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Heidelberger Lügen

Heidelberger Lügen

Titel: Heidelberger Lügen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Burger
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grinste.
    »Hat er nicht andauernd neue Freundinnen? Es geht mich ja nichts an, aber man bekommt natürlich das eine oder andere mit.«
    »Dieses Mal ist es ausnahmsweise andersherum. Sonst nimmt er sich die Mädchen, wie es ihm gefällt, und gibt ihnen nach ein paar Tagen den Laufpass. Jetzt ist er endlich an eine geraten, die den Spieß umdreht. Er ist scharf auf sie, aber sie will nichts von ihm wissen. Und das macht ihn langsam ein bisschen nervös. Ich glaube, es hat ihn ziemlich erwischt.«
    Sekunden später bog Vangelis immer noch lachend und mit quietschenden Reifen auf den Parkplatz der Polizeidirektion ein. Aus den Augenwinkeln sah ich noch einen Radfahrer ohne Licht, dann schepperte es schon. Vangelis machte eine Vollbremsung. Wir stiegen aus. Fluchend und stöhnend kam der Radfahrer wieder auf die Füße, hielt sich den Kopf, betastete seine Gliedmaßen. Immerhin schien er sich nichts gebrochen zu haben. Erst als wir näher herangingen, erkannten wir ihn. Es war Balke. Er schimpfte und zeterte und war bodenlos wütend. Ich versicherte ihm, das Rad irgendwie aus Mitteln des Landes Baden-Württemberg reparieren zu lassen, versprach ihm, er dürfe sich schonen, bis er wieder gesund sei, aber all das beruhigte ihn kein bisschen.
    »Wie soll ich denn jetzt …?« Abwechselnd starrte er Vangelis und mich an. »Ich hatte doch heute Abend … Wie soll ich denn …? In diesem Zustand?«
    Vorsichtig führten wir ihn ins Licht einer Straßenlaterne. Es war wirklich nicht so schlimm. Ein Loch in den Jeans, das Knie aufgeschürft, ein paar Blessuren im Gesicht und eine Riesenbeule über dem linken Auge.
    »Das Rad ist noch ziemlich okay«, meinte Vangelis kleinlaut. »Ich denke, du kannst sogar noch heimfahren damit. Vielleicht solltest du mal ein Licht an dein komisches Fahrzeug montieren und dir einen Helm kaufen.«
    Balke informierte uns in mürrischem Telegrammstil darüber, dass es in Wieblingen den ganzen Nachmittag über ruhig gewesen sei und Runkel die Lage voll im Griff habe. Dann bestieg er vorsichtig sein Lieblingsfahrzeug und fuhr langsam und mit leicht eierndem Hinterrad in Richtung Neckargemünd. Mein Angebot, ihm ein Taxi zu bezahlen, lehnte er mit einer unwirschen Handbewegung ab. Immerhin hatte es aufgehört zu regnen.

17
    »Drei Personen«, sagte ich zu Vangelis, als wir in meinem Büro saßen. Wir hatten beschlossen, dass Runkel auch noch eine weitere halbe Stunde die Verantwortung tragen konnte. »Kriegel, McFerrin und Hörrle, die auf den ersten Blick nicht viel miteinander zu tun haben. Aber irgendwo muss es eine Verbindung geben.«
    »Vier.« Sie betrachtete das Radar-Foto mit einer Miene, als wäre dort ein Kindermord zu sehen. »Da Hörrle McFerrin nicht auf dem Gewissen hat, muss es noch einen Vierten geben. Und dann ist da auch noch diese Frau, Diana Gold-Irgendwas.«
    »Die ist aus dem Spiel. In diesem Punkt glaube ich ihrem Mann. Sie hat ein gutes Geschäft gemacht und sich irgendwohin verdrückt, wo sie ihren Gewinn in Ruhe ausgeben kann.«
    Ich wählte Vanessa Kriegels Nummer. Vielleicht fiel ihr zu den Namen McFerrin und Hörrle etwas ein. Aber sie nahm nicht ab. Vermutlich war sie arbeiten. Von vier bis acht an der Kasse bei Lidl.
    Als Nächstes versuchte ich es bei der SETAC. Dort meldete sich genau die Person, die ich jetzt brauchte: Frau Knorr, die noch vor einem halben Jahr Chefsekretärin gewesen war.
    »McFerrin und Kriegel? Aber klar. Die haben sich gut gekannt. Ich würde sogar sagen, sie waren befreundet. McFerrin war damals bei der Heidelberger Druck gewesen. Und wenn ich mich recht erinnere, dann ist Kriegel eine Weile arbeitslos gewesen. Der war Informatiker, und damals war der große Boom der Computerbranche schon vorbei.«
    »Dass Kriegel sich bei der Analytech beworben hat, verstehe ich. Aber warum McFerrin? Der hatte doch einen guten Job?«
    »Das weiß ich nicht.« Sie überlegte. »Der Meyers war es, der hat die beiden angeschleppt. Damals hat’s schon ein bisschen gekriselt, und die Geschäftsleitung hat gesagt, die neuen Geräte müssen jetzt unbedingt auf den Markt. Und die alte Mannschaft …«
    »Was war mit denen?«
    »Eine nette Truppe war das damals, aber alle so im Alter wie der Unterweger. Und da haben sie junge Leute gesucht, frisches Blut. Sie haben den beiden vermutlich gutes Geld geboten. Die anderen waren dann bei den Ersten, die gefeuert wurden, als die neue Geschäftsleitung kam. Nur Meyers und Unterweger, die haben sie behalten. Meyers war jung

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