Heidi Klum - Chamäleongesicht. Biographie (German Edition)
wird. Heidi wird omnipräsent, als die erste Staffel von „Project Runway“ auf einem wenig gesehenen Fernsehkanal zum Quotenhit heranwächst, der dann auch prompt für den begehrten Fernsehpreis, den Emmy, nominiert wird. Diese äußeren, messbaren Erfolge aber sind es nicht, die die Faszination Heidi Klum für die Menschen ausmacht. Der Knackpunkt dieses Jahres ist zweifellos ihre rasche Rückkehr auf den Laufsteg von Victoria's Secret . Heidi zeigt trotz Schwangerschaft eine mädchenhafte Figur mit flachem Bauch und beweist, dass man zugleich Topmodel und Mama sein kann. Sie präsentiert nach dem ältlichen Flavio Briatore, der sie als Schwangere schnöde sitzen gelassen hat, den Popstar Seal, der einen hohen Sexappeal hat, als liebevollen Ersatzvater für ihr Kind. Diese Bilder brennen sich dem Bewusstsein der Menschheit unauslöschlich ein. Von diesem Zeitpunkt an ist Heidis Geschichte die eines öffentlichen Menschen, der jederzeit in Klatschspalten auftauchen kann, auf einer Ebene mit Madonna oder Angelina Jolie. Heidi beeindruckt dabei vor allem Frauen ihrer Generation, die sich die Frage stellen: Wie schafft die das? Lebt sie das perfekte Glück – den beruflichen Erfolg und zugleich die Intimität der Familie?
1992: Model '92 und Heidis erste Liebe
Ihren Einstieg in die Modebranche datiert Heidi mit jenem Tag, an dem sie mit ihrer Freundin Karin gemeinsam in Zeitschriften blätterte. Dabei fällt ihnen in der Petra eine Anzeige auf. Im Fernsehen läuft seit Wochen ein Modelwettbewerb. Jede Woche wird eine Gewinnerin gekürt, die dann auch für die Endausscheidung qualifiziert ist. Thomas Gottschalk ist der Moderator. Die Freundinnen beginnen nun jede Woche die Show einzuschalten und lästern über die Unsicherheiten und Makel der einzelnen Kandidatinnen ab. Einmal kommt Karin die Idee: „Du könntest doch dabei mitmachen. So wie die aussehen, kannst du die schlagen.“ Den Kandidatinnen, die bis in die Endausscheidung kommen, winkt ein Opel Corsa. Für Heidi, die gerade den Führerschein gemacht hat, ist das mehr als ein Trostpreis, wie sie später anmerkt. Sie kann sich gut vorstellen, im Herbst im Opel Corsa zur Designerschule in Düsseldorf oder zu ihrem Freund zu fahren. Heidi wünscht sich ein neues Auto. Das alte hat hinten eine Delle, seitdem Heidi bei der ersten Fahrt allein beim Rückwärtseinparken mit dem DAF, den ihr die Eltern zum Geburtstag geschenkt haben, nicht aufgepasst hat. Der Vorfall ist nicht untypisch für Menschen, die in einer beschützten Umgebung aufwachsen. Die erste Fahrt allein in einem Auto ist ein Bild des Erwachsenwerdens.
Jetzt soll ein neuer Wagen her. Also schlüpft Heidi in eine Tanzstrumpfhose und einen Badeanzug, toupiert sich die Haare, schminkt sich und lässt von Karin ein paar Polaroidfotos machen. Sie schicken die Bilder ab und hören einige Monate nichts. In der Redaktion der Petra – so erinnert man sich viele Jahre später – habe man ihre Lippen für zu schmal und das Gesicht für zu gewöhnlich empfunden. Auch die Oberschenkel der „Urlaubsschnappschüsse“ hätten nicht überzeugt. Trotzdem, Heidi hat was. Sie bleibt zweite Wahl für die Castings, ihre Bilder landen zwar nicht im Papierkorb, aber sie verschwinden in einer Schublade. Über 25.000 Mädchen haben sich bei der Petra beworben. Davon wurden bereits einige hundert nach München weiter vermittelt. Erst als man viele Wochen später von der Fernsehredaktion Nachschub fordert, weil die letzten Sendungen noch zu bestücken seien, tauchen auch Heidis Bilder wieder aus der Schublade auf. So spät dranzukommen ist nicht schlecht, denn andere Gesichter hat man längst vergessen oder sind verbraucht, und Heidi kann als neues, frisches Gesicht die Sendung aufmischen.
Die anfängliche Benachteiligung führt letztendlich zum Sieg. Für Heidi, die auf eine Antwort wartet, sind die Monate, bis sie auf ihre Bewerbung eine Antwort bekommt, aber bitter. Eigentlich hat sie die Hoffnung schon aufgegeben, ins Fernsehen zu kommen. Aber dann wird es gleich ganz konkret. Ein Mitarbeiter der Show ruft in Bergisch-Gladbach an und lädt Heidi zu einem Casting ein, dass einige Wochen später in München abgehalten werden soll. Es bleibt für sie nicht einmal Zeit, um die Eltern zu verständigen, die zu diesem Zeitpunkt auf Reisen sind. Handys sind in diesen Jahren noch nicht weit verbreitet. Heidi steht vor einem Dilemma. Wie kommt sie so schnell nach München? Zwar hat sie zu ihrem 18. Geburtstag
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