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Heartbreak-Family – Als meine heimliche Liebe bei uns einzog (German Edition)

Heartbreak-Family – Als meine heimliche Liebe bei uns einzog (German Edition)

Titel: Heartbreak-Family – Als meine heimliche Liebe bei uns einzog (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deniz Selek
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den Rückweg nach Hause gemacht, als ich feststellte, dass meine Kette noch in der Umkleide hing. Es war ein Lederband mit einer kleinen Teufelin aus Silber, die mein Vater in Berlin für mich gekauft hatte. »Das Mädchen mit den Hörnern passt einfach zu dir«, hatte er lachend gesagt, und ich gab ihm recht. Ich war gern ein bisschen teuflisch.
    Rasch lief ich zurück.
    Nach uns hatte zwar keiner mehr Unterricht, aber ganz sicher konnte man sich nie sein. In unserer Schule verschwand so einiges.
    Es wurde langsam dämmrig, als ich erneut das Schulgebäude betrat. Die Beleuchtung war bereits bis auf die Notlichter gedimmt. Außer dem Hausmeister war hier sicher niemand mehr, auch die Umkleiden gähnten mir leer und dunkel entgegen.
    Ich schaltete das Licht ein und sah schon meine Kette am Haken hängen. Zum Glück!
    Ich legte sie um und verließ die Schule über den Hinterausgang. In den Minuten, die ich gebraucht hatte, war es nun fast ganz dunkel geworden, und ich gruselte mich ein bisschen.
    Unser Schulgelände war voller Bäume und Büsche, riesengroß und unübersichtlich. Vor der Tischlerwerkstatt türmten sich immer große Holzblöcke, Baumstümpfe und Äste, aus denen wir im Unterricht Verschiedenes schnitzen konnten. Neben der Werkstatt lag der Schulgarten, in dem die kleineren Klassen Kräuter und Gemüse anbauten. Das Gartenhaus, an dem ich vorbeimusste, war von Efeu und wildem Wein überwuchert. Tagsüber war das alles wirklich schön, aber im Dunklen und ganz allein?
    Hinter mir wisperte es. Ich wagte noch einen zaghaften Schritt nach vorn und drehte mich dann doch um. War ich überhaupt allein?
    Mein Blick blieb an der Turnhalle hängen. Da bewegte sich doch was! Irgendetwas Helles stand vor der Wand. Es zischte leise.
    Vielleicht schmierte wieder jemand die Schulwand voll? Ich tastete nach meinem Handy und schlich zurück. Da stand tatsächlich einer in einer hellen Jacke und schüttelte eine Dose, so dass die Kügelchen darin klapperten. Bei genauerem Hinsehen nahm ich noch eine zweite Gestalt wahr. Schwer auszumachen, weil sie vollständig dunkel gekleidet war. Tagger! Seltsamerweise konnte ich von dem mit der hellen Jacke nichts weiter sehen. Es sah aus, als würde sich die Jacke eigenständig bewegen, wie ein Gespenst. Das machte mich neugierig. Ich trug eine schwarze Jacke mit Kapuze und dunkle Jeans, war also auch nicht sofort zu erkennen.
    Lautlos tastete ich mich am Gebüsch entlang auf die beiden zu und verbarg mich hinter einem Holzstoß.
    Wer war das? Schüler von unserer Schule oder andere, die durch ihre Zeichen Aufmerksamkeit erregen wollten? Mir gefielen Graffiti, aber diese Kürzel fand ich hässlich.
    Als ich näher heranging und einer flüsterte, durchfuhr es mich plötzlich. Es klang wie »Einzelkind«.
    Das war Ken. Ohne dass ich ihn wirklich erkannt hatte, wusste ich, dass er es war.
    Hektisch wandte ich mich um und rannte davon. Meine Schuhe machten knirschende Geräusche auf dem steinigen Weg, die nicht ungehört blieben.
    »Ey, da ist einer!«, rief die andere Stimme. »Los, weg hier!«
    Und nun machten auch ihre Füße knirschende Geräusche, die sich schnell von mir entfernten. Offensichtlich nahmen sie den anderen Ausgang.
    Ich atmete aus und ging langsam zur Bahn. Zu Fuß wäre es zwar näher gewesen, aber auch dunkler. Danach war mir jetzt nicht. Ken hatte getaggt. Nicht allein, aber er hatte es gemacht. Warum? Und warum hier?
    Die Bahn fuhr ein und bremste. Noch bevor sich die Türen öffneten, sah ich sie durch die erleuchteten Fenster. Ken und Rouven, seinen Freund.
    Sie feixten und stießen sich an, als hätten sie etwas Tolles geleistet.
    Ich stieg weiter hinten ein, warf mich mit meiner Sporttasche auf einen der Sitze und bemühte mich, so zu tun, als hätte ich sie nicht bemerkt. Völlig sinnlos. Ken sah mich natürlich sofort. Das wusste ich, weil ich leider doch kurz rübergucken musste.
    Für den Bruchteil einer Sekunde schossen unsere Blicke durch einen schmalen Spalt der anderen Fahrgäste wie durch einen Tunnel. Rechts und links nichts. Nur seine Augen in meinen Augen.
    Verrätst du mich?
    Nein. Natürlich nicht.
    Danke.
    An der nächsten Haltestelle stiegen die beiden aus, und ich blieb mit meinen Gedanken allein.
    Ken rauchte, taggte und schwänzte die Schule. Ja, ich hatte auch geschwänzt, aber ich wusste, dass es bei mir eine Ausnahme war.
    Bei Ken vermutete ich, dass es häufiger vorkam. Auch dass er rauchte, fand ich seltsam. Er hatte dreimal in der

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