Heartbreak-Family – Als meine heimliche Liebe bei uns einzog (German Edition)
kriegt, na?«
»Jannah!«, rief Lou. »Du bist manchmal echt ätzend. Auf so was würde ich nie kommen.«
»Siehst du, dafür bin ich ja da!«, grinste ich verschlagen. »Der unbestechliche Kontrollposten vor deinem butterweichen Herzen, an dem Yunus erst mal vorbei muss.«
»Musst du immer so schlecht von anderen Menschen denken?«
»Ja, macht doch viel mehr Spaß als rumzupsalmen! Besonders, wenn du dich so aufregst!«
Lou lachte. »Du bist eine einzige Katastrophe, Jannah!«
Wir standen auf und verließen die Cafeteria.
»Weißt du, was wirklich eine Katastrophe ist?«, klagte ich auf dem Weg zum Klassenraum. »Ich hab das Referat vergessen! Heute bin ich dran.«
»So oder so bist du dran, Jannah«, bestätigte Lou. »Kannst du nicht improvisieren?«
»Weiß nicht.«
»Versuch es«, riet sie. »Borke steht auf so was.«
»Hoffentlich sind seine Haare heute gewaschen.«
»Du kannst ja doch optimistisch sein!«, grinste Lou. »Wer hätte das gedacht?« Ich stieß sie an.
Herr Borke war bereits da und sortierte Kopien. Er sah auf, als wir hereinkamen.
»Guten Morgen, ihr zwei.«
»Morgen.« Ich vermied es, ihn anzusehen. Lou und ich gingen zu unserem Tisch und legten die Taschen ab. Seit der Trennung saß Lou neben mir, und Jarush hatte sich in die letzte Reihe neben Samuel verzogen. Dort konnte er sich hinter dem langen Marius verstecken. Trotzdem war die Anspannung zwischen den beiden deutlich spürbar. Weil sie weder täglich fehlen noch sich aus dem Weg gehen konnten, schwappte die Stimmung oft auch auf uns über.
Marius und Ludwig saßen an ihren Plätzen und unterhielten sich leise. Nach und nach trudelten auch die anderen ein.
Bis auf Jarush. Es klingelte, und ich überlegte fieberhaft, was ich tun könnte. Auf meinem Collegeblock hatte ich mir genau drei Stichpunkte gemacht. Hauptstadt Niedersachsen, 525875. Was ich damit anfangen sollte, war mir völlig schleierhaft. Ich würde es derart vergeigen, dass ich zur schlechten Arbeit auch noch einen Brief nach Hause bekommen würde.
Herr Borke begrüßte uns alle zusammen, und dann sah er mich an. Mein Herz klopfte.
»So, Jannah«, sagte er und kratzte sich am fettigen Kopf, dass die Schuppen rieselten. »Dann sind wir mal gespannt, was du für uns heute vorbereitet hast.«
Ich stand auf, griff nach meinem Block und stellte mich mit ausreichendem Abstand zu Herrn Borke nach vorne.
Mein Herz raste jetzt. Ich hatte nichts vorzuweisen, gar nichts, und die Augen der ganzen Klasse waren auf mich gerichtet.
»Tja, also … ich«, begann ich stockend, »ich halte ein Referat über Hannover.« Herr Borke nickte.
Manche stöhnten, das verunsicherte mich noch mehr. Doch Lou hob aufmunternd die Daumen.
Die Tür ging auf, und mit einer Entschuldigung flitzte Jarush in die hintere Reihe auf seinen Platz.
Auf einmal sah ich Rot. Den roten Berg von Antalya. Meine Rettung.
»Kleiner Scherz!«, lachte ich, die Angst war weg. »Ich will euch heute etwas über Bodrum erzählen.« Die Klasse atmete auf, Lou strahlte über das ganze Gesicht, und ich sprudelte drauflos: »Bodrum ist eine kleine Stadt im Südwesten der Türkei. Sie liegt am Ägäischen Meer und am Taurusgebirge. Man kann dort super Urlaub machen, weil es eine geniale Partymeile gibt, Shopping ohne Ende und äh …« Lou, Carmen und May lachten. Die Jungs grinsten. Herr Borke warf mir einen zweifelnden Blick zu.
»Ja, was ich eigentlich sagen wollte ist, dass in Bodrum eines der sieben Weltwunder steht«, fuhr ich fort, voller Dankbarkeit für meinen Dede, der uns viele Sehenswürdigkeiten gezeigt und erklärt hatte. »In Halikarnassos, dem alten Bodrum, stand der Palast des Königs Mausolos.«
»Ach, jetzt weiß ich woher ›Mausi‹ kommt …!«, sagte Ludwig, und wir alle lachten, auch Herr Borke.
»Nicht ganz«, sagte ich. »König Mausolos ließ ein riesiges Grabdenkmal für sich errichten, das so berühmt wurde, das seitdem das Wort Mausoleum für jede große Grabanlage verwendet wird. Leider ist es bei einem Erdbeben zerstört worden.« Ich sah Herrn Borke an. »Die Jahreszahl hab ich vergessen.« Er nickte freundlich zum Zeichen, dass ich weitersprechen sollte.
»Dann starb Mausolos, bevor das Grabmal fertig war. Er hatte keine Kinder, und das war auch echt besser so, denn er war mit seiner Schwester verheiratet.«
»Ihh«, machte Samuel angeekelt.
»Na ja«, sagte ich. »Das war natürlich lange vor Christus, da war das üblich unter Königen und anderen Adeligen, damit der
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