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Heinichen, Veit - Proteo Laurenti 01 - Gib jedem seinen eigenen Tod

Titel: Heinichen, Veit - Proteo Laurenti 01 - Gib jedem seinen eigenen Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veit Heinichen
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bist. Und ich weiß auch, daß ich das Geschäft ohne dich nur schwer führen könnte. Aber übertreib es nicht! Sag, was du willst!«
    »Eva muß weg!« sagte Drakic fast tonlos.
    »Dann mach, was du willst. Aber ich erwarte, daß sie niemals gefunden wird. Du kannst von Glück sagen, daß die Bullen wegen Olga bisher noch nicht hier aufgetaucht sind. Von großem Glück! So blöde, sie da oben liegen zu lassen, kann man doch nicht sein. Wozu gibt es die Löcher im Karst? Da kommt es auf einen mehr oder weniger nicht an, der da reinfällt. Und du läßt sie einfach liegen. Stell dir vor, Tremani erfährt das, der schüttet sich aus vor Lachen. Ist die Sache mit den Bullen heute abend geregelt?«
    Viktor nickte. Diese Runde ging an ihn, obgleich der andere glaubte, gewonnen zu haben. Eva würde ihm künftig nicht mehr im Weg stehen. »Außerdem will ich auch für Wien Prokura, Spartaco. Und wir werden künftig anders aufteilen. Wir sind bald nur noch zu dritt, nicht mehr zu fünft. Wir müssen Pläne machen. Ich habe einige lukrative Ideen.«
    »Nicht nur du, Viktor!«, sagte Spartaco und zeigte mit einem Bleistift auf sein Gegenüber. »Auch ich habe nachgedacht. Die Lage da unten stabilisiert sich, in Albanien und Jugoslawien nimmt das Geschäft stark zu, und die …«
    Irgend jemand hatte das Telefon durchgestellt. Es war also wichtig. Laurenti bat Spartaco, noch am Vormittag ins Kommissariat zu kommen. Sie verabredeten sich für halb zwölf.
    »Was will der denn«, fluchte Spartaco.
    »Der will sehen, wie du trauerst«, antwortete Viktor. »Vergiß das nicht! Uns hast du bisher nichts von der Trauer eines jungen Mannes gezeigt, der soeben Vollwaise geworden ist. Dem Bullen gegenüber würde ich es an deiner Stelle aber nicht vergessen.«

10.05 Uhr
    Als Marietta Laurenti mitteilte, was sie über die Gästeliste in Erfahrung gebracht hatte, klopfte es zaghaft an der Tür.
    »Permesso«, fragte eine dünne weibliche Stimme.
    Sie drehten sich zur Tür.
    »Signora Bianchi«, rief der Commissario. »Welche Überraschung, kommen Sie herein!« Er stellte ihr seine Assistentin vor und bugsierte die alte Dame, noch bevor sie etwas sagen konnte, zum Besprechungstisch. »Jetzt sehen Sie selbst, daß alles in Ordnung ist, Signora, nicht wahr? Nachdem Sie ja meinem Ausweis nicht so richtig getraut hatten.«
    »Genau deshalb bin ich hier«, sagte die alte Dame und öffnete ihre Handtasche. Sie fingerte lange darin herum, bis sie endlich fand, was sie suchte. »Hier, Commissario«, sagte sie, »den haben Sie bei mir vergessen.«
    »Sie sind ein Schatz, Signora, wirklich! Möchten Sie ein Glas Wasser? Marietta, bring der Signora bitte etwas zu trinken. Sie hat den ganzen Weg von San Giacomo hinter sich, bei der Hitze.«
    »Mit dem Autobus«, lächelte Signora Bianchi, »es ist des Aufhebens nicht wert, Commissario!«
    »Trotzdem müssen Sie auf sich achtgeben, Signora!«
    »Ach was«, sie winkte ab, »ich weiß schon, was Sie meinen. Ich lese auch Zeitung. Aber seien Sie beruhigt, ich bin hier geboren, und der Sommer hat mir immer gutgetan. Auch die größte Hitze. Mit dem Winter habe ich mehr Probleme. Aber es sollte bald einmal regnen zwischendurch. Ein Gewitter täte allen gut. Auch Ihnen, Commissario, nach allem, was Sie in der Zeitung durchmachen müssen.«
    »Reden wir besser nicht davon, Signora«, sagte Laurenti.
    »Nun«, sagte sie, »ich will nicht länger stören.«
    Laurenti brachte die alte Dame hinunter.
    »Sie wollten mir doch verraten, was in dem Päckchen war«, Signora Bianchi schaute ihn bittend an.
    »Ein Tagebuch, Signora.«
    »Ich wußte gar nicht, daß sie eines führte, Commissario. Hilft es Ihnen denn?«
    »Ja, Signora Bianchi. Sehr.«
    »Und Sie wollten mir das Foto von Olga zurück geben. Brauchen Sie es noch lange?«
    »Ein paar Tage noch, Signora. Ich bringe es Ihnen vorbei, sobald es geht«, sagte Laurenti. Er glaubte wirklich daran, es nicht zu vergessen. »Versprochen.«
    »Das arme Mädchen. Sie fehlt mir sehr.«
     
    Er brauchte nicht lange zur Questura. Der Polizeipräsident war in seinem Büro, und auch ohne Termin wurde Proteo Laurenti gleich vorgelassen. Er berichtete, was sich zusammenbraute. Auch die Begegnung zwischen Elvira Fossa und Viktor Drakic sparte er nicht aus.
    Der Questore war bestürzt. »Das ist eine ernste Sache, Laurenti«, sagte er. »Schaffen Sie das alleine?«
    »Nicht ohne Ihre Hilfe, Questore!« Laurenti skizzierte ihm seinen Plan. Fossa mußte vom Questore einen Auftrag

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