Heimkehr der Vorfahren
mußte wohl gemeldet haben, daß er einen Kosmos-Angehörigen zum Passagier hatte. Noch über dem Atlantik wurden sie von fünf Flugzeugen empfangen, die dem Düsenklipper das Ehrengeleit gaben. Auf dem Flughafen von New York erwartete sie eine riesige Menschenmenge. Der Vorsitzende des Regionalen Rates begrüßte sie und lud sie zu einem Imbiß ins Ratsgebäude. Stafford entging es nicht, daß Pala keineswegs in seinem Schatten stand. Zwar drehte sich alles um ihn, aber man kannte sie und behandelte sie mit jener Hochachtung, die man einem bekannten und beliebten Menschen entgegenbringt.
Die Ansprache, mit der der Ratsvorsitzende den Gast an der Festtafel begrüßte, beachtete Stafford kaum. Ihm graute vor dem Imbiß.
Pala mußte es verstanden haben, im letzten Augenblick umdisponieren zu lassen; jedenfalls kamen nur Speisen auf den Tisch, die Stafford bekannt waren. Er warf Pala einen dankbaren Blick zu und freute sich über das geheime Einverständnis, das er in ihren Augen las.
Nach dem Imbiß begleiteten die Ratsmitglieder sie zu dem Wagen, der sie in seinen Heimatort bringen sollte.
New York hatte noch viel von seinem historischen Gepräge – riesige Wolkenkratzer, tiefe Straßenschluchten. Doch wo immer ein Gebäude seine Altersgrenze erreicht hatte, war es abgetragen worden und hatte Parkanlagen Platz gemacht. Immerhin, New York erkannte er wieder – aber seine Heimatstadt Rivertown?
Vor seinen Augen stand das armselige Nest, das von der Welt vergessen schien. Es lag abseits der großen Straßen, am Ufer eines kleinen Flusses, ohne Industrie. Es hätte abbrennen können, ohne daß es der Außenwelt groß aufgefallen wäre, glaubten sie damals. Die meisten Häuser waren aus Holz und uralt; das Feuer hätte sich beeilt, diesen Schandfleck zu tilgen.
In einem dieser Holzschuppen war er aufgewachsen, von hier aus war er in die Großstadt gezogen. Er war sich vorgekommen, als betrete er ein anderes Land. Er hatte gesehen, wie reich Amerika war, und er wollte teilhaben an diesem Reichtum. Mit zusammengebissenen Zähnen hatte er studiert. Das notwendige Geld verdiente er sich durch Gelegenheitsarbeit.
Hier in Rivertown war Vater gestorben, hier hatte Mutter mit den Geschwistern gehungert und wäre an Entkräftung zugrunde gegangen, hätte er nicht sein Studium aufgegeben und sich einen Job gesucht, mit dem er sie alle notdürftig über die Runden bringen konnte. Die Sorge lastete auf ihm, bis ihm der Konzern ein Stipendium gab und der Familie für die Dauer des Studiums eine Unterstützung zahlte. Hätte er damals den Preis für diese Großzügigkeit gekannt…
Rivertown, elendes Nest. Stand es überhaupt noch? Immerhin führte eine moderne Straße dahin, mit Leiteinrichtungen für Schwebekabinen versehen.
Am Horizont tauchte eine moderne Agrarstaat auf. Stafford erblickte Hochhäuser, einen Funkturm, einen Flugplatz, große Maschinenhallen und Speicher. War das schon Rivertown? Wo war der kleine Fluß geblieben? Er erkannte ein Theater, Klubhäuser, Magazine und ein großes Strandbad. Tatsächlich, man hatte das Flüßchen zu einem See angestaut. Unten am Damm hockte ein Kraftwerk.
Rivertown lag am Ausgang des Flußtales und zog sich die Hänge hinauf. Oben, auf dem höchsten Punkt über der Stadt, erhob sich auf einer Plattform ein Denkmal. Stafford rettete sich aus der Rührung, die ihn angesichts der fremden Stadt in der vertrauten Landschaft befiel, in den Spott. »Was sich so alles ereignet, wenn man nicht zu Hause ist!«
Doch je näher er Rivertown kam, desto schweigsamer wurde er. Er unterschied bald Fahnen und Fähnchen – und als er nach einer Kurve in die Stadt schauen konnte, sah er die Menschenmauer.
»Mir bleibt auch nichts erspart«, brummte er, aber er freute sich doch. Am Stadtrand wurde er vom Ratsvorsitzenden begrüßt. Im Triumph, mit Jubel und Hochrufen brachte man sie zum Gästehaus. Auf dem Festbankett wurde er zum Ehrenbürger ernannt. Ein großes Orchester spielte, und alles war sehr feierlich. Nach dem offiziellen Teil der Feier legte ihm der Ratsvorsitzende einen Katalog vor, der verschiedene Typen von kleinen Wohnhäusern enthielt. »Sie waren lange Zeit mit vielen Menschen auf engem Raum beschränkt, James Stafford«, sagte er. »Wenn es Sie nach Ruhe verlangt, dann suchen Sie sich ein Haus aus, das Ihnen gefällt, und nennen Sie uns den Ort, wohin Sie es haben möchten. Sie sollen sich ganz daheim fühlen!«
Stafford winkte ab. »Das hat noch Zeit!« Was sollte er allein
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