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Heartbreak-Family – Als meine heimliche Liebe bei uns einzog (German Edition)

Heartbreak-Family – Als meine heimliche Liebe bei uns einzog (German Edition)

Titel: Heartbreak-Family – Als meine heimliche Liebe bei uns einzog (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deniz Selek
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kaum aushielt ohne Jarush. Denn er war eben nicht nur ihr Freund, sondern auch zusätzlich noch ihr bester Freund. Ihr Vertrauter seit Ewigkeiten. Der, dem sie wirklich alles erzählte. Aber wieso dann Yunus? Aus Frust? Einsamkeit? Oder Rache? So richtig verstehen konnte ich ihr Geküsse nicht.
    Nachdenklich betrachtete ich die Efeublätter an der Scheibe, die durch eine Windböe in Bewegung gerieten. Ich wollte gerade das Fenster schließen, als ich sie sah. Lou schimpfte. »Diese bescheuerten A…«
    »Aaaaaaahhh!« , kreischte ich dazwischen und erstarrte.
    Mit ihren acht hastig krabbelnden Beinen sauste das haarige Riesentier an der Wand von oben nach unten und verschwand in der Ritze der Fußleiste. Ich bekam Atemnot. Meine Lunge brannte, ich schluckte, konnte aber keine Luft holen. Es war wie abgeschnürt. Der Kanal dicht. Ich spürte wie mein Gesicht zu pochen begann und ich rot wurde.
    Wenn Lou mir nicht geistesgegenwärtig das Erstbeste an den Kopf geworfen hätte, was sie in die Finger bekam, wäre ich sicher erstickt. Japsend rang ich nach Luft.
    Im gleichen Moment standen nicht nur Sepp und meine Mutter in der Tür, sondern auch Ken und Merrie. Alle sahen auf den kleinen Ritter, der aus meinem Tagebuch herausgefallen war.

19
    Bernstein an der Löwenbastion
    Drei Tage später lag die Vorladung auf unserer Kommode im Flur. Halb von einem Werbeschreiben verdeckt. Polizeiinspektion Hannover-Ost, Ermittlungsgruppe Graffiti. Eine stumme Anklage, die keiner aus ihrem Umschlag befreien und damit die Luft verpesten wollte. Sie war ohnehin zum Schneiden dick. Meine Mutter nörgelte ständig. Sepp verbrachte die meiste Zeit in der Agentur. Merrie telefonierte Stunden mit ihren Freundinnen. Ken schlich geduckt durch die Wohnung. Ich blieb extra lange in der Schule und trainierte wie eine Besessene mit Frau Meisner die neue Choreographie. Zur Weihnachtsfeier würden wir sie in der Schule aufführen. Und ich wollte es allen zeigen. Ich wollte phänomenal sein, überwältigend. Ich wollte die Beste sein. Nachdem Merrie die Tanz-AG verlassen hatte, konzentrierte sich Frau Meisner wieder ganz auf mich, das tat mir gut.
    Obwohl meine Muskeln brannten, warf ich mich immer wieder in den Spagat, drehte mich um meine Achse, bis ich nicht mehr wusste, wo oben und unten war. May kam mit dem Tempo bald nicht mehr mit, und Frida saß am Rand, weil sie bei einer Figur umgeknickt war. Am Schluss machte ich allein weiter, bis Frau Meisner mich darauf hinwies, dass wir schon eine Stunde überzogen hatten und sie nach Hause wollte.
    Die Duschen in unserer Umkleide waren abgestellt, so dass ich verschwitzt in meine Sachen steigen musste. Trotzdem fühlte ich mich großartig, hatte mich selbst übertroffen. Ich konnte zwar kaum noch einen Fuß vor den anderen setzen, weil alles weh tat, aber ich spürte mich in jeder Faser meines Körpers so deutlich wie lange nicht mehr.
    Beschwingt flog ich über den verlassenen Schulhof, wirbelte zwischen raschelnden Blättern zum offenen Tor, das den Blick auf den Maschsee freigab. Rechts von mir leuchteten die Marktkirche und das Rathaus gegen den dunkelblauen Herbsthimmel. Ein paar Lichter am Ufer streuten sich über das Wasser. Ich genoss den schönen Anblick und die kalte Luft in meinem Gesicht.
    Auf der Steinmauer saß jemand, der zu mir rübersah. Als er aufstand und mir entgegenkam, wusste ich sofort, wer das war. Und ich freute mich, ihn zu sehen. Komisch eigentlich.
    »Hallo, Jannah«, lächelte er.
    »Hallo, Neo«, lächelte ich. Unser Zwist war weg. Hatte sich in Nichts aufgelöst. »Hast du auf mich gewartet?«
    »Ja«, sagte er. »Gehen wir ein Stück zusammen?«
    »Ja«, sagte ich.
    Wir ließen das Nordufer hinter uns und wandten uns zur Löwenbastion. Erst sprachen wir nicht. Hörten nur auf unsere Schritte, die über den sandigen Weg knirschten.
    Ich wunderte mich, dass es so angenehm war, schweigend neben ihm herzugehen, so entspannt, obwohl einige blöde Situationen hinter uns lagen.
    »Du bist in einen anderen verliebt, stimmt’s?«, sagte er.
    Und da wusste ich es. Neo war nicht mehr böse auf mich. Vielleicht ein bisschen traurig, aber nicht mehr böse. Und ich brauchte kein schlechtes Gewissen zu haben. Es war geklärt.
    »Ja«, sagte ich.
    »Warum hast du mir das nicht gesagt?«, fragte er. »Hätte ich doch verstanden.«
    »Ich weiß nicht«, sagte ich. »Hab mich nicht getraut.«
    »Warum nicht? Bin ich so …?« Er suchte nach dem richtigen Wort und schwieg, als er es

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