Heartless 03 - Lockruf des Herzens
Schließlich ist sie meine Klientin. Ich möchte gern wissen, was Sie von ihr halten.«
Sie zuckte unverbindlich mit den Achseln. »Es fällt mir schwer zu glauben, dass meine Meinung eine Rolle spielt, aber die Wahrheit ist, dass ich sie mag. Mir gefällt nicht, dass sie meinen Bruder in einen weiteren widerlichen Skandal verwickelt hat. Mir gefällt nicht, dass sein Interesse an ihr offensichtlich über eine Freundschaft hinausgeht. Aber als Mensch mag ich sie.«
»Halten Sie sie für fähig, einen Mord zu begehen?«
Maggie dachte einen Moment darüber nach. »Unter bestimmten Umständen ist jeder Mensch zu einem Mord fähig.«
Er hob eine seiner blonden Augenbrauen. »Sogar Sie?«
Er sah gut aus und verfügte über Selbstbeherrschung; das hatte sie mehr als einmal im Verlaufe des Abends bemerkt - das waren attraktive Eigenschaften bei einem Mann. »Ich würde morden, um meine Familie zu beschützen oder Menschen, die mir etwas bedeuten. Oder um mich zu retten, wenn ich müsste. Aber das wäre wahrscheinlich eine andere Art von Mord, nehme ich an.«
»Glauben Sie, dass Jillian Whitney Lord Fenwick aus einem dieser Gründe ermordet haben könnte?«
»Vielleicht. Aber irgendwie glaube ich das nicht. Ich glaube eher, dass sie es überhaupt nicht getan hat.«
Er rückte näher heran, bis er nur noch Zentimeter von ihr entfernt stand. Sie nahm den Geruch von Pfeifentabak und den schwachen Duft seines Rasierwassers wahr. »Ich glaube das auch nicht.« Da war etwas an seiner Art...etwas, das sie ihn als Mann wahrnehmen ließ. Plötzlich kam ihr der Verdacht, dass er nicht aus dem Grund, den er genannt hatte, zu ihr nach draußen gekommen war.
»Ich glaube nicht, dass Sie hergekommen sind, um mich nach meiner Meinung über Miss Whitney zu befragen.«
»Nicht? Nun, Sie haben Recht, obwohl ich das, was Sie zu sagen hatten, sehr scharfsinnig finde.«
»Was wollen Sie wirklich?«
»Ich könnte Ihnen die Wahrheit sagen, aber dann wäre ich nur ein weiterer Bewunderer in Ihrem Gefolge, einer unter vielen, die alle das Gleiche wollen. Deshalb beschränke ich mich darauf zu sagen, dass ich Sie gern ein wenig näher kennen lernen würde, und das ist auch die Wahrheit.«
Er starrte auf ihren Mund. Er hatte grüne Augen, und da war etwas in der direkten Art, wie er sie musterte, das ihren Herzschlag beschleunigte.
»Warum? Warum wollen Sie mich näher kennen lernen?«
Einer seiner Mundwinkel hob sich leicht. Sein Mund war schön geformt, mit sinnlichen Lippen. »Weil Sie intelligent und freimütig sind. Beide Eigenschaften gefallen mir bei Frauen. Sie sind schön - aber das wissen Sie ja bereits.« Er streckte die Hand aus, griff nach einer Strähne ihres welligen, schwarzen Haars neben ihrer Schläfe und strich sie hinter ihr Ohr. »Vielleicht liegt es aber auch einfach nur daran, dass Ihr Mund mehr zum Küssen einlädt als jeder andere, den ich je gesehen habe.«
Sie konnte sich nicht bewegen. Nie hatte irgendjemand so offen mit ihr geredet. Ihre »Bewunderer«, wie Garth Dutton sie nannte, ließen endlose Gedichte über ihre Schönheit vom Stapel. Sie sagten, sie sei so schön wie eine Blume im Frühling, ihre Augen seien so blau wie ein klarer See. Alles kompletter Blödsinn. Insgeheim lachte sie über all das Geschwätz.
»Was ist los? Sie mögen es doch, wenn man offen redet, oder etwa nicht? Beim Abendessen haben Sie zu allem und jedem Ihre Meinung geäußert - von der britischen Blockade bis hin zu den Kriegssteuern.«
Sie merkte, dass sie langsam zurückwich und dass Garth Dutton jedem ihrer Schritte folgte. Sie fühlte sich wie ein Hase, der vom Fuchs verfolgt wird. Es war lächerlich. Da sie sich weigerte, auch nur einen Augenblick länger das verängstigte Kaninchen zu spielen, blieb sie stehen, sodass er plötzlich über ihr aufragte.
»Ich bin mir sicher, dass Ihr Bruder es im höchsten Maße missbilligen würde, wenn ich Sie küsse. Doch die Frage lautet eher, wie Sie sich dabei fühlen würden?«
Sie schluckte. Natürlich war sie schon geküsst worden - häufiger, als sie hätte zulassen sollen. Langweilige, trockene Küsse, die überhaupt nicht dem entsprachen, wie ein Kuss in ihrer Vorstellung sein sollte. Jetzt schaute sie in Garth Duttons gut aussehendes Gesicht und dachte an seinen schön geformten Mund, der sich auf ihren presste, was sie ein wenig kurzatmig werden ließ.
Plötzlich erwachte ihr Widerstandsgeist. Garth Dutton war nur ein Mann, und sie lehnte es ab, dass irgendein Mann so
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