollten gehen, Rose“, stößt William zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor und nimmt meine Hand. Eine einfache Geste, doch die Augen seines Vaters versprühen Funken.
„Als ich Sie damals befördert habe, Rose, dachte ich niemals, dass Sie auch so eine geldgeile Hure sind“, giftet Charles, als William und ich bereits im Türrahmen stehen.
Meine Beine hören wie von selbst auf zu laufen, auch William schließt die Augen. Denkt anscheinend kurz darüber nach, noch einmal umzudrehen, doch sein Stolz lässt es nicht zu, sodass er sich mit dem Zuschlagen der Tür begnügt.
„Er ist betrunken“, murmelt er, während er mich wieder quer durch die Eingangshalle zieht.
Es passiert alles so schnell, dass ich kaum Zeit habe zu denken. Nur Mr. Bennets Worte sind noch da. Sie dröhnen in meinen Ohren, durchfluten meine Venen, ich atme sie ein, rieche sie, schmecke sie, spüre sie, als wären sie tonnenschwer. William begleitet mich vor die Tür, wo kein einziges Taxi mehr steht. Meine Augen schweifen zurück ins Haus, ich suche Frankie oder sonst jemanden. „Die Taxis sind weg“, höre ich mich selbst sagen.
„Ich bringe dich ins Hotel“, nehme ich Williams warme Stimme neben mir wahr. „Wo ist deine Jacke?“
„Frankie wollte sie holen, als du kamst.“ Und mich ins Verderben gestürzt hast.
Dann zieht er sein schwarzes Jackett aus und legt es mir über die Schultern, ehe er mich die Treppe nach unten, hin zu einer kleinen Parkbucht schiebt, wo er ein schwarzes Auto aufsperrt. „Steig ein, ich hole deine Jacke.“
Im nächsten Moment bin ich alleine. Ich will ihm eigentlich noch sagen, wie die Jacke aussieht, immerhin kann er das nicht wissen, doch er ist nicht mehr da. Müde und völlig neben der Spur kuschle ich mich in sein Jackett, schlinge es um mich und genieße seine Wärme, die meinen Körper umfängt. Doch noch immer sind da diese Worte – geldgeile Hure. Bin ich das? Mir ging es nie ums Geld. Vielleicht ist das auch der Grund, weshalb George mich so abschätzig behandelt. Vielleicht glaubt auch er, ich habe es auf Williams Geld abgesehen. Auf seinen Einfluss in der Firma. Die lange zurückgehaltenen Tränen brechen endlich hervor. Ich schluchze und vergrabe mich noch tiefer in den Sitz.
Als sich die Hintertür öffnet und William meine Jacke auf den Rücksitz wirft, versuche ich, mich wieder zu beruhigen. Mein Schluchzen verklingt, doch noch immer tropfen die Tränen auf den schwarzen Stoff. Er steigt ein und sieht zu mir. Seine Augen glänzen trotz der spärlichen Beleuchtung so warm, dass ich fast wieder zu heulen beginne.
„Bitte, nimm dir, was er gesagt hat, nicht zu sehr zu Herzen. Der Mann, den du glaubtest zu kennen, der nette, freundliche Mann, den hat es nie gegeben. Er ist schon immer so gewesen und wird es bis zu seinem letzten Atemzug bleiben. Und da er getrunken hat, ist es doppelt schlimm.“
Ich nicke nur und versuche, mir seine Kindheit, sein ganzes Leben vorzustellen. Wenn Charles immer so war, er war vielleicht nicht viel zu Hause, doch wie ist es hier zugegangen?
„Wären heute nicht so viele Menschen hier – ich verspreche es, Rose, ich hätte ihm eine in die Fresse geschlagen.“
„Sag so etwas nicht.“
„Weißt du, es war immer schon so. Er kann alles, was er möchte, zu mir sagen, doch als er dich eine … geldgeile Hure nannte … mit diesem Ausdruck im Gesicht … ich … würde er nur einmal die … würde er dir nur einmal etwas antun … ich würde ihn erwürgen, das kann ich dir hoch und heilig versprechen.“
Mir etwas antun … was sollte er mir antun? Während William das Auto startet und ausparkt, versuche ich, mir einen Reim auf das eben Gehörte zu machen. Charles Bennet scheint zwar, wenn er etwas getrunken hat, nicht mehr Herr über sich zu sein, doch ich bezweifle, dass er mich ernsthaft verletzen könnte. Worte sind die eine, Fäuste die andere Sache.
„Von wem hast du meine Jacke bekommen?“ Ich durchbreche dieses finstere Schweigen.
„Von deiner Freundin.“
„Naomi?“
„Die, die an Georges Zunge genuckelt hat“, kommt es etwas entspannter zurück.
„Ja, dann war es Naomi.“
Ich denke grinsend an sie, die heute definitiv nicht zu mir ins Hotel kommen wird. Ihre Wahl ist zwar nicht ganz nach meinem Geschmack, doch das muss sie schließlich selber wissen. Dennoch möchte ich ruhig schlafen und
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