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Heidenmauer

Heidenmauer

Titel: Heidenmauer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jakob Maria Soedher
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schlechten Eindruck gemacht, aber lassen wir das.«
    Lydia ging auf die Angelegenheit mit der Kleidung nicht ein. »Wie sprach er denn so … der Herr Bamm?«
    Fräulein Seidl klang ein wenig schnippisch. »Ja, wie sprach er denn? Er konnte sich eben auf einem gewissen Niveau ausdrücken, auch wenn er aufgebracht war.«
    Das Wort aufgebracht erregte Lydias Neugier. »Welcher Anlass war es denn, der ihn aufgebracht hatte?«
    Fräulein Seidl machte eine wegwerfende Handbewegung. »Na, es war wegen der Betreuung.«
    »Hier im Hause, wegen der Betreuung?«, fragte Lydia Naber skeptisch.
    Fräulein Seidl verzog den Mund. »Nein, natürlich nicht wegen der Betreuung hier im Hause. Frau Bamm, seine Mutter, sie hat einen Betreuer, und da gab es wohl … Irritationen.«
    »Irritationen«, wiederholte Lydia Naber. Und als Fräulein Seidl nichts entgegnete, fragte sie: »Woher wissen Sie das mit dem Betreuer?«
    »Nicht dass Sie meinen, ich belauschte hier Gespräche. Es hat sich ganz zufällig ergeben, als ich mir am Gang noch eine Kanne Tee geholt habe und dieser arme Mensch sich mit der Schwester unterhalten hat. Er war mit dem Betreuer nicht einverstanden; zum einen, weil es überhaupt einen solchen gab, und zum anderen war er ganz konkret mit einigen Entscheidungen, die da getroffen werden sollten, nicht einverstanden. Aber Details sind mir nicht bekannt.«
    »Wann war denn das, ist das schon länger her gewesen?«
    »Vor drei Wochen etwa.«
    »Und Sie wissen sicher auch noch, mit welcher Schwester er sich unterhalten hat?«
    Fräulein Seidl nickte etwas indigniert ob der Frage. War sie vielleicht verwirrt?
    Lydia Naber lächelte. Frau Bamm hatte also einen Betreuer, obwohl ihr Sohn sich doch um alles kümmerte. Das war interessant.
    »Deswegen habe ich Sie ja auch gebeten zu kommen«, sagte Fräulein Seidl.
    »Wegen des Betreuers von Frau Bamm?«
    »Nein, nein. Ich weiß von dieser Sache wirklich nicht mehr und habe Ihnen alles gesagt. Es ist nur so … ich habe mir seit diesem Gespräch Gedanken darüber gemacht. Das sollte man tun, solange es da oben drin noch funktioniert«, sie zeigte dabei auf ihren Kopf.
    Lydia Naber winkte nun ab. »Ich glaube, da müssen Sie sich nun wirklich keine Sorgen machen, Fräulein Seidl.«
    »Mache ich aber. Ich möchte nicht, dass irgendwelche Menschen, die ich nicht kenne und die mich nicht kennen, die Dinge meines Lebens regeln. Ich möchte, dass Sie das machen, das bedeutet, es würde mich sehr freuen, wenn Sie meiner Bitte nachkommen würden und ich Sie eintragen lassen dürfte.«
    »Wo eintragen?«
    »Ich war beim hiesigen Amtsgericht und habe mich entsprechend informiert und die Unterlagen mitgenommen. Übrigens ein sehr netter Richter, sehr nett. Anständig gekleidet, sauberer Haarschnitt und verständliche Sprache – alles nicht mehr selbstverständlich heutzutage. Überlegen Sie sich das in Ruhe.«

Professor Armbruster
    Jasmin Gangbacher saß in ihrem neuen Büro und ordnete ihre Gedanken. Niemand sollte ihr die Aufregung anmerken, diesen zarten Kitzel, der sie nicht mehr loslassen wollte, seit sie wusste, dass sie hier bei der Kripo arbeiten durfte. Schon lange hatte sie davon geträumt. Erich Gommert saß ihr gegenüber, sah immer wieder auf und fragte, ob alles in Ordnung sei, ob sie etwas brauche und ob er sie mit seinen ständigen Fragen vielleicht bei ihrer Ermittlungsarbeit störe. Sie lächelte ihn an, schüttelte den Kopf und las weiter.
    Auch Erich Gommert wandte sich wieder den Schriftstücken auf seinem Schreibtisch zu, wobei es sich fast ausschließlich um präsidiale Schreiben handelte, deren Zweck darin zu bestehen schien, den polizeilich tätigen Ermittlungsdienststellen in Erinnerung zu halten, dass es ganz im Norden, hinter den sieben Bergen, ein Polizeipräsidium gab. Erich Gommert verstand bei vielem, was da inzwischen auf seinem Tisch landete, den Sinn nicht – einige Schreiben widersprachen sich sogar. Nicht, dass er an der Bedeutung und Sinnhaftigkeit der Schreiben generell zweifelte, doch einiges erschien selbst ihm denn doch zu absurd. Als Ritualist jedoch erledigte er ordentlich das jeweils Verlangte – meistens.
    Zweimal war es ihm schon passiert, dass er eine als wichtig gekennzeichnete Terminsache vergessen hatte, völlig unabsichtlich, einfach vergessen eben. Er hätte Statistiken melden sollen, über dies und das, und hatte den Meldetermin verpasst; obwohl er sich solche wichtigen Dinge auf ein Blatt Papier notierte, das unter seiner

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