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Head Shot: Thriller (Knaur TB) (German Edition)

Head Shot: Thriller (Knaur TB) (German Edition)

Titel: Head Shot: Thriller (Knaur TB) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Knopf
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auseinandergesetzt, ohne Überraschungen zu erleben. Das hatte mich gelehrt, dass man nichts wusste, es sei denn, man lernte. Man musste offen für absolut alles sein. Es gab keine bessere Vorbereitung für die Erkundung der Kunstwelt.
    Da ich erst vor kurzem Ranglisten professioneller Killer und Philanthropen aufgestellt hatte, nahm ich an, ich wäre bestens gerüstet, um dasselbe mit lebenden Künstlern zu tun. Ein paar Stunden später hatte ich festgestellt, dass das einzige allgemein verbindliche Kriterium für Erfolg die Verkaufszahlen waren, obwohl finanzieller Erfolg Hohn und Spott nach sich zu ziehen schien. Nachdem ich zahllose Bilder und Präsentationen studiert hatte, konnte ich das Problem erkennen. Während die Konkurrenz zwischen einzelnen Künstlern und ihren Mäzenen unzweifelhaft heftig war, gab es wenig Hinweise auf Vorgaben einer übergeordneten Autorität – wie die Académie française im 19 . Jahrhundert. Form und Inhalt, Stil und Thema variierten endlos und schienen meinem ungeübten Auge von völlig absurd bis herzzerreißend vollendet zu reichen.
    Viele dieser Arbeiten hatten den Weg in die Galerie Bellefonte gefunden, was mir eine gute Übersicht verschaffte. Einer der Künstler schien besonders geschätzt zu werden, ein in Mailand lebender Nordafrikaner namens Joshua Etu, der Elektrokabel zu Skulpturen verwob. Sie gefielen mir außerordentlich. Weniger dagegen die karikierten Versionen historischer Gestalten, die eine Frau namens Shree aus der Kleidung in Obdachlosenheimen Verstorbener fertigte. Jedoch waren Wilson Franklins fotorealistische Gemälde von Kindern mit ausdruckslosen Gesichtern, farbig in schwarzweißer Umgebung – in der U-Bahn, beim Einkaufen, bei der Parade der königlichen Familie –, merkwürdig fesselnd.
     
    »Ich glaube, du solltest mich begleiten«, sagte ich zu Natsumi.
    »Wohin?«
    »Zu meinem Besuch bei Nitzy Bellefonte und ihrem Mann.«
    »Ich habe keine Ahnung von Kunst.«
    »Das musst du auch nicht. Die Bürde trage ich. Du bist für den sozialen Aufstieg zuständig.«
    »Darüber weiß ich noch weniger!«
    »Ich schick dir ein paar Links. Du musst dir einfach nur ein paar Namen merken.«
    Am Tag zuvor hatte ich per Boten einen handgeschriebenen Brief an Nitzy überbringen lassen, in dem ich um eine Audienz in der Galerie bat. Im Brief stand, dass meine Frau und ich neu in Greenwich wären, das alte Rockefeller-Anwesen gemietet hätten, während wir uns nach einem Kaufobjekt umschauten, und hofften, Aufnahme in die hiesige Gesellschaft zu finden. Ich kündigte unsere Absicht an, zugunsten der Galerie eine große Spendengala auszurichten. Selbstverständlich würde ich die Spenden um eine sechsstellige Summe aus meinem Privatvermögen ergänzen.
    Der Bote kehrte mit einer Antwort zurück, die gleichzeitig irgendwie begeistert und respektvoll zurückhaltend schien. Die Verabredung war auf fünfzehn Uhr am nächsten Tag festgesetzt.
    »Was passiert, wenn alle anfangen, uns zu googeln?«
    »Sie werden nichts finden.«
    »Und das ist nicht verdächtig?«
    »Doch, sicher. Aber ebenso faszinierend, was unserem Ziel dient.«
    »Das da lautet?«
    »Die Aufmerksamkeit von Austin Ott dem Dritten zu erregen.«
    »Das ist sehr riskant«, sagte sie.
    »Großes Risiko, große Belohnung oder großes Dekolleté. So was ist in Greenwich ganz alltäglich.«
     
    Die Galerie Bellefonte, die man nur anhand einer diskreten Messingtafel erkannte, lag in einem Viertel mit alten, von Hecken und dicken Ziegelmauern umgebenen Anwesen. Einige der Grundstücke waren unterteilt worden, und dort sprossen modernere, aber nicht weniger grandiose Beispiele der Form. Der die Galerie umgebende Park war unberührt geblieben, ein Umstand, der Nitzy mit Stolz erfüllte, wie man der Homepage des Museums entnehmen konnte.
    Ehe wir aus dem Mercedes stiegen, fragte Natsumi: »Wie hoch ist mein Budget?«
    »Für was?«
    »Die Party.«
    »Weniger als fünf Millionen Dollar«, erwiderte ich.
    »So viel brauche ich nicht.«
    »Wie viel brauchst du denn?«
    »Zweihundertfünfzigtausend«, antwortete sie.
    »Okay, gib sie aus. Wir brauchen die Freunde.«
    Die Galerie schloss offiziell um fünfzehn Uhr, was den Termin erklärte. Der Eingang stand offen, und Nitzy Bellefonte empfing uns in einem kleinen Raum mit einem Ticketschalter und einem Holzregal voller Kunstbände und Bücher über die Geschichte der Galerie.
    Ihr Haar war eine so perfekte Mischung aus schwarz und grau, dass es unmöglich gefärbt

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