Heartbreak-Family – Als meine heimliche Liebe bei uns einzog (German Edition)
unserer Klasse dastanden. Unter Mays Mantel blitzte ein rotes Kleid hervor, und Carmen sah in ihrer engen Hose und der kurzen Jacke aus wie ein Model. Frida hatte sich kaum geschminkt, aber dafür ein Blütenband in ihre langen Haare geflochten. Die Jungs lehnten der Reihe nach an der Wand, beobachteten uns verstohlen und lachten. Samuel rauchte. Tinka kam mit ihrem Freund dazu.
Als sich die Tür hinter ihm öffnete, machte Marius einen schnellen Schritt zur Seite.
»Ach, da seid ihr ja schon!« Eine hübsche Frau erschien im Eingang und umarmte Lous Mutter. »Hallo, Elfi! Schön, dich zu sehen!«
»Mensch, Petra!« Lous Mutter strahlte. »Wie lange war ich nicht mehr hier?!«
»Sehr lange!«, lachte Petra. »Kommt rein!« Mit einer einladenden Geste führte sie uns durch ein niedriges Foyer in den schummrig beleuchteten Saal. Wobei Saal den winzigen Raum nicht richtig beschrieb. Er war nur etwas größer als unser Wohnzimmer. Im vorderen Teil befand sich eine Bühne, die Kinoleinwand, ein Tisch mit Knabberzeug und ein Kühlschrank mit Getränken. Im hinteren Teil standen Mischpult, Lichtanlage und ein alter Projektor. In der Mitte waren ein paar weich gepolsterte Sitzreihen zu einem Quadrat zusammengestellt. Dicker dunkelroter Teppich an Boden und Wänden dämpfte die halblaute Musik.
»Es ist alles vorbereitet«, sagte Petra. »Wir warten nur noch auf den DJ.«
»Immer wieder toll hier!«, sagte Lous Mutter. »Gut, dass ihr das damals übernommen habt!«
»Ja, aber es gibt immer viel zu tun«, sagte Petra. »Heiner hat gerade erst wieder die Leitungen erneuert. Es geht ständig was kaputt.«
»Kann ich mir denken«, nickte Lous Mutter. »Aber es lohnt sich doch, wenn ihr den Raum oft vermietet, oder?«
»Ja, in der letzten Zeit wird es mehr«, bestätigte Petra und wies auf uns. »Besonders die Partys für eure Altersgruppe werden super angenommen. Dank seiner Idee.«
Ein Mann kam durch eine Tür mit der Aufschrift ›Staff only‹.
»Heiner!«, rief Lous Mutter und umarmte ihn. Ich hoffte, dass das Erwachsenengetue jetzt bald ein Ende hätte. Die anderen traten auch schon von einem Fuß auf den anderen und warteten. Es waren noch ein paar Mitschüler hinzugekommen, die ebenso unschlüssig herumstanden wie wir.
Heiner merkte das. »So, Leute«, schloss er. »Das ist euer Abend. Wir werden euch nun den Raum überlassen. Getränke und Snacks habt ihr gesehen. Bis der DJ eintrifft, könnt ihr Musik vom Band hören. Toiletten sind im Foyer. Wenn irgendwas nicht läuft, findet ihr uns im Staff-Office, alles klar?«
Wir nickten.
»Eins noch.« Petra zeigte auf eine weitere Tür. »Falls von euch einer rauchen darf: Bitte nur draußen im Hof, okay?«
Lous Mutter verabschiedete sich mit dem Hinweis, uns um Mitternacht abzuholen. Kaum waren wir unter uns, schob Samuel den Lautstärkeregler vom Mischpult hoch und ließ seine Fäuste mit den Bässen rotieren. Marius und Ludwig sprangen ihm zur Seite und versuchten synchron mitzugehen. Es war ein bisschen übertrieben, aber wir lachten trotzdem. Endlich feiern! Ohne Ken, Neo und Jarush, nur Musik hören, abschalten, abtanzen.
Und wer weiß, wie der DJ aussah? Petra hatte gesagt, er sei etwas älter als wir, aber selbst auch noch Schüler. Das konnte interessant werden.
Lou und ich zogen die Jacken aus, legten unsere Sachen auf einen der Sitze und gingen rüber zum Kühlschrank.
»Wouh, Jannah!« Carmen kam hinter uns her. »Cool!«
Mit der Hand fuhr sie mir über die freien Schultern, die von dem Top meiner Mutter ausgespart wurden. Dazu trug ich einen kurzen Rock, Stiefel und offene Haare.
Lou grinste. »Genau das habe ich auch gesagt!«
»Sänkjuwerrimatsch!« Geschmeichelt drehte ich mich einmal um die eigene Achse und öffnete den Kühlschrank. »Noch einer Almdudler?«
»Oh, ich liiieeebe Almdudler!«, rief May. »Einen für mich, bitte!«
»Was ist das?«, fragte Carmen.
»Die schmackofatzigste Limo der Welt!«
»Okay, her damit!« Carmen nahm die Flasche, die ich ihr gab, und nippte genüsslich. »Geiles Lied, wer kommt mit tanzen?«
Quiekend schoben wir uns zu viert auf die Bühne, die dann zusammen mit den drei anderen Tanzenden voll war. Samuel drängelte sich auch noch dazwischen. Die anderen Jungs stellten sich im Halbkreis um uns auf, johlten und feuerten ihn an.
Nach und nach hatte sich der Raum gefüllt. Fast alle Eingeladenen waren gekommen. Ich schloss die Augen. Lange hatte ich mich nicht mehr so frei gefühlt. Jetzt hätte es mir
Weitere Kostenlose Bücher