Heiss Glüht Mein Hass
Und ich glaube auch, dass du jetzt gehen solltest, Reed. Ich bin morgen hier weg.«
Sie hatte geglaubt, dass er ihr widersprechen würde, aber er stand nur da und sah sie niedergeschlagen an. »Dann sehen wir uns wohl morgen.«
»Um acht in Spinnellis Büro. Ich bin da.«
Sie brachte ihn nicht an die Tür, sondern wandte sich dem Garten zu und wünschte sich innig, dass alles anders wäre. Dass sie anders wäre. Dann strich etwas gegen ihr Bein, und sie fuhr zusammen.
Percy sah anklagend zu ihr auf und maunzte.
Mit einem schwachen Lachen nahm sie ihn auf den Arm. »Dich habe ich natürlich mal wieder vergessen. Wenigstens kannst du dich bemerkbar machen, ganz im Gegensatz zu dem armen Fluffy.« Sie legte ihre Wange an sein weiches Fell und spürte das Schnurren. »Essen wir was, Percy, und dann ab ins Bett.«
Indianapolis, Samstag, 2. Dezember, 2.15 Uhr
Man sollte meinen, dass ein Makler das eigene Haus besser sichert,
dachte er, als er die Tür zu Tyler Youngs Veranda öffnete.
Schlecht für ihn, gut für mich.
Mit seiner schweren Last über der Schulter schlich er die Treppe hinauf und lauschte, hörte aber nichts als das Hämmern seines eigenen Herzens.
Endlich.
Endlich würde er demjenigen gegenüberstehen, der Shane getötet hatte, und nun war er erwachsen und kein hilfloses Kind mehr wie damals. Zwei Personen schliefen im Bett, eine weiblich. Ein Deckenventilator lief und dessen Geräusch und Tylers Schnarchen übertönten seine Schritte, als er an die Seite der Frau trat. Er stach einmal mit dem Messer zu – sie gab ein leises Gurgeln von sich und verstarb.
Tyler schnarchte noch immer lautstark, und aus der Nähe roch er den Schnaps in seinem Atem. Gut. Betrunkene waren so leicht zu überwältigen. Mit Tyler sollte es keine Probleme geben.
Von diesem Szenario hatte er als Kind in der Vorhölle des Young’schen Hauses geträumt. Jede Nacht hatte er sich vorgestellt, wie er sich an Tyler rächen würde. Er schluckte, als die Erinnerung ihm sogar jetzt noch, nach zehn Jahren, im Magen brannte. Die Rachephantasien hatten damals dafür gesorgt, dass er nicht verrückt wurde. Und nun konnte er sie endlich umsetzen. Konnte tun, was Tyler damals getan hatte. Alles und in jeder Einzelheit. Lautlos befestigte er die Kette, die er mitgebracht hatte, am Kopf des Bettes unten am Boden. Am Ende der Kette befand sich eine Handschelle, und mit einem Klick legte er sie um Tylers fleischiges Handgelenk. Und hielt den Atem an.
Aber Tyler schnarchte weiter. Der Lumpen, den er Tyler als Knebel in den Mund stopfte, war mit Urin getränkt, noch ein kleiner Trick, den er von seinem Gefangenen gelernt hatte. Aber er hatte auch ein paar eigene Tricks gelernt. Mit äußerster Vorsicht holte er das letzte der Messer, die er mit Curare-Paste präpariert hatte, hervor. So schlicht und so ungewöhnlich. Die Pistole in der Linken, öffnete er mit der Rechten Tylers Vene. Endlich schlug Tyler die Augen auf, aber der Lauf der Waffe zielte bereits zwischen seine Augen. Langsam schlich sich das Entsetzen in Tylers Blick, als er nacheinander die Waffe, die Kette und seinen blutenden Arm wahrnahm.
Aber es lag kein Erkennen in diesem Blick, was ihn mehr als nur ein bisschen ärgerte. »Ich bin’s – Andrew.« Ah, jetzt erinnerte Tyler sich, und er lachte leise. »In ungefähr zwei Minuten kannst du dich nicht mehr bewegen, aber du wirst noch alles spüren, was ich mit dir mache.« Er beugte sich zu ihm herab. »Und diesmal darfst
du
bis zehn zählen, Tyler. Diesmal fährst
du
zur Hölle. Aber zuerst wirst du mir ein paar Fragen beantworten. Ich nehme den Knebel jetzt raus. Wenn du schreist, bist du sofort tot, begriffen?«
Tyler nickte. Auf seiner Stirn sammelten sich Schweißperlen.
Angewidert zog er den Lumpen heraus. »Wo ist Tim?«
Tyler leckte sich nervös die Lippen. »Lässt du mich gehen, wenn ich es dir sage?«
Er hatte noch nicht einmal nach seiner Frau gefragt. »Ja.«
»In New Mexico. Santa Fe. Lässt du mich jetzt gehen?«
Bevor Tyler reagieren konnte, stopfte er ihm wieder den Lumpen in den Mund. »Du bist dumm geboren und geblieben. Aber ich bin dir gern behilflich. Eins, zwei, drei …« Während er zählte, erstarrte Tylers Körper und erschlaffte dann. »Zehn. Showtime.«
Er wusste, dass er nicht viel Zeit hatte. Unter normalen Umständen würde Tyler in weniger als zehn Minuten das Bewusstsein verlieren. Aber nach der langen, langen Zeit, die er auf seine Rache hatte warten müssen, wollte er mehr als
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