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Heidelberger Wut

Heidelberger Wut

Titel: Heidelberger Wut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolgang Burger
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es.«
    »Wenn ich Sie richtig verstanden habe, hat er lediglich ein paar nicht ganz legale Aktiengeschäfte getätigt?«
    »So ist es.«
    »Aber es gibt keinen Geschädigten!«, erklärte Braun mit heiserer Stimme. »Ich lege Wert auf die Feststellung, dass niemand geschädigt wurde!«
    So viel hatte ich während des Paragraphengewitters doch verstanden: Braun war einem Bekannten gefällig gewesen. Der war ein hohes Tier in der Finanzverwaltung einer Münchner Versicherung. Kennen gelernt und angefreundet hatten sie sich bei einem Tennisturnier in Ulm. Der Münchner hatte Braun später regelmäßig gebeten, von seinem Geld, aber auf Brauns Namen, Aktien seines Arbeitgebers zu kaufen oder zu verkaufen. Immer dann, wenn einige Tage später gute Unternehmensnachrichten über die Agenturen gingen, hatte es Kauforders gegeben, immer kurz vor schlechten Nachrichten wurde verkauft.
    Im Lauf von zweieinhalb Jahren hatte Brauns Bekannter auf diese als Insidergeschäft natürlich unter Strafe stehende Weise runde fünf Millionen verdient, rechnete Braun uns vor. Er selbst habe fünf Prozent bekommen, später zehn. Und vor einem halben Jahr etwa hatte er beschlossen, das sei ein bisschen wenig. Sein ebenso einfacher wie einträglicher Gedanke war, immer dieselben Orders zu geben wie sein Kompagnon. Zu kaufen, wenn der kaufte, und zu verkaufen, wenn der andere seine Aktien abstieß. Da er nicht über genügend flüssige Mittel verfügte, hatte er ohne deren Wissen Kundengelder investiert und einige Zeit später wieder auf die Konten zurücktransferiert, wohin sie gehörten. Keiner dieser Kunden hatte etwas davon bemerkt, und in der Tat war offenbar niemandem ein Schaden entstanden, wenn man davon absah, dass an der Börse zu jedem, der Gewinne macht, ein anderer gehört, der diese durch seine eigenen Verluste bezahlt.
    Anfang April hatte die Unternehmensleitung in München die Übernahme eines schweizerischen Konkurrenten bekannt gegeben, und der Kurs der Aktie war innerhalb einer Woche um nahezu vierzig Prozent gestiegen. Selbstverständlich waren auch Braun und sein Partner unter den Profiteuren dieses Glücksfalls gewesen. Und anschließend war Heribert Braun reich. Damit er nicht aufflog, war Braun selbst nie in Erscheinung getreten, sondern hatte seine Céline als Strohfrau vorgeschoben. Alle Geschäfte waren an der Luxemburger Börse getätigt worden, über ein Konto, das auf ihren Namen lief, und die Gewinne waren dort geblieben.
    Ich warf Balke einen alarmierten Blick zu, der verstand sofort, sprang auf und verließ eilig den Raum. Augenblicke später war er wieder da.
    »Sie nimmt das Telefon nicht ab«, flüsterte er mir, von Braun argwöhnisch beobachtet, ins Ohr. »Die eifersüchtige Nachbarin sagt, sie sei am frühen Morgen mit auffallend viel Gepäck in ihren Flitzer gestiegen und weggefahren.«
    Brauns Augen wurden rund. »Das Dreckstück!«, knurrte er und schlug auf den Tisch, dass es schepperte. »Dieses gottverdammte, miese Dreckstück!«
     
    »Und jetzt?«, fragte Balke betreten, nachdem Braun samt Anwalt abgezogen war. Natürlich würden wir Braun noch heute auf freien Fuß setzen müssen. Irgendwann würde er zu einer Geldstrafe verurteilt werden, und seinen Posten war er natürlich los. »Wie geht’s jetzt weiter?«
    »Jetzt gucken wir erst mal dumm«, meinte Vangelis gut gelaunt. »Und dann knöpfen wir uns David vor.«
    »Warum?«, fragte ich verdutzt.
    »Schließlich hat auch er Kräuter gekannt. Und auch er hat gewusst, dass Geld im Tresor lag.«
    »Dafür ist es zu früh«, entschied ich nach kurzem Nachdenken. »Ich will nicht noch eine Blamage erleben. Jetzt warten wir erst mal die Ergebnisse der DNA-Analysen ab. Sie haben doch auch von ihm eine Probe genommen?«
    Sie nickte. »Selbstverständlich!«
    Sönnchen streckte den Kopf herein. »Die Frau Doktor Steinbeißer würde Sie gerne zu einem Gespräch sehen.«
    »Doch nicht etwa heute?«, fragte ich frustriert.
    »Sofort, hat sie gesagt.«
    Der gute Draht zur Staatsanwaltschaft ist für einen Kripochef eines der höchsten Güter. Und mein Draht zu Frau Doktor Steinbeißer war leider alles andere als gut. Seufzend erhob ich mich.
    »Nehmen Sie lieber meinen Schirm, Herr Kriminalrat«, meinte meine Sekretärin. »Es sieht nach Regen aus.«
    Da ich mich aber ungern mit einem geblümten Knirps in der Öffentlichkeit blicken ließ, lehnte ich ihr Angebot dankend und vermutlich ziemlich mürrisch ab. Ich überquerte den Römerkreis bei Rot, und so

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