Head Shot: Thriller (Knaur TB) (German Edition)
»das war interessant.«
»Tolle neue Klamotten.«
»Frauen tragen die bewusst«, sagte sie, während sie die Schuhe abstreifte. »Das würde ich nie tun, selbst wenn meine Mutter es mir nicht verboten hätte. Von der Höhe kann man ja Nasenbluten kriegen.«
»Ich glaube, sie mag dich.«
»Als kleine asiatische Puppe. Ich bin zu allem bereit, Alex, aber mit Nitzy Bellefonte verkleiden zu spielen steigert den Unheimlichkeitsfaktor erheblich.«
»Das war nur ein Vorwand, um mich mit Aidan allein zu lassen, damit er mich aushorchen konnte.«
»Wie war es?«, fragte Natsumi.
»Für uns gut. Für ihn vermutlich nicht.«
»Korrumpiert Geld eigentlich jeden?«
»Ich glaube nur die, die ohnehin korrumpierbar sind. Aber ich kenne nicht alle Fakten«, antwortete ich.
Wir schwiegen eine Weile. Dann sagte sie. »Du bist nicht korrumpierbar. Das weiß ich genau, auch ohne Fakten.«
Ich dankte ihr, und wir kehrten zu unserem Anwesen und unseren fleißigen Kolumbianern zurück, dankbar für die Annehmlichkeiten des normalen Lebens, auch wenn Phantasie und Täuschung um uns wogten wie eine wirbelnde, unkontrollierbare Flut.
Die Wochen vor der Party rasten mit unerbittlicher Geschwindigkeit vorbei. Größtenteils, weil so viel zu tun war und so wenig Zeit dafür. Wir hielten an unserem Plan fest, was bedeutete, dass jeder gleichmäßig überlastet war, aber er erfüllte unzweifelhaft seinen Zweck.
Während der ganzen Zeit behielt Natsumi ihren lebhaften Gleichmut und ich meine hartnäckige Entschlossenheit.
Meine vielleicht einzige unkluge Entscheidung war die Begutachtung und Buchung der Feuertänzer. Keine Internetrecherche kann jemanden auf den Anblick attraktiver, spärlich gekleideter Menschen vorbereiten, die mit brennenden Fackeln jonglieren und riesige lodernde Feuerbälle in die Luft spucken.
Trotzdem heuerte ich eine der Gruppen an, eher wegen ihrer Bereitschaft, die Geheimnisse ihrer Kunst zu teilen, als wegen des Nervenkitzels ihres Auftritts.
Dass sie Frankokanadier waren, tat ein Übriges. Sie versprachen mir die beste Party aller Zeiten.
»Monsieur Grenouille, nous allons présenter un spectacle le plus stupéfiant du monde.«
»Das reicht mir.«
Beschäftigt, wie ich war, hatte Evelyn vollkommen recht, wegen meines langen Schweigens wütend auf mich zu sein.
»Du hast auf meine letzte Mail nicht geantwortet«, sagte sie.
»Stimmt. Ich wollte, aber dann habe ich es vergessen.«
»Das sieht dir gar nicht ähnlich.«
»Es wird immer schwieriger zu sagen, was mir ähnlich sieht und was nicht.«
»Soll mich das beruhigen?«
»Ich habe eine neue Komplizin, deren Existenz ich blödsinnigerweise einer sehr gefährlichen Person bekanntgemacht habe, deshalb musste ich sie mitnehmen.«
»Sie?«
»Ja, und ja, ehe du fragst.«
»Meine Güte. Jetzt weiß ich, warum du nicht du selbst bist.«
»Es ist mehr als das, aber vermutlich hast du recht. Es ändert die Lage.«
»Ich wünschte, du könntest mir mehr erzählen.«
»Ich kenne den Namen der Person hinter dem Mann, der den Abzug gedrückt hat. Es ist natürlich nur ein Pseudonym. Sein Modus operandi besteht darin, unsichtbar und unerreichbar zu sein, aber ich habe einen Plan. Er hat noch nicht endgültig Gestalt angenommen, aber ich bin dran. Wir müssen einfach abwarten.«
»Aber warum, Arthur? Warum sollte so jemand etwas mit Florencia zu tun haben?«
Ich zögerte kurz, ehe ich antwortete, was die Formulierung der Antwort noch schwieriger machte.
»Ich glaube, ich weiß es. Aber ehe ich nicht sicher bin, will ich nicht darüber sprechen. Nicht am Telefon.«
»Du hast mir gesagt, diese Wegwerfhandys wären sicher.«
»Solange niemand Grund hat, sie abzuhören«, erwiderte ich. »Ich könnte das mittlerweile nicht mehr mit Sicherheit behaupten.«
»Das ist sehr beunruhigend.«
»Ich kann dir nichts erzählen, wenn du nichts Beunruhigendes hören willst.«
»Okay, du hast recht«, sagte sie.
»Ich habe eine Frage an dich. Sind dir in den letzten Jahren irgendwelche Veränderungen an Florencia aufgefallen? Verhalten, Stimmung, irgendetwas?«
»Nein. Nie. Sie hatte diese großartige südländische ›Die Welt ist verrückt, Evelyn, genießen wir sie‹-Einstellung. Immer. Ich vermute, du wirst mir nicht erzählen, warum du das wissen willst.«
Ihre Imitation von Florencias spanischem Akzent war schmerzhaft akkurat.
»Noch nicht. Übrigens, was machen die neuen Agenturbesitzer? Schon was gehört?«
»Absolut nichts. Bruce hatte
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