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Heiße Hüpfer

Heiße Hüpfer

Titel: Heiße Hüpfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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al e durften ruhig so weitermachen wie bisher. Die
    leichter zu beeindruckenden Opfer bekamen das Gefühl, daß die
    Zauberer mit Klemmbrettern herumliefen und Noten verteilten.
    Hinter dem Dekan kroch eine Schlange davon.
    »Habt ihr was gespürt?« fragte der Dozent für neue Runen. »Meine
    Finger haben geprickelt. Hat jemand von euch gerade Magie eingesetzt?«
    Der Dekan griff nach einem halb verbrannten Zweig. Die Kinnlade
    des Alten klappte nach unten, als der Zauberer eine Linie an die
    Felswand kratzte.
    »Ich fürchte, du könntest ihn beleidigen«, sagte Ponder.
    »Unsinn!« erwiderte der Dekan. »Ein guter Künstler ist immer bereit zu
    lernen.«
    »Komisch, diese Burschen scheinen nie begriffen zu haben, was
    Perspektive ist.«
    Der Quästor dachte oder empfing einen Gedanken: Weil Perspektive
    eine Lüge ist. Wenn ich weiß, daß ein Teich rund ist – warum sol ich ihn
    dann oval zeichnen? Ich stel e ihn rund dar, weil rund der Wahrheit
    entspricht. Warum soll mein Pinsel dich belügen, nur weil ich von
    meinen Augen belogen werde?
    Es klang nach einem recht ärgerlichen Gedanken.
    »Was zeichnest du da, Dekan?« fragte der Oberste Hirte.
    »Wonach sieht es wohl aus? Es ist ein Vogel, was denn sonst?«
    Die Stimme im Kopf des Quästors dachte: Aber ein Vogel muß
    fliegen. Wo sind die Flügel?
    »Er steht auf dem Boden, und deshalb sieht man die Flügel nicht«,
    sagte der Dekan und blinzelte, verwundert darüber, daß er eine Frage
    beantwortet hatte, die niemand gestel t zu haben schien. »Na so was! Auf
    Fels zu zeichnen… ist schwerer, als es aussieht.«
    Ich sehe immer die Flügel, dachte die Stimme im Kopf des Quästors. Er tastete nach dem Fläschchen mit den getrockneten Froschpillen.
    Normalerweise waren die Stimmen nicht so deutlich.

    »Ein sehr flacher Vogel«, meinte Ridcully. »Komm, Dekan, unser
    Freund hier scheint nicht sehr begeistert zu sein. Laß uns einen
    ordentlichen Schiffszauber ausarbeiten…«
    »Sieht meiner Ansicht nach mehr wie ein Wiesel aus«, sagte der
    Oberste Hirte. »Der Schwanz ist falsch.«
    »Weil mir der Stock weggerutscht ist.«
    »Eine Ente ist dicker«, warf der Professor für unbestimmte Studien ein.
    »Du sol test nicht mit deinen Zeichenkünsten angeben, Dekan. Wann
    hast du das letzte Mal eine Ente gesehen, die nicht von Erbsen umringt
    war?«
    »Vergangene Woche, wenn du’s genau wissen willst!«
    »Ja, da gab es Entenbraten mit Pflaumensoße, wenn ich mich recht
    entsinne. Laß es mich mal versuchen…«
    »Jetzt hat das Tier drei Beine!«
    »Ich habe um den Stock gebeten! Aber du hast ihn weggezogen!«
    »Jetzt hört mal«, warf Ridcully ein. »Mit Enten kenne ich mich aus, und
    was ihr dort gezeichnet habt, ist einfach lächerlich. Gib mir das Ding…
    Danke. Ein Schnabel sieht so aus…«
    »Er befindet sich am falschen Ende und ist viel zu groß.«
    » Das hältst du für einen Schnabel?«
    »Ihr drei seid da völlig auf dem Holzweg. Gebt mir den Stock…«
    »Hier gibt es überhaupt keine Wege aus Holz! Ha! Du brauchst mir
    den Stock nicht gleich so wegzureißen…«

    Die Unsichtbare Universität bestand aus Stein, und zwar aus so uraltem
    Gestein, daß man an manchen Stel en nicht feststel en konnte, wo der
    Fels aufhörte und wo domestizierter Stein begann.
    Die Vorstellung, daß eine Universität aus etwas anderem bestehen
    konnte, fiel sehr schwer. Wenn man Rincewind aufgefordert hätte,
    mögliche Baumaterialien aufzulisten, so hätte er Wellblech mit ziemlicher
    Sicherheit nicht erwähnt.
    Eine Art thaumaturgisches Urgedächtnis hatte al erdings das Wellblech
    am Eingang so zurechtgebogen und – gehämmert, daß es der Form eines

    steinernen Bogens entsprach. Darüber waren folgende Worte ins Metal
    gebrannt: NULLUS ANXIETAS.
    »Ich sol te eigentlich nicht überrascht sein, oder?« fragte Rincewind.
    »Keine Sorge.«
    Das Tor bestand aus Wellblech. Es war geschlossen. Fäuste schlugen
    dagegen – Dutzende von Menschen standen vor dem Eingang.
    »Ziemlich viele Leute scheinen die gleiche Idee gehabt zu haben«,
    meinte Neilette.
    »Bestimmt gibt es noch einen anderen Zugang«, sagte Rincewind und
    ging weiter. »Verborgen in einer kleinen Gasse… Ah, hier ist er. Nun, da
    es hier keine Mauern gibt, muß die Suche nach lockeren Ziegeln ohne
    Erfolg bleiben, was bedeutet…« Er klopfte ans Wel blech, und ein
    Segment gab nach. »Ah, ja. Ein langes Blechteil, das zur Seite schwingt –
    dadurch kann man auch noch spät in der Nacht in die

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