Head Shot: Thriller (Knaur TB) (German Edition)
vom zweiten fasziniert.
»Selbstverständlich, ich verstehe vollkommen.«
Sobald wir das offene Tor hinter uns gelassen hatten und auf der Straße standen, stieß Natsumi einen Laut irgendwo zwischen Pfiff und Lachen aus.
»Wir sind im Club, Alex. Wir sind im geheimen Club.«
»Noch nicht. Erst müssen wir die Party überstehen.«
»Kein Problem. Sie hat mir alles gesagt, was ich wissen musste. Hat es mir auf dem Silbertablett serviert. Silber und Gold. He, was war das? Habe ich da ein kleines Lächeln gesehen? Hab ich. Versuch nicht, es zu leugnen. Ich habe dich zum Lachen gebracht.«
»Ich trainiere nur ein Repertoire von Verhaltensweisen, die bei der Party von Nutzen sein können.«
»Nein, tust du nicht. Ich habe dich zum Lachen gebracht, ha!«
Es war ein seltsames Gefühl, von Natsumis guter Laune angesteckt zu werden, ihrer natürlichen Unbeschwertheit. Trotz all meiner Bemühungen unterbrach sie andauernd meinen inneren Standard-Dialog, meinen unablässigen Drang zu Konzentration und Berechnung.
Ich weiß nicht, was mich mehr überraschte. Dass sie diese Wirkung auf mich hatte oder dass mir das so gut gefiel.
Doch die größte Überraschung von allen – es war mir egal.
Kapitel 20
A uf der Fahrt zum großen Haus rief ich Little Boy an.
»Tut mir leid, Mr. G., er will nicht direkt verhandeln. Entweder Jenkins oder niemand. Mich überrascht das nicht. Three Sticks ist ziemlich eigen, was seine Privatsphäre betrifft.«
»Danke, dass Sie es versucht haben. Könnte sein, dass Sie trotzdem in den nächsten Wochen von ihm hören. Nur als Vorwarnung.«
»Haben Sie was vor?«
»Könnte sein«, sagte ich.
»Brauchen Sie Hilfe?«
»Vielleicht. Verstehen Sie mich bitte nicht falsch, aber warum sollten Sie mir helfen wollen?«
»Dieser Three Sticks stinkt mir einfach. Komme ich ihm nicht in die Quere, lässt er mich in Ruhe. Aber ich zeige mich! Das ist ein Risiko, aber das einzig ehrenhafte. Er ist sich also zu fein, sich mit mir hinzusetzen und zu reden? Das ist beleidigend. Sie, Mr. G., passen auf Ihren Arsch auf, aber Sie haben Respekt. Dafür habe ich Verständnis. Vielleicht bin ich zu empfindlich, aber versuchen Sie es mal als Muslim in Bosnien, eine Bevölkerungsgruppe, die beinah ausgelöscht wurde wie die Juden im Zweiten Weltkrieg. Sie wissen gar nicht, wie schnell Verachtung zum Tod führen kann, so schnell, dass man ihn nicht kommen sieht.«
»Ich weiß, wie überraschend der Tod kommen kann«, sagte ich, ohne es zu wollen.
»So viel dazu. Rufen Sie mich an, wenn Sie etwas brauchen. Und noch ein bisschen Gold wäre auch nicht schlecht. Meine Käufer sind ganz scharf darauf.«
Um zehn Uhr am nächsten Morgen rief Nitzy an, um zu fragen, ob wir an diesem Abend vorbeikommen und ihren Mann kennenlernen wollten.
»Ich habe ihm alles über Sie erzählt. Er besteht darauf.«
»Selbstverständlich«, versicherte ich ihr, »wir sind entzückt.«
Den Rest des Tages schmiedeten wir Angriffspläne für die Party. Sie sollte in einem Monat stattfinden, was uns ein wenig kostbare Zeit für dieses ambitionierte Ereignis ließ. Und dennoch kam es uns vor wie gefährliche Zeitverschwendung. Natsumi, zwar ohne jede Erfahrung, aber eine Frau von sicheren Entscheidungen, erwies sich als ausgezeichnete Planerin, was half, die Ängste ein wenig zu dämpfen.
Unser kolumbianisches Haushälter-Ehepaar, Jorge und Adelita Costello, von Natsumi zu Überstunden verdonnert, waren von unschätzbarem Wert. Wir hatten beide noch nie Angestellte gehabt, deshalb spielten wir nach Gehör und verlegten uns auf überschwengliches Lob, verbunden mit großzügiger Entlohnung. Die Costellos reagierten darauf wie erhofft, weshalb sie immer noch auf langen Leitern in der Eingangshalle standen – wo sie bis in den Abend hinein eine gigantische, rotgoldene Girlande an den Abschlussleisten befestigten –, als wir zu unserer Verabredung mit Nitzy Bellefonte und Aidan Pico aufbrachen.
Ich benutzte das eingebaute Navi des Mercedes, um ihre Adresse zu finden. Sie lag in der nördlichen, bewaldeten Region von Greenwich, am Ende einer langen, absichtlich kurvenreichen Zufahrt. Das Haus selbst bestand aus einer lockeren Ansammlung weißer Würfel mit vertikaler Verkleidung und riesigen Panoramafenstern.
Nitzy begrüßte uns an der Tür, gekleidet in einen äußerst großen Pullover oder ein sehr kurzes Strickkleid, schwarze Strumpfhosen und schwarze, pelzbesetzte Stiefel. Hinter ihr stand ein winziger Mann mit beginnender
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