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Heiße Hüpfer

Heiße Hüpfer

Titel: Heiße Hüpfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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schiefgegangen.«
    Das Känguruh sah die Verwirrung in Rincewinds von Marmelade
    verschmiertem Gesicht und versuchte es noch einmal.
    »Deine Ankunft hat einen falschen Ton verursacht«, sagte es.
    »Wobei?«
    Das Wesen gestikulierte vage mit einer Pfote.
    »Ich meine dies al es«, entgegnete es. »Man könnte es als einen
    multidimensionalen Knöchel aus lokalisiertem Phasenraum bezeichnen.
    Es wäre aber auch möglich, einfach nur von dem ›Lied‹ zu sprechen.«
    Rincewind zuckte mit den Achseln. »Ich bedaure es nicht, daß ich
    einige Spinnen getötet habe. Entweder sie oder ich. Ich meine, einige
    von ihnen griffen in Kopf höhe an…«
    »Du hast die Geschichte verändert.«
    »Oh, ich bitte dich, einige Spinnen machen sicher keinen großen
    Unterschied. Manche von ihnen verwendeten ihre Netze als Trampolin.
    Es machte Boing, und im nächsten Moment…«
    »Nein, ich meine nicht die Geschichte von jetzt an, sondern jene, die
    bereits geschehen ist«, erläuterte das Känguruh.
    »Ich habe Dinge verändert, die bereits passiert sind, vor langer Zeit?«
    »Ja.«
    »Durch meine Ankunft habe ich die Vergangenheit dieses Ortes
    verändert?«
    »Ja. Weißt du, die Zeit verläuft nicht so geradlinig, wie du vielleicht
    glaubst…«

    »Oh, ich habe die Zeit nie für geradlinig gehalten«, sagte Rincewind.
    »Ich hatte ausreichend Gelegenheit, die eine oder andere Kurve
    kennenzulernen…«
    Das Känguruh hob erneut die Pfote und winkte damit. »Es geht nicht
    nur darum, daß Dinge in der Zukunft Dinge in der Vergangenheit
    beeinflussen können«, führte es aus. »Dinge, die nicht geschehen sind,
    aber hätten geschehen können, nehmen Einfluß auf andere Dinge, die tatsächlich passiert sind. Selbst Dinge, die geschehen sind, eigentlich
    nicht passieren durften und deshalb entfernt wurden, können
    gewissermaßen Schatten in der Zeit hinterlassen und dadurch jene Dinge
    beeinflussen, die gerade geschehen. Unter uns gesagt…« Das Känguruh
    wackelte mit den Ohren. »Inzwischen wird al es nur noch von Spucke
    zusammengehalten. Niemand hat sich jemals die Mühe gemacht,
    gründlich aufzuräumen. Um ganz ehrlich zu sein: Ich staune jedesmal
    darüber, wenn dem Heute ein Morgen folgt.«
    »Das kann ich gut verstehen«, sagte Rincewind. »Mir geht es ebenso.«
    »Aber mach dir deshalb nicht zu viele Sorgen, in Ordnung?«
    »Ich glaube, ich sol te nicht soviel Marmelade essen«, sagte Rincewind
    und legte das Sandwich beiseite. »Warum ich?«
    Das Känguruh kratzte sich an der Schnauze. »Irgend jemand muß sich
    darum kümmern.«
    »Und was erwartet man von mir?« erkundigte sich Rincewind.
    »Daß du den Kontinent hineindrehst.«
    »Mit einer Kurbel?«
    »Vielleicht. Oder einem Schlüssel. Kommt ganz darauf an.«
    Rincewind drehte sich um und betrachtete erneut die Felszeichnungen,
    jene Bilder, die vor einigen Wochen noch nicht existiert hatten und die
    es schon seit vielen tausend Jahren gab.
    Gestalten mit langen Stäben. Und in langen Mänteln. Der Künstler
    hatte gute Arbeit dabei geleistet, etwas Unvertrautes darzustellen. Und
    fal s es doch noch irgendeinen Zweifel geben sol te, brauchte man sich
    nur die Kopfbedeckungen anzusehen.
    »Ja«, sagte das Känguruh. »Wir nennen sie die spitzen Köpfe. «

    »Er hat damit begonnen, Fische zu fangen«, sagte der Oberste Hirte.
    »Und gleich kommt er ganz auf die selbstgefällige Tour zu uns und fragt,
    wie weit wir mit unseren Plänen für ein Boot sind, ihr wißt ja, wie er ist.«
    Der Dekan betrachtete einige Skizzen, die er auf einen Felsen
    gezeichnet hatte.
    »Wie schwer kann es sein, ein Boot zu bauen?« fragte er. »Leute mit
    Knochen in den Nasen bauen Boote. Und wir sind das Endprodukt von
    Jahrtausenden der Aufklärung und Erleuchtung. Ein Boot zu bauen
    übersteigt nicht unsere Fähigkeiten, Oberster Hirte.«
    »In der Tat, Dekan.«
    »Wir brauchen auf dieser Insel nur lange genug zu suchen, bis wir ein
    Buch mit dem Titel Wie man ein Boot baut – für Anfänger finden.«
    »Genau. Anschließend ist alles kinderleicht, Dekan. Ahaha.«
    Er sah auf und schluckte hart. Frau Al esweiß saß im Schatten auf
    einem Baumstamm und fächelte sich mit einem großen Blatt Luft zu.
    Der Anblick berührte den Obersten Hirten. Er wußte nicht genau, was
    es damit auf sich hatte, aber kleine Details – zum Beispiel ein
    gelegentliches leises Knarren, wenn sich Frau Allesweiß bewegte –
    zupften an seinem Innern.
    »Alles in Ordnung, Oberster Hirte? Du scheinst unter

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