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Heiliger Zorn

Heiliger Zorn

Titel: Heiliger Zorn Kostenlos Bücher Online Lesen
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damals eine Entscheidung getroffen hatte, ob er die außergewöhnliche Situation genossen hatte, frei wählen zu können, wo er seine Verpflichtungen einlösen wollte.
    In diesem Fall hatte ich mir selbst im Wettstreit mit meinem jüngeren Ich keinen Gefallen erwiesen. Und Segesvar hatte es am Vorabend sehr deutlich gemacht, es mir beinahe offen ins Gesicht gesagt.
    Ich kann jedenfalls nicht mehr damit rechnen, mit dir Spaß zu haben. Kann mich nicht einmal daran erinnern, in den letzten fünfzig fahren mit dir Spaß gehabt zu haben. Du wirst allmählich immer nördlicher, Tak.
    Wie ich schon sagte…
    Ja, ja, ich weiß. Du bist es schon zur Hälfte. Die Sache ist nur, Tak, als du jünger warst, hast du versucht, es dir nicht so sehr anmerken zu lassen.
    War das sein letzter Abschiedsgruß an mich gewesen?
    Du bist ein Mann, der schwer zufrieden zu stellen ist, Tak.
    Kann ich dich vielleicht für irgendeinen Teamsport interessieren? Du könntest mit Ilja und Mayumi in die Gravsporthallen runtergehen.
    Für höchstens eine Sekunde stieg eine alte Traurigkeit in mir auf.
    Doch sie wurde sofort von meinem Zorn niedergetrampelt. Ich blickte zu Tanaseda auf und nickte.
    »Ihr Neffe ist unter einem Strandhaus südlich von Kern Point vergraben. Ich zeichne es Ihnen auf einer Karte ein. Jetzt geben Sie mir, was Sie haben.«

 
44
     
     
    »Warum hast du das getan, Tak?«
    »Was getan?«
    Ich stand mit Murakami im Angier-Licht der Scheinwerfer des Pfählers und sah zu, wie der Yakuza in einem eleganten schwarzen Lagunenmobil ablegte, das Tanaseda per Telefon bestellt hatte. Sie rasten südwärts davon und hinterließen eine breite, aufgewühlte Schaumspur in der Farbe erbrochener Milch.
    »Warum hast du ihn auf diese Weise provoziert?«
    Ich blickte dem kleiner werdenden Skimmer hinterher. »Weil er Abschaum ist. Weil er ein Scheiß-Krimineller ist und es nicht zugeben will.«
    »Du scheinst auf deine alten Tage gerne die Rolle des Richters zu spielen, was?«
    »Tue ich das?« Ich zuckte die Achseln. »Vielleicht sieht es nur aus südlicher Perspektive so aus. Du stammst aus Millsport, Todd, vielleicht bist du einfach nur zu nahe dran, um es erkennen zu können.«
    Er lachte leise. »Gut. Wie sieht es also von da unten betrachtet aus?«
    »Genauso wie schon immer. Die Yakuza beten ihre Sprüche von der uralten Ehrentradition jedem vor, der sie hören will oder auch nicht, und was tun sie währenddessen? Sie praktizieren dieselbe beschissene Kriminalität wie jeder andere, nur dass sie es sich mit den Ersten Familien gemütlich gemacht haben.«
    »Aber jetzt nicht mehr so sehr, wie es aussieht.«
    »Ach, komm schon, Todd. Du weißt es besser. Diese Jungs haben sich mit Harlan und den anderen unter einer Decke gekuschelt, seit wir hier herumlaufen. Tanaseda muss vielleicht für die Qualgrist-Panne bezahlen, die er verbockt hat, aber die anderen werden einfach nur in höflichem Bedauern schnurren und ungeschoren aus der Sache rauskommen. Um weiter mit denselben illegalen Waren und vornehmen Erpressungen zu handeln, wie sie es schon immer getan haben. Und die Ersten Familien werden sie mit offenen Armen willkommen heißen, weil all das nur ein weiterer Faden im Netz ist, das sie über uns ausgeworfen haben.«
    »Weißt du…« In seiner Stimme klang immer noch Gelächter nach. »Allmählich hörst du dich genauso wie sie an.«
    Ich blickte mich zu ihm um.
    »Wie wer?«
    »Wie Quell, Mann. Du klingst wie Quellcrist Falconer.«
    Das hing ein paar Sekunden lang zwischen uns. Ich wandte mich ab und starrte in die Dunkelheit über der Tang-Lagune hinaus. Jad hatte möglicherweise die ungelösten Spannungen zwischen mir und Murakami gespürt und es vorgezogen, uns auf dem Dock allein zu lassen, während sich die Yakuza auf ihre Abreise vorbereitet hatten. Als ich sie zuletzt gesehen hatte, war sie mit Vlad und seiner Ehrenwache an Bord des Pfählers gegangen. Sie wollten Kaffee mit Whisky oder etwas in der Art trinken.
    »Also gut, Todd«, sagte ich gleichmütig. »Dann beantworte mir folgende Frage. Warum ist Tanaseda zu dir gelaufen, um sein Leben wieder auf die Reihe zu kriegen?«
    Er verzog das Gesicht.
    »Du hast es selbst gesagt. Ich bin in Millsport geboren und aufgewachsen. Und die Yak klinken sich gerne auf den höchsten Ebenen ein. Sie haben mich nicht in Ruhe gelassen, seit ich anlässlich meines ersten Urlaubs vom Corps vor hundert und ich weiß nicht wie viel Jahren nach Hause gekommen bin. Sie glauben, wir seien alte

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