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Heartbreaker - Chartbreaker

Titel: Heartbreaker - Chartbreaker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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ich hatte recht: Dort war es menschenleer. Nur ein einsamer Verkäufer saß auf einem Hocker hinter der Theke und las irgendeine Zeitschrift. Von dem Tohuwabohu unten hatte er offensichtlich nichts mitbekommen, denn er zeigte nicht das geringste Interesse an mir oder James. (Nur so nebenbei bemerkt: Ist Tohuwabohu nicht ein herrliches Wort? Ich glaube, ich habe soeben beschlossen, dass ich es häufiger verwenden werde.)
    »Besser.« James seufzte erleichtert auf. Unsere Flucht schien geglückt zu sein. »Viel, viel besser.«
    Wir streiften Händchen haltend durch die Reihen, ich guckte auf der einen Seite und er guckte auf der anderen Seite. Aber dann wurde es auch im ersten Stock immer voller, und als wir halb durch waren, war dort genauso viel los wie vorher im Erdgeschoss. Der Verkäufer, der uns davor keines Blickes gewürdigt hatte, wirkte genervt. »Ich glaube, wenn ich jetzt auf die Toilette gehen würde«, flüsterte ich James zu, »dann müssten ungefähr fünfzig Leute auch plötzlich pinkeln.«
    Als wir mit den Reihen durch waren, hatte James eine alte Smashing-Pumpkins-Platte gefunden und ich die neueste CD
von Qwerty, dieser abgedrehten kanadischen Band, die aus drei Geschwistern besteht und keinen Schlagzeuger hat.
    »Die haben keinen Schlagzeuger, oder?«, sagte James, als er die CD in meiner Hand sah.
    »Hast du die schon mal gehört?«
    »Mein Bruder hat sie letztes Jahr live gesehen, da waren sie die Vorband von Doomsday Scenario.«
    »Dein Bruder war bei Doomsday Scenario?« Ich konnte es kaum fassen. »Warum bist du nicht auch hin? Und warum hast du mich nicht mitgenommen?«
    James seufzte. »War erst ab achtzehn.«
    »Oh, Mist! Du glaubst ja gar nicht, wie ich das hasse! Weißt du, wie viele gute Konzerte ich deswegen schon verpasst habe?«
    »Wahrscheinlich genauso viele wie ich. Aber mein Bruder hat erzählt, dass Qwerty besser waren als Doomsday.«
    »Hör auf!«
    »Er schwört, dass es so war.«
    Wir gingen die Treppe runter, während wir uns unterhielten, deshalb bemerkten wir den Aufruhr erst gar nicht, aber unten angekommen hörten wir dann von draußen die Schreie.
    Wirklich. Schreie!
    Das Blitzlichtgewitter der Paparazzi von vorhin war dagegen gar nichts gewesen. Inzwischen waren es mindestens dreißig Fotografen und die explodierenden Sterne waren zu einer einzigen riesengroßen Supernova aus Flash! und Klick! geworden. Dahinter konnte ich Mädchen erkennen, ein paar von ihnen trugen T-Shirts, auf denen »ALLES WIRD GUT!« und »TEAM AUDREY« zu lesen war. (Was mir als Mädchen, das niemals Kapitänin irgendeiner Sportmannschaft gewesen war und es auch niemals sein würde, eine gewisse Genugtuung bereitete. Ein Gefühl, das vielleicht dreißig Sekunden lang anhielt.)
    »Wow«, murmelte James und ließ meine Hand los, die wie ein Stein nach unten fiel und gegen mein Bein schlug. Wir
starrten beide durch das Fenster nach draußen, dann sahen wir uns ratlos an. Denn es war so klar wie nur irgendwas, dass wir es niemals durch die Tür auf den Parkplatz und bis zum Auto schaffen würden. Außer wir wollten in tausend Stücke zerfetzt werden wie ein Truthahn an Thanksgiving.
    Alle brüllten laut meinen Namen und die Glasscheiben dämpften das Geschrei kaum ab. Der Sicherheitsmann von RPM Records stand mit verschränkten Armen und ernstem Gesicht an der Tür, der Geschäftsführer neben ihm. Als er James und mich bemerkte, kam er auf uns zugestürzt und bugsierte uns die Treppe wieder hoch.
    »Geht weg von den Fenstern!«, sagte er. »Hier entlang! Keine Sorge - die Polizei wird gleich da sein und euch sicher rausbringen!«
    »Die Polizei?«, rief ich.
    »Ja, die Polizei«, sagte er. »Als wir kürzlich eine Autogrammstunde mit Fall Out Boy hatten, war das genauso. Macht euch keine Gedanken, wir haben Erfahrung mit solchen Situationen.«
    »Dein Vater wird mich dafür umbringen«, flüsterte James.
    »Wird er nicht«, versprach ich ihm. »Dafür kannst du ja schließlich nichts.«
    »Okay, hier herein.« Der Geschäftsführer schob uns in einen fensterlosen Raum mit nackten Wänden, in dem sich überall CDs stapelten; Werbematerial und aufgerollte Poster lagen herum. Nicht schlecht, dachte ich, so ein Leben als Chef eines Plattenladens. Jeden Tag kostenlos CDs zugeschickt bekommen! Bands, die für Autogrammstunden vorbeikommen und spontane kleine Konzerte geben! Den ganzen Tag Musik hören, auch während der Arbeit! Den Job nehm ich sofort!
    Aber damals war das alles überhaupt nicht lustig.

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