Heiliger Zorn
Brummen zu hören, als das Antigravsystem von Auf- zu Antrieb umschaltete, dann das hohe Heulen der Ansaugöffnungen und das Fump, als sich die Schürzen entlang des Rumpfes füllten. Ich spürte das seitliche Zerren der Wassermassen, die ums Schiff wirbelten. Eine Wasserfontäne spritzte am Heck auf und ging über uns nieder. Lazlo grinste mit großen Augen und zeigte auf etwas.
»Da oben«, brüllte er über den Motorenlärm.
Ich folgte seinem Blick und sah drei runde Luken nebeneinander, die sich spiralförmig öffneten. In den Schächten waren Wartungslichter zu sehen, und eine Inspektionsleiter aus Kettengliedern führte über die Schürze zur ersten Öffnung.
Die Maschinengeräusche wurden tiefer, beständiger.
Lazlo ging zuerst, stieg die Leitersprossen hoch und auf den schmalen, abfallenden Sims auf der Oberseite der Schürze. Er stützte sich am Rumpf ab und winkte uns hinauf. Ich bugsierte Sylvie zur Leiter, schrie ihr ins Ohr, dass sie hochklettern sollte, und stellte erleichtert fest, dass sie noch weit genug bei Bewusstsein war, um der Anweisung Folge zu leisten. Lazlo hielt sie fest, sobald sie oben angekommen war, und nach ein wenig Hin und Her verschwanden die beiden im Schacht. Ich kletterte die Leiter so schnell hoch, wie meine tauben Finger es zuließen, duckte mich in die Öffnung und ließ den Lärm hinter mir.
Ein paar Meter weiter oben sah ich Sylvie und Lazlo, die breitbeinig auf Vorsprüngen in der Röhre standen. Ich erinnerte mich an die beiläufige Prahlerei des Blinzelfischs, als ich ihm zum ersten Mal begegnet war. Musste sieben Meter in einem spiegelglatten Stahlschacht hochklettern. Nichts Besonderes. Es war eine echte Erleichterung, dass Lazlo, wie so oft, übertrieben hatte. Der Schacht war alles andere als spiegelglatt, und zahlreiche Griffe waren ins Metall eingelassen. Ich hielt mich probeweise an einer versenkten Sprosse über mir fest und stellte fest, dass ich mich ohne allzu große Anstrengung in der Schräge hochziehen konnte. Weiter hinauf. Ich entdeckte eine paar abgerundete Vorsprünge im Metall, denen ich ein Teil meines Gewichts anvertrauen konnte. Einen Moment lang lehnte ich mich gegen die leicht vibrierende Schachtwand, um zu verschnaufen, dann erinnerte ich mich an Oishiis Fünf-Minuten-Frist und setzte mich wieder in Bewegung.
Am oberen Ende des Schachtes traf ich auf Sylvie und Lazlo, die tropfnass auf einem fingerbreiten Sims unter einer offenen Luke standen, die mit durchhängendem orangefarbenen Synthleinen verstopft war. Der Blinzelfisch warf mir einen erschöpften Blick zu.
»Da wären wir.« Er stieß mit dem Daumen in die nachgiebige Oberfläche über seinem Kopf. »Das ist das unterste Rettungsfloß. Das erste, das abgeworfen wird. Hier quetscht ihr euch durch und klettert auf die Oberseite vom Floß. Von dort kommt ihr zu einer Inspektionsluke, die euch in die Kriechgänge zwischen den Decks bringt. Ihr macht einfach die nächstbeste Zugangsklappe auf, dann steht ihr in einem Korridor. Sylvie, geh du lieber zuerst.«
Wir drückten das Synthleinen an einer Seite der Luke beiseite. Warme, abgestandene Luft strömte in den Schacht. Ich lachte vor purer, unfreiwilliger Freude über das Gefühl. Lazlo nickte mit verzogenem Gesicht.
»Ja, freu dich. Andere Leute müssen jetzt ins scheißkalte Wasser zurück.«
Sylvie quetschte sich durch, und ich wollte ihr gerade folgen, als der Blinzelfisch meinen Arm berührte. Ich wandte mich um. Er zögerte.
»Las? Na los, Mann, die Zeit rennt uns davon.«
»Du.« Er hob einen warnenden Finger. »Ich verlasse mich auf dich, Micky. Du kümmerst dich um sie, ja? Du sorgst für ihre Sicherheit, bis wir zu euch stoßen können. Bis sie wieder online ist.«
»In Ordnung.«
»Ich verlasse mich auf dich«, wiederholte er.
Dann wandte er sich ab, löste seinen Griff von der Luke und rutschte die Krümmung des Abschussschachts hinab. Als er am unteren Ende verschwand, hörte ich einen gedämpften Aufschrei.
Ich blickte ihm viel zu lange nach. Dann drehte ich mich um und zwängte mich gereizt durch die Synthleinen-Barriere zwischen mir und meiner neuen Verantwortung.
Wie eine Welle schwappte die Erinnerung über mich hinweg.
In der Ballonkammer…
»Du. Hilf mir. Hilf mir!«
Ihre Augen nageln mich fest. Ihr Gesicht ist vor Verzweiflung angespannt, der Mund leicht geöffnet. Der Anblick jagt mir ein tiefes, ungewolltes Gefühl der Erregung durch die Eingeweide. Sie hat den Schlafsack zurückgeworfen und sich
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