Heilen und Kochen mit Hildegard von Bingen
Lungenkrankheiten
Anwendung: Blätter im April oder Mai ernten und entsaften. Pro Liter Wein benötigt man etwa 20 Milliliter Wermutsaft und 100 bis 150 Gramm Honig. Den Wein etwa 5 Minuten kochen lassen, dann Honig und Saft zugeben. Heiß in sterile Flaschen füllen, abkühlen und im Kühlschrank aufbewahren. Jeden zweiten Morgen 1 Likörglas davon vor dem Essen trinken.
Wichtig! Zu hohe Dosierungen können zu einer Thujonvergiftung führen, z. B. mit Übelkeit, Erbrechen, Magen-Darm-Krämpfen, zentralen Störungen. Wermut nicht in der Schwangerschaft anwenden.
Ysop
[Hyssopus officinalis]
Der Ysop verdankt seinen Namen dem hebräischen Begriff für »heiliges Kraut«. Er diente schon von alters her zur Reinigung und Behandlung Aussätziger. Hildegard empfiehlt ihn gegen Leberleiden, Traurigkeit und Depression.
»Und wenn man ihn oft isst, reinigt er den kranken und stinkenden Schaum der Säfte … und (der Ysop) ist für alle Speisen nützlich. Gekocht ist er aber nützlicher und pulverisiert ist er (nützlicher) als roh … Aber auch wer hustet und an der Leber Schmerzen hat und wer dämpfig ist und an der Lunge leidet, von denen soll jeder Ysop entweder mit Fleisch oder mit Fett essen, und es wird besser werden. Wenn aber einer Ysop nur dem Wein oder nur dem Wasser beifügt und ihn isst, wird er davon mehr geschädigt als gefördert werden.«
Der Ysop ist ein bis zu 60 Zentimeter hoch wachsender Halbstrauch aus der Familie der Lippenblütler (Lamiaceae). Seine Äste sind mit brauner Borke bedeckt und haben aufrechte, immergrüne Zweige. Ysopblüten – bei der Wildform meist violett oder lebhaft blau – stehen in Scheinähren. Die Pflanze besitzt einen scharf-aromatischen Geruch und wird auch als Gewürz verwendet. Ysop stammt aus dem Mittelmeergebiet und wächst heute bei uns verwildert in der Landschaft. Ysop nicht in der Schwangerschaft und bei Epilepsie(-neigung) nehmen.
Verwendeter Pflanzenteil/Ernte Ysopkraut / vor und während der Blüte
Indikation Blutreinigung, Steinleiden, Leberschmerzen, Melancholie, Depressionen
Anwendung: Ysop zu allen Fleischgerichten verwenden.
Tipp! Sparsam dosiert, ist Ysop ein hervorragendes Küchengewürz. Er schmeckt und riecht sehr aromatisch und würzt Eintöpfe, Suppen, frische Salate und Frischkäse.
Zimt
[Cinnamomum ceylanicum]
Zimt hat ein sehr charakteristisches, stark duftendes Aroma und einen süßlichen, durchdringenden Geschmack. Heute verwendet man Zimt mehr als Gewürz denn als Heilmittel.
»Der Zimt ist auch sehr warm und hat starke Kräfte …, und wer ihn oft isst, (dem) mindert er die üblen Säfte und bereitet gute Säfte in ihm … Und ein Mensch, dem der Kopf schwer und stumpf ist, so dass er den Atem schwer durch die Nase ausstößt und einzieht, der pulverisiere Zimt und esse dieses Pulver oft mit einem Bissen Brot, oder er lecke es in seiner Hand, und es löst die schädlichen Säfte, durch die sein Kopf stumpf ist, auf.«
Der Echte Zimtbaum ist ein sechs bis zwölf Meter hoher, immergrüner Baum mit bis zu 20 Zentimeter langen Blättern. Er stammt aus Sri Lanka, wird aber in vielen anderen tropischen Ländern Südostasiens sowie in Brasilien angebaut. Zerreibt man seine Blätter, riechen sie nelkenartig. Verwendet werden die Zimtrinde und das daraus gewonnene Zimtöl. Je nach Dicke der Rinde und Art der Bearbeitung unterscheidet man verschiedene Handelssorten. Den geschmacklich besten Zimt, den Kaneel, liefert der Ceylonzimtbaum.
Verwendeter Pflanzenteil Zimtrinde
Indikation Nasennebenhöhlen-Entzündungen, Schwellungen der Nasenschleimhaut, Nasenpolypen, Abstumpfung von Gehör-, Geruchs- und Geschmackssinn, unterstützend bei Depressionen und Nervenleiden
Anwendung: Dinkelbutterbrot mit Zimtpulver bestreuen und gut durchkauen. Außerdem Zimt zum Würzen von Speisen verwenden oder 2 Messerspitzen Zimtpulver in die Hand geben und ablecken.
Wichtig! Nicht in der Schwangerschaft und bei Magen- und Darmgeschwüren anwenden.
Heilmittel nach Hildegard von Bingen
»Durch Krankheit werde ich stark gehemmt und oft derart in schwere Schmerzen verstrickt, dass sie mich an den Rand des Todes bringen. Doch hat Gott mich bis jetzt immer wieder neu belebt.«
So schreibt Hildegard in einem Brief. Der Mensch braucht also nicht nur die Mittel der Heilkunde, sondern er bedarf der göttlichen Gnade. Mit der Frage nach der Ursache der Krankheit ist stets auch die Frage nach der Verantwortlichkeit für die Krankheit verknüpft. Hildegards Ansicht
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