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Heiliger Bimbam – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Gervase-Fen-Serie (German Edition)

Heiliger Bimbam – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Gervase-Fen-Serie (German Edition)

Titel: Heiliger Bimbam – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Gervase-Fen-Serie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edmund Crispin
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betrifft, da haben wir so unsere eigenen Ideen, Sir«, sagte der Inspektor mit üblicher Schroffheit, »die ich, wenn Sie mir verzeihen, fürs erste nicht bekanntgeben möchte.« Ziemlich unfundierte Ideen, dachte Geoffrey, enthielt sich aber dieses Kommentars.
    Fen, der schon seit einer Minute gereizt mit den Schirmen und Spazierstöcken an der Garderobe klapperte, sagte:
    »Gehen wir endlich, Herrgott noch mal. Was trödeln wir denn noch hier herum?« Bevor irgend jemand noch etwas sagen konnte, war er durch die Haustür verschwunden. Geoffrey und Fielding folgten ihm. Aus den Augenwinkeln sah Geoffrey, wie Spitshuker und der Inspektor ins Wohnzimmer gingen.
    Sie marschierten um das Haus herum und durch den rückwärtigen Garten, während Fielding sie mit wortreichen und unzusammenhängenden Entschuldigungen dafür überschüttete, ihnen seine Anwesenheit zuzumuten. Das Tor zwischen dem Garten und dem Grundstück um die Kathedrale war abgeschlossen, aber Fen hatte sich Duttons Schlüssel geborgt. Der Boden war trocken und hart unter ihren Füßen, die Luft unnatürlich still; Geoffrey hielt angestrengt Ausschau nach den Polizisten, die die Kathedralentüren bewachten, aber es dämmerte bereits, und sobald man auf dem Hügel war, versperrten die Bäume und Sträucher den Blick auf den unteren Teil der Kathedrale; nur ab und zu kam sie kurz zum Vorschein, um beim nächsten Schritt wieder zu verschwinden. Er meinte, eine Gestalt zur Nordseite des Gebäudes gehen zu sehen, aber sicher war er nicht.
    Sie blieben kurz an der Mulde stehen, wo die Hexen gebrannt hatten. Sie war zugewachsen, vernachlässigt, überwuchert mit Unkraut und Dornensträuchern. Die Eisenstange stand einsam und verlassen da und hob sich gegen das schwächer werdende Licht ab. Sie sahen die Ringe, durch die die Stricke und Ketten gezogen worden waren. Die Atmosphäre war fast unerträglich trostlos, doch in Geoffreys Phantasie wimmelte es überall auf dem Hang von Männern und Frauen, die mit vor Gier und Furcht und grausamem Vergnügen glühenden Augen dem Schauspiel zusahen, das ihnen geboten wurde. Und ein Raunen ging durch die schwankende Menge, ließ die zahllosen Köpfe schwanken und nicken, wie die Finger des Windes, der an einem Maisfeld zupft, als der Karren auftauchte, und sie beugten sich vor, um besser sehen zu können – die Richter in ihren Roben, der Dechant und das Kapitel, die Squires, und dahinter das vielköpfige Biest, der Pöbel. Eine Frau, die sie gekannt hatten – eine Nachbarin vielleicht – ein vertrautes Gesicht, das jetzt zu einer Maske der Angst geworden war, und alle bekreuzigten sich und murmelten das Confiteor. Wer war die nächste? Und in der Brust dieser Frau, was mußte dort für ein Taumel aus Panik oder vergeblicher Reue oder Bestätigung herrschen? Was für ein Schrei richtete sich an Apoll und den Gott der Fliegen …? Es bedurfte nicht viel Phantasie, um den Nachhall solcher Szenen wahrzunehmen, selbst jetzt noch. Und hier hatten sie sich versammelt – Woche für Woche, Monat für Monat, Jahr für Jahr, bis sogar der Pöbel das Geschrei und den Geruch nach verbranntem Fleisch und Haar gründlich satt hatte und nur noch die erforderlichen Amtsträger beim Ende der unglücklichen Frauen zugegen waren und die Leute zu Hause blieben und sich fragten, ob es nicht besser gewesen wäre, sie hätten sich den bösen, greifbaren Lebenden gestellt als den aufgehäuften Grabstätten der bösen, nicht greifbaren Toten.
    »In diesem Teil des Landes«, sagte Fen, »wurden noch Hexenprozesse und -verbrennungen durchgeführt, als sie anderswo schon seit fünfzig oder sechzig Jahren eingestellt worden waren – und dann war Aufhängen, nicht Verbrennen, die normale Hinrichtungsmethode. Das, was in Tolnbridge geschah, löste im ganzen Land Empörung aus, so daß ein königlicher Untersuchungsausschuß hergeschickt wurde. Doch als Bischof Thurston starb, hörte die Praxis mehr oder weniger auf. Einer der letzten berühmten Hexenprozesse in Großbritannien war der gegen Major Thomas Weir, den Kommandeur der Stadtwache von Edinburgh; er wurde 1670 lebendig verbrannt. Tolnbridge machte noch vierzig Jahre weiter, bis ins 18. Jahrhundert hinein – das Jahrhundert von Johnson, Pitt und der Französischen Revolution. Nur ein Schritt bis in unsere Zeit. Eine deprimierend dünne Grenze – und die menschliche Natur verändert sich nicht sehr.«
    Sie gingen weiter den Hügel hinauf. »Für eine gründliche Durchsuchung wird es zu

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