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Heiliger Zorn

Heiliger Zorn

Titel: Heiliger Zorn Kostenlos Bücher Online Lesen
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entgegensehen. Und ich habe angeboten, meine Verfügung zurückzunehmen, Sie eliminieren zu lassen. Ist das noch nicht genug als Gegenleistung für einen kortikalen Stack, der gar keinen Nutzen für Sie hat?«
    Ich lächelte. »Erzählen Sie mir keinen Scheiß, Tanaseda. Es geht Ihnen gar nicht um Hirayasu. Sie wissen genau, dass es schade um die gute Seeluft wäre, die er atmen würde.«
    Der Yakuza-Meister schien sich innerlich noch fester anzuspannen, als er mich ansah. Ich war mir immer noch nicht sicher, warum ich ihn provozierte, wozu ich ihn provozieren wollte.
    »Hirayasu ist der einzige Sohn meines Schwagers.« Sehr leise, kaum mehr als ein Murmeln, das den Raum zwischen uns überbrückte, aber mit unterdrücktem Zorn geladen. »Hier geht es um giri, die jemand aus dem Süden wohl niemals verstehen wird.«
    »Scheißkerl«, sagte Jad verwundert.
    »Ach, was hast du erwartet, Jad?« Ich schnaufte. »Letztlich ist und bleibt er ein Krimineller, der sich kein bisschen von den beschissenen haiduci unterscheidet. Nur eine etwas andere Mythologie, aber die gleichen blödsinnigen Illusionen von steinalter Ehre.«
    »Tak…«
    »Halt dich da raus, Todd. Wir wollen die Sache ans Licht zerren, wo sie hingehört. Hier geht es um Politik und nichts, was auch nur ansatzweise sauberer wäre. Tanaseda macht sich keineswegs Sorgen wegen eines Neffen, der aus dem Spiel geflogen ist. Das ist nur eine kleine Zugabe. Seine eigentliche Sorge ist, dass er die Sache nicht mehr im Griff hat, er hat Angst, dass er für einen verpatzten Erpressungsversuch bestraft wird. Er sieht zu, wie Segesvar kurz davor steht, mit Auira Harlan Freundschaft zu schließen, und er hat gewaltigen Schiss davor, dass die haiduci sich als Entschädigung für ihren Ärger in irgendeine nachhaltige globale Aktion einschalten. Was dazu führen würde, dass seine Vettern aus Millsport sich vor seine Haustür legen würden, mit einem Kurzschwert und einer Anleitung, in der es heißt: Hier hineinstecken und seitwärts aufschlitzen. Stimmt’s, Tan?«
    Das war zu viel für den Schläger links von ihm, wie ich erwartet hatte. Eine nadeldünne Klinge fiel von seinem Sleeve in die rechte Hand. Tanaseda fauchte ihn an, und er erstarrte. Seine Augen funkelten mich an, und seine Knöchel, die den Messergriff umschlossen, wurden weiß.
    »Sehen Sie«, sagte ich zu ihm. »Herrenlose Samurai haben dieses Problem nicht. Sie liegen nicht an der Leine. Wenn man ein ronin ist, schwebt man nicht in Gefahr, seine Ehre aus politischer Zweckdienlichkeit zu verlieren.«
    »Tak, hör jetzt endlich auf, verdammt noch mal!«, knurrte Murakami.
    Tanaseda trat vor die vibrierende Anspannung des ergrimmten Leibwächters. Er sah mich durch leicht zusammengekniffene Augenlider an, als wäre ich ein giftiges Insekt, das er genauer untersuchen wollte.
    »Verraten Sie mir eins, Kovacs-san«, sagte er leise. »Hegen Sie letztlich doch den heimlichen Wunsch, durch die Hände meiner Organisation zu sterben? Suchen Sie den Tod?«
    Ich hielt seinem Blick ein paar Sekunden lang stand, dann tat ich, als würde ich ausspucken.
    »Sie würden nicht einmal ansatzweise verstehen, wonach ich suche, Tanaseda. Sie würden es nicht einmal merken, wenn es Ihnen den Schwanz abbeißen würde. Und wenn Sie tatsächlich zufällig darüber stolpern sollten, würden Sie nur nach einer Möglichkeit suchen, wie Sie es verkaufen könnten.«
    Ich blickte mich zu Murakami um, dessen Hand immer noch auf dem Griff der Kalaschnikow an seinem Gürtel lag. Ich nickte.
    »Alles klar, Todd. Ich habe deinen Informanten gesehen. Ich bin dabei.«
    »Also gilt unsere Abmachung?«, fragte Tanaseda.
    Ich stieß gepresst den Atem aus und drehte mich wieder zu ihm um. »Sagen Sie mir nur noch eins. Wie lange ist es her, dass Segesvar den Deal mit der anderen Kopie von mir geschlossen hat?«
    »Ach, nicht erst in jüngster Zeit.« Ich konnte nicht sagen, ob Genugtuung in seiner Stimme lag. »Ich glaube, er hat schon seit einigen Wochen gewusst, dass Sie beide existieren. Ihre kopierte Version war äußerst aktiv in seinen Bemühungen, alte Verbindungen wiederzufinden.«
    Ich dachte an Segesvars Auftritt am Binnenhafen zurück. Seine Stimme am Telefon. Dann werden wir uns gemeinsam betrinken. Vielleicht gehen wir sogar zu Watanabe, um der guten alten Zeiten willen. Auf einen sake und eine Pfeife. Ich muss dir in die Augen schauen können, mein Freund. Um zu wissen, dass du dich nicht verändert hast. Ich fragte mich, ob er schon

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