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Heaven (German Edition)

Heaven (German Edition)

Titel: Heaven (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Adornetto
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«Du wirst zurückkommen, das weiß ich.»
    «Aber dann werde ich der Bruder und Sohn sein, der davongelaufen ist.»
    «Sie lieben dich ohne Wenn und Aber. Und vielleicht kannst du ihnen eines Tages die Wahrheit sagen.»
    Xavier lachte höhnisch. «Das bezweifele ich.»
    «Ich weiß, wie schwer das alles für dich sein muss», sagte ich und nahm seine Hand. Aber Xavier zog sie weg. Das kam nicht oft vor und überraschte mich daher. Wenn ich ihm kein Trost mehr war, lief irgendetwas völlig falsch.
    «Wie solltest du das wissen?», fragte er. «Du hattest doch nie Eltern.»
    Für einen Moment schwieg ich und dachte über das nach, was er gesagt hatte. Xavier legte den Kopf in die Hände. «Tut mir leid, Beth, das habe ich nicht so gemeint.»
    «Ist schon in Ordnung», sagte ich und setzte mich auf die Kante des Wohnzimmertischs. Seine Wut und seine Verzweiflung richteten sich nicht gegen mich, das wusste ich. Er starrte aus dem Fenster zu dem unsichtbaren Feind, der überall sein konnte. «Du hast ja recht», sagte ich. «Ich hatte keine Eltern, so wie du, und ich weiß nicht, wie es ist, als Mensch Teil einer Familie zu sein. Aber ich hab einen Vater, und der ist im Moment ziemlich wütend auf mich. Ich enttäusche Ihn mit allem, was ich tue, dabei will ich nichts mehr, als Ihn glücklich zu machen. Ich weiß nicht, ob mein Vater mir irgendwann vergeben oder mich endgültig verstoßen wird … aber deiner wird das niemals tun. Das weiß ich sicher. Dein Vater wird dich immer lieben.» Ich lächelte in mich hinein. «Und mein Vater wird dich auch immer lieben. Du bist auch Sein Kind.»
    Xavier sah auf. «Und du nicht?»
    «Meine Beziehung zu ihm ist anders», sagte ich. «Ihr Menschen seid geschaffen, um zu lieben, wir, um zu dienen. Er hat die Menschen immer über alles geliebt. Sogar seinen eigenen Sohn hat er geopfert, erinnerst du dich? Siehst du also? Er wird dich beschützen.»
    Xavier legte mir den Arm um die Schultern. «Dann bin ich es wohl, der dich beschützen muss.»

    Letztendlich entschloss sich Xavier, seinen Eltern einen Brief zu schreiben. Er las ihn mir nicht vor, und ich fragte auch nicht, was drinstand. Ich war mir nicht einmal sicher, ob Gabriel und Ivy ihn abschicken würden, aber vermutlich war es für Xavier genauso wichtig, ihn überhaupt zu schreiben.
    Ivy übernahm schnell das Kommando und organisierte und packte, was sie für das Leben am College für nötig hielt. Natürlich mussten wir uns auf das Wesentliche beschränken. Es war keine Zeit, Kuscheltiere oder Dekokram herauszusuchen wie die anderen Erstsemester, doch das machte mir nichts aus. Wenn wir erst einmal dort waren, konnten wir alles besorgen, was wir brauchten.
    Unser Start am College unterschied sich vermutlich ziemlich von dem anderer Studienanfänger. Bei uns gab es weder gerührte Eltern noch lange Abschiedsszenen; wir hatten nicht einmal Zeit, uns Gedanken zu machen, welche Kurse wir belegen wollten. Trotzdem war ich nervös. Xavier hatte sich gedanklich schon lange mit dem Leben am College beschäftigt. Sowohl sein Vater als auch sein Großvater waren Mitglied in einer Studentenverbindung, der Sigma Chi , gewesen, und es war nahezu Familientradition, im Rugbyteam zu spielen. Ich hingegen hatte weder Traditionen noch Erfahrungen vorzuweisen. Ich hatte gerade erst meinen Platz an der High School gefunden, und die Vorstellung, mich schon wieder in einer neuen und noch komplizierteren Welt zurechtfinden zu müssen, beunruhigte mich ein wenig. Auch mit Xavier an meiner Seite musste ich alleine klarkommen und selbständig sein.
    «Was genau ist eigentlich eine Studentenverbindung?», fragte ich daher, als Xavier mit unseren Taschen zum Auto lief.
    «Du musst sie dir wie eine Art Verein vorstellen», sagte er. «Die Verbindungen haben eigene Häuser auf dem Campus und organisieren Veranstaltungen. Es gibt sie für Jungs und für Mädchen.»
    «Und man wählt einfach irgendeine aus?»
    «Ja und nein. Du wählst sie, aber sie wählen vor allem dich.»
    «Was, wenn ich in eine Verbindung eintreten will, die mich nicht ausgesucht hat?»
    «Dann wirst du nicht aufgenommen», erklärte Xavier. «Und deshalb ist es wichtig, dass du deine Wahl sorgfältig triffst.»
    «Woher weiß ich, was die einzelnen Verbindungen ausmacht?»
    «Das erfährst du in der sogenannten Rush Week», sagte Xavier. «Sieben Tage lang haben die Erstsemester die Möglichkeit, alle Verbindungen und Clubs kennenzulernen. Du kannst währenddessen richtige

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