Heartbreak-Family – Als meine heimliche Liebe bei uns einzog (German Edition)
schiefgehen musste!«
»Suzan!«, rief Sepp nun äußerst gereizt. »Es reicht für heute! Hör endlich auf mit diesem … diesem …«
»Na, traust du dich nicht ›Scheiß‹ zu sagen?« Provozierend schwenkte meine Mutter den Stiefel. »Sag’s ruhig!«
»Ich sag gar nichts mehr!« Sepp stürmte an ihr vorbei und gleich darauf krachte die Haustür ins Schloss.
»Mit umgedrehten Schuhen konnte das auch nichts werden!«, beharrte meine Mutter, musterte unsere betretenen Gesichter und seufzte dann resigniert. »Stellt bitte das Gitter nachher vor den Kamin, damit keine Funken rausfliegen, ja? Gute Nacht!« Damit ließ sie uns drei allein.
Das Feuer knisterte leise in unser Schweigen. Starr richteten wir unsere Blicke darauf. Keiner sah den anderen an. Ich schämte mich. Für meine Mutter und auch für mich selbst. Dass ich mitgemacht hatte, dass ich mich wieder hatte überreden lassen, obwohl ich es nicht wollte, obwohl ich wusste, dass es nach hinten losgehen würde. Gerade vor Ken war mir das peinlich.
Ich schämte mich auch, weil die beiden gestritten hatten. Zum ersten Mal und ganz offen vor uns.
Das erinnerte mich an ähnlich unangenehme Szenen mit meinem Vater, der dieses Hobby meiner Mutter auch nicht gemocht hatte. Nicht nur einmal waren sie darüber in Streit geraten, weil auch mein Vater nicht wollte, dass sie mich da hineinzog. Bei einem ganz schlimmen Zank hatte er gesagt, meine Mutter sei nicht ganz bei Trost.
Eins der Holzstücke begann zu zischen. Aus einem Astloch kochten kleine braune Wasserbläschen hervor. Im Zentrum der Glut leuchtete es weiß, am Rand züngelten die Flammen um ihre Beute. Gefräßig und sehr gründlich durchdrangen sie das Holz, um es dann einfach zerfallen zu lassen.
Geisterbeschwörung war wie Feuer an einer wertvollen Schnitzerei. Wenn man es nicht früh genug löschte, brannte es sich durch, und die Liebe zerfiel zu Asche. Nie wieder würde ich dabei mitmachen, nie wieder, das schwor ich mir.
16
Feurige Wimperntusche
»Wo ist meine Mascara?« Mitten in der Nacht stand Merrie in meinem Zimmer.
»Hä?« Verschlafen wühlte ich mich unter dem Kissen hervor. War das wirklich Merrie, oder träumte ich?
»Wo? Ist? Meine? Mascara?« Sie war es. Ohne Zweifel.
»Keine Ahnung, geh weg!«, nuschelte ich. »Raus!«
Doch Merrie ließ sich nicht so einfach abschütteln. »Du sagst mir jetzt sofort, wo du meine Mascara hast!«, zeterte sie. Als ich nicht reagierte, packte sie einen Zipfel meiner Daunendecke und zog sie weg. Mit dem bauchfreien Shirt und kurzen Shorts fühlte ich mich nackt und ihr schutzlos ausgeliefert.
»Spinnst du?«, rief ich, sprang auf und riss meine Decke wieder an mich. »Lass mich in Ruhe, ja? Ich hab dein Zeugs nicht!«
»Ach nein? Und wieso waren deine Wimpern dann gestern so fett getuscht, obwohl deine Billigpampe noch verschweißt ist?«
»Wühlst du jetzt auch noch in meiner Kosmetiktasche, oder was? Außerdem habe ich die von meiner Freundin benutzt!« Gerade noch rechtzeitig fiel mir diese Lüge ein, denn ich hatte vergessen, ihre Wimperntusche wieder an ihren Platz zu legen. Sie steckte in meiner Jacke, die ich zur Party angezogen hatte. Darauf war Merrie nicht gekommen.
»Und wo ist dann meine?«, fragte sie etwas ruhiger. »Sie war in der unteren Schublade im Badezimmerschrank.«
»Was weiß ich?«, ranzte ich. »Pass halt besser auf deinen Kram auf! Und jetzt geh, bitte !«
Widerstrebend verließ Merrie mein Zimmer, als hoffte sie, ihre Schminke doch noch irgendwo zu entdecken.
Ich sah auf meinen Wecker. Von Nacht konnte keine Rede sein. Es war elf Uhr, schon fast Mittag, doch die auberginefarbenen Vorhänge ließen wenig Tageslicht herein, und gestern war es sehr spät geworden. Vielmehr waren Ken, Merrie und ich erst gegen Morgen schlafen gegangen.
Wir hatten das ganze Holz verfeuert, das neben dem Kamin gestapelt lag. Sieben dicke Klötze waren heruntergebrannt, bis nur noch ein Häufchen Glut im Kamin schwelte und wir zu frösteln begannen. Geredet hatten wir wenig, obwohl es genug zu bereden gab. Mehr als genug. Auch bei Ken und mir. Und obwohl die Gelegenheit günstig war, ohne meine Mutter und Sepp. Ich hätte gern über die Geistersache gesprochen und gern noch mehr erfahren über das, was passiert war. Doch Merrie schwieg, und ich wollte nicht fragen. Auch mit Ken hätte ich gern gesprochen, über Inés, seine Taggs, über uns und alles, aber mit Merrie dazwischen ging das natürlich nicht. So hatte nur Ken geredet. Er
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