Heidi Klum - Chamäleongesicht. Biographie (German Edition)

er Underdog, der sich jeden Erfolg gegen Widerstand erkämpfen musste. „Kritik macht mir nichts aus und gewisse Kommentare interessieren mich nicht. Über bestimmte Sachen rede ich eben nicht. Mitspielen und den Mitspieler übertreffen“, sagt sie in einem Interview. In dieser Hinsicht gibt es kein besseres Vorbild als den amerikanischen Baumogul und Milliardär Donald Trump, einen guten Bekannten, der auch seinerseits in seinem Leben durch alle Höhen und Tiefen ging und dabei gelernt hat, mit Neid und Missgunst umzugehen: „Einmal hatte mich The Donald zu den U.S. Open Tennismeisterschaften eingeladen“, erzählt Heidi in ihrem Buch. „Während eines Seitenwechsels erschien sein Bild kurz auf dem großen Bildschirm, worauf das ganze Stadion buhte. Ich fühlte mich zutiefst beschämt. Er hingegen zuckte nicht mal mit der Wimper. Es war ihm völlig schnuppe. Trump hat gelernt, erhobenen Hauptes durchs Leben zu gehen, und ist sicher genug in seiner Selbsteinschätzung, um sich um das, was andere von ihm denken, nicht zu scheren.“
    Wie kam es nun, dass Heidi zum Superstar wurde? Die Geschichte ihres Erfolgs ist lang und kennt drei Wegmarken, die jeweils sechs Jahre auseinander liegen.
    Die erste davon fällt in das Jahr 1992. Heidi gewinnt den Wettbewerb „Model 92“. Sie schlägt 25.000 Mitbewerberinnen aus dem Feld und erhält einen Vertrag mit einer New Yorker Agentur, der 300.000 Dollar wert sein soll. Dieser Durchbruch macht sie bekannt und bewegt ihren Vater dazu, sein Schicksal und das der Familie mit in die Waagschale zu werfen. Er setzt bald auf Heidis Erfolg und arbeitet bis heute unablässig daran, die Chance, die sich hier aufgetan hat, in eine Karriere umzumünzen.
    Die zweite Wegmarke wird im Jahr 1998 gesetzt, als Heidi auf dem Titelblatt von Sports Illustrated   beeindruckt und sich nach ersten Anfangserfolgen als Engel für Victoria's Secret qualifiziert. Diese Position erlaubt es ihr, als Firmensprecherin für den Unterwäschehersteller in den Medien präsent zu sein und eröffnet ihr auch den Weg für andere Firmen – die erste, mit der sie bekannt werden wird, ist der Süßwarenhersteller Katjes - die Galionsfigur zu spielen. Durch diese Dauerpräsenz wird sie erst wirklich bekannt werden und auch den Ehrentitel eines Topmodels beanspruchen dürfen, obwohl sie sich ja eigentlich nicht – wie alle anderen -  auf den Laufstegen der Welt durchgesetzt hat. In dieser Zeit macht sie in Amerika auch den Schritt aus der Anonymität heraus, indem sie mit Witz und Geschick durch Fernsehauftritte die Marke Heidi Klum schafft. Diese beginnt als lustige und jodelnde Deutsche in amerikanischen Talkshows, wird aber bald zum Synonym für sauberen Sex. Die Marke sieht so aus: Heidi ist attraktiv, aber sie bleibt dabei mädchenhaft lustig und verspielt. Sie spricht dauernd über Sex, aber man stellt sich dabei vor allem etwas Niedliches, Duftendes vor. In den USA, wo eine Fernsehkommission darauf achtet, dass Sexualität eine Andeutung bleibt, ist Heidis Methode überaus erfolgreich. Nach einer Umfrage im Jahr 2001 bekennt ein Großteil der männlichen Zuschauer, mit Heidi Sex haben zu wollen. Dieser Bekanntheitsgrad aber erklärt auch, warum Heidi zum Star bei Victoria's Secret wird. Denn deren Unterwäschenpräsentation im Rahmen der jährlichen Victoria's Secret Fashion Show ist der von der Kommission gerade noch gebilligte Softporno zur Hauptsendezeit.
    Die dritte Wegmarke auf dem Weg zum Weltstar nimmt Heidi dann im Jahr 2004. Sie ist mittlerweile überaus bekannt, doch darüber hinausgehend nur ein hübsches Gesicht und ein niedlicher Körper auf dem Bildschirm. Zum Menschen wird Heidi im Bewusstsein der Zuschauer erst, als sie immer wieder und in kurzen Abständen aufgrund ihrer Männergeschichten im Jahr 2003 in den Medien auftaucht. In dieser Zeit wird sie schwanger und von dem Mann, der als Vater ihres Kindes gilt, sitzen gelassen. Hier spüren die Leser der Zeitschriften Sympathie, und Mitgefühl mit einer Person, die vorher nur ein Bild war, das sich Männer in den Spind hängen. Und als es dann Heidi gelingt, aus dieser Opferrolle heraus das Traumpaar Heidi Klum und Seal zu bilden und als sie sich als stolze Mutter zeigen  - und dazu noch innerhalb weniger Wochen wieder eine mädchenhafte Figur präsentieren kann, gehört sie endgültig zu den Göttern. Das Jahr 2004 ist aber auch jenes, in dem ihr der Schwenk zur Moderatorinnenkarriere gelingt, der ihren Bekanntheitsgrad noch steigern