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Heinichen, Veit - Proteo Laurenti 01 - Gib jedem seinen eigenen Tod

Titel: Heinichen, Veit - Proteo Laurenti 01 - Gib jedem seinen eigenen Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veit Heinichen
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bekommen, der ihn möglichst bald und unauffällig aus der Stadt brachte. Er war, wenn Laurentis Annahmen zutrafen, eine ernste Gefahr. Fossa hatte sich für den Nachtdienst eingeteilt, das hatte Sgubin in Erfahrung gebracht. Und er hatte jedes Mal Nachtdienst gehabt, wenn eine Party in der Villa war. Man brauchte ein großes Aufgebot für den Abend. Zuverlässige Leute, und mehr, als die Polizia Statale aufbringen konnte. Sie vereinbarten einen Termin für vierzehn Uhr. Der Maggiore der Guardia di Finanza, der Leiter der GICO und Ettore Orlando, der über die Küstenwache befahl, sollten ebenfalls daran teilnehmen. Der Questore hatte ein Einsehen mit Laurenti, als dieser bat, die Carabinieri draußen zu lassen. Die Sekretärin wurde angewiesen, daß die Sitzung streng geheim war. Kein anderer als die Teilnehmer durfte davon erfahren.
    11.30 Uhr
    Spartaco de Kopfersberg war pünktlich. Er trug trotz der Hitze einen schwarzen Zweireiher und als Zeichen seiner Trauer eine schwarze Krawatte. Es gelang ihm, sich erstaunt zu geben, als er den Commissario sah.
    »Sie?« Er zog das Wort in die Länge.
    »Buongiorno. Gut, daß Sie gleich kommen konnten.« Laurenti überging die Bemerkung und bat ihn, Platz zu nehmen.
    »Um ehrlich zu sein, hatte ich schon gestern mit einem Gespräch, ich meine mit einem offiziellen Gespräch, gerechnet.
    Immerhin wurde mein Vater ermordet.« Spartaco schluckte trocken, zog dann die Sonnenbrille aus der Brusttasche seines Jacketts und setzte sie auf.
    Auch eine Art, Betroffenheit zu zeigen, dachte Laurenti.
    »Lassen Sie mich gleich zur Sache kommen, Signor de Kopfersberg. Wie war Ihr Verhältnis zu Ihrem Vater?«
    »Ich habe jetzt keine Eltern mehr, Commissario«, antwortete Spartaco mit einem Räuspern.
    »Das weiß ich. Ich habe damals im Fall Ihrer Mutter schon ermittelt. Ich war überzeugt davon, daß Ihr Vater sie umgebracht hat, aber ich konnte es nicht beweisen. Ich habe auch Sie noch in Erinnerung. Sie waren damals sechs Jahre alt und brüllten wie am Spieß.«
    »Wundert Sie das?« Spartaco mußte sich beherrschen.
    »Natürlich nicht. Aber es ist durchaus üblich, daß ein solcher Schock bei einem Kind den Eindruck hinterläßt, daß der überlebende Elternteil schuld am Tod des anderen ist. Wir haben selbst einen solchen Fall in unserer Umgebung. Deswegen meine Frage, wie Ihr Verhältnis zu Ihrem Vater war.«
    »Verdächtigen Sie mich?«
    »Dazu später, Signor de Kopfersberg. Ich möchte erst einmal wissen, wie Sie zu ihm standen, um zu erfahren, wie Ihre Bereitschaft zur Zusammenarbeit mit der Polizei ist. Die von Frau Drakic war nämlich eher bescheiden und die der Angestellten der Firma auch.«
    Laurenti goß ihm ein Glas Wasser ein.
    »Danke! Mein Vater hat mich immer gefördert. Wir hatten ein sehr gutes Verhältnis, Signor Laurenti. Auch wenn ich mit der Wahl seiner neuen Frau nicht besonders einverstanden war. Immerhin war Eva Zurbano für mich zu einer Ersatzmutter geworden. Und mein Vater hat sich mit einer Frau zusammengetan, die kaum älter ist als ich. Deshalb hat sich unser Kontakt in letzter Zeit aufs Geschäftliche beschränkt.«
    »Können Sie sich vorstellen, wer Ihren Vater umgebracht hat?«
    »Nein, Signor Laurenti«, Spartaco hatte die Sonnenbrille wieder abgenommen und hielt sie mit zwei Fingern am linken Bügel. »Er hatte meines Wissens keine Feinde.«
    »Geschäftlich?«
    »Neider schon, Feinde nicht. Es wird Ihnen kaum entgangen sein, daß nicht alle glücklich darüber waren, daß wir die Abwicklung der Türkeihilfe bekamen. Aber das sind solide Firmen mit nüchternen Geschäftsleuten an der Spitze. Das ist für die lediglich ein Geschäft weniger. Das ist Wettbewerb. Deshalb bringt man niemanden um.«
    »Und die anderen Geschäfte?«
    »Vergessen Sie’s«, Spartaco winkte ab. »Nur das übliche.«
    »Wer wird die Firma weiterführen?«
    »Ich natürlich.« Spartaco trank einen großen Schluck Wasser.
    »Bleiben Sie in Triest?«
    »Das weiß ich heute noch nicht, Signor Laurenti. Er ist noch nicht einmal beerdigt. Wann wird übrigens sein Leichnam freigegeben? Müssen wir noch lange warten?«
    »Das kann ich noch nicht sagen. Die Obduktion sollte abgeschlossen sein, auf den Bericht warten wir noch.«
    »Kann ich ihn sehen?« Spartaco hatte die Sonnenbrille wieder aufgesetzt.
    »Sie müssen sogar, Signor de Kopfersberg. Irgend jemand muß ihn schließlich ganz offiziell identifizieren. Auch wenn an seiner Identität kein Zweifel besteht. Sie wissen ja:

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