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Heartbreak-Family – Als meine heimliche Liebe bei uns einzog (German Edition)

Heartbreak-Family – Als meine heimliche Liebe bei uns einzog (German Edition)

Titel: Heartbreak-Family – Als meine heimliche Liebe bei uns einzog (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deniz Selek
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und angeschnallt wurden, schlimmer als beim Zahnarzt! Trotzdem kicherte ich nervös. Zunächst war noch alles schön. Der Arm fuhr gemächlich nach oben und drehte sich so langsam, dass ich mich kurz der Illusion hingab, es würde so bleiben. Aber kaum hatte ich das gedacht, machte der Arm einen Purzelbaum. Wir stürzten ungebremst in die Tiefe, tausende Meter freier Fall ins endlose Nichts, überschlugen uns im rasenden Fahrtwind, und ich schrie nicht nur hemmungslos, ich riss auch Kens Hand an mich. Es war mir egal, was er dachte, denken könnte, denken würde. Völlig egal. Ich hatte so verdammte Angst in diesem Ding. Ich wollte es nur überstehen. Irgendwie. Der tosende Sturm vereiste mein Gesicht zu einer bewegungslosen Maske. Ken schrie seine Begeisterung heraus, und meine Panik schlug in hysterischen Taumel um. Ein wilder Rausch hatte mich erfasst. Jeder Quadratzentimeter meines Körpers stand unter Hochspannung. Ich sprühte Funken. Jede Nanosekunde explodierten Millionen Gedanken in meinem Kopf wie Feuerwerkskörper. Ich liebte ihn. Meinen Ken. Dafür, dass er mir seine Hand überließ. Dafür, dass ich neben ihm in den Himmel flog. Dafür, dass wir in diesem ewigen Moment miteinander verschweißt waren.
    Lachend und sehr glücklich kamen wir wieder auf der Erde an. Ken half mir beim Aussteigen, denn mir war schwindelig und meine Arme und Beine zitterten. Ich konnte nur langsam gehen.
    Ein Typ hinter uns drängelte und zischte: »Mach Platz, Bimbo.« Ich zuckte zusammen. Ken drehte sich um und sah dem Typen tief in die rotgeäderten Augen. Der grinste. Ken grinste auch, und ich bekam eine Gänsehaut. Es lag eine Kälte in seinem Blick, eine Fremdheit, die mir auf einmal bewusst machte, dass in seinen Adern fast nur afrikanisches Blut floss, dass in ihm eine unberechenbare Kraft wirkte und dass er vielleicht zu Dingen fähig war, über die ich nicht nachdenken wollte. Wenn er mich so angesehen hätte, hätte ich Angst bekommen. Der Typ nicht. Der klopfte ihm im Vorbeigehen sogar noch auf die Schulter. »Wir verstehen uns, Mann!«
    »Na klar, Mann!«, sagte Ken ruhig, zog mich am Ärmel, und wir gingen zu Sepp und meiner Mutter zurück. Vor den beiden tat er so, als sei nichts gewesen. Ich hätte es erzählt, aber es war sicher richtig, auf solche Typen nicht zu reagieren.
    Der Adrenalinkick in der Höllenmaschine, die rotierenden Kapseln und kreiselnden Lichtblitzgeräte überall, die mit greller Musik untermalten Aufpeitscher und die kreischenden Achterbahnmädchen brachten mich rasch wieder auf andere Gedanken.
    Sepp und meine Mutter hatten Hunger bekommen und hielten nach einer Bude ohne Zuckerzeug Ausschau. Ken ging rüber zum Autoscooter. Ich wollte nicht allein bei den beiden bleiben und stieg mit Ken in einen der Wagen, obwohl ich das Gerempel nicht leiden konnte. Doch als ich sah, auf wen Ken zusteuerte, bereute ich bitter, nicht bei Sepp und meiner Mutter geblieben zu sein. Es war der Typ.
    Beim ersten Zusammenstoß lachte er noch. Beim dritten prallte er mit dem Kopf so heftig aufs Lenkrad, dass ihm Blut aus der Nase floss. Ken fuhr dicht an ihn heran. »Wir verstehen uns, Mann!«, sagte er.
    Fluchend presste der Typ den Jackenärmel auf seine Nase, fuhr zum Rand der Halle und verschwand in der Menge.

18
    Atemnot im Bergmassiv
    »Referat von Jannah Kismet«, schrieb ich. »Hannover ist die Hauptstadt von Niedersachsen. Sie hat 525875 Einwohner.« Vor mir auf dem Rechner lief neben Wikipedia Craig David, und ich sah nur olivgrüne Wogen. In allen Schattierungen bauten sie sich hintereinander auf, dehnten sich zu einem gigantischen Panorama. Vorne dunkel, hinten heller.
    Ken, das Bergmassiv. Aufgelöst und versteinert in all den Grüntönen, die ihn zeigten und doch nicht fassen konnten.
    Irgendwo da drin steckte er. Mein Ken. Der, der so war wie seine Farbe, meine Lieblingsfarbe, der schon fast ein Teil von mir geworden war.
    Als kurz vor Mitternacht die Polizei anrief, dachte ich, er wäre diesem Typen noch mal begegnet und ihm wäre was passiert. War es auch, aber anders. Wir saßen vor dem Kamin, meine Mutter, Sepp, Merrie und ich. Sepp musste zur Polizeiwache fahren und seinen Sohn aus dem Gewahrsam abholen.
    Sie waren beim Taggen erwischt worden. Zu dritt. Auf dem Schützenfest hatten wir Rouven und Demian getroffen, und Ken war mit den beiden weitergezogen. Sepp hatte es erlaubt, und ich konnte das miese Gefühl fast mit den Händen greifen, als die Jungs feixend und schubsend

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