Heiße Nächte in Mexiko - Roberts, N: Heiße Nächte in Mexiko
ihnen vorbei, manche in Schwärmen, andere einzeln. Der Sand am Meeresboden glitzerte weiß, das Wasser war durchsichtig und klar. Beides bot den perfekten Hintergrund für die vielen Farben, die sich zu einem beeindruckenden Bild zusammensetzten. Sternkorallen in kräftigem Safrangelb saßen in dichten Büscheln zusammen, Fächerkorallen, filigran wie feinste Spitze, wiegten sich in Rosa und Violett in der leichten Strömung. Liz machte ihrem Begleiter ein Zeichen und zeigte auf einen besonders bunt schillernden Fischschwarm, der als geschlossene Einheit durch eine Ansammlung von Dornkorallen schwamm.
Es war eine Welt, die Liz sehr gut kannte und noch besser verstand, vielleicht sogar besser als die Welt über Wasser. Hier in der Stille fand Liz oft den Frieden, der ihr oben an Land Tag für Tag so oft fehlte. Die wissenschaftlichen Bezeichnungen für die Fische und die Meeresflora, an denen sie vorbeischwammen, waren ihr alle vertraut. Einst hatte sie dies eifrig studiert, hatte von großen Entdeckungen geträumt und davon, wie sie anderen die großartigen Wunder der Meereswelt nahebringen würde. Aber das war in einer anderen Zeit, in einem anderen Leben gewesen. Jetzt unterrichtete sie Touristen und bot ihnen für einen festgesetzten Stundensatz eine glorreiche Erinnerung, die sie nach dem Urlaub mit nach Hause nehmen konnten. Das war ihr genug.
Amüsiert beobachtete sie einen Engelfisch, der nach den Luftblasen schnappte, die von den Tauchern an die Wasseroberfläche stiegen. Um den Tauchschülern etwas zu bieten, tippte sie leicht mit der Fingerspitze einen kleinen Clownfisch an. Das kampflustige Männchen verteidigte kühn und unnachgiebig sein Revier. Er griff ihren Finger an und biss zu. Aus ihrem rechten Augenwinkel heraus sah Liz, wie Sand vom Boden aufwirbelte und das Wasser trübte. Sie gab ihren Schülern ein Warnzeichen und zeigte dann zu dem flachen Rochen, der, verärgert über die lästige Störung, die Flucht ergriff.
Der frischgebackene Ehemann versuchte seine Braut mit langsam vollführten Überschlägen im Wasser zu beeindrucken. Als die Taucher ein wenig vertrauter mit dem neuen Element wurden, wagten sie sich auch etwas weiter von der Gruppe weg. Nur der Leibwächter und der nervöse Amerikaner blieben auf Armeslänge an Liz’ Seite. Während des dreißigminütigen Tauchgangs schwamm Liz regelmäßig die Gruppe ab und inspizierte mit prüfendem Blick die Ausrüstung eines jeden. Am Ende der ersten Stunde war Liz zufrieden. Ihre Kunden hatten etwas für ihr Geld zu sehen bekommen. Und das bestätigte sich, sobald sie auftauchten.
„Fantastisch!“ Ein englischer Geschäftsmann, der zum ersten Mal in Mexiko war, kletterte an Deck zurück. Sein Gesicht war von der Sonne feuerrot verbrannt, aber ihn schien das nicht zu stören. „Wann gehen wir das nächste Mal runter?“
Lachend half Liz den anderen Passagieren an Bord. „Die Zeit über und unter Wasser muss ausgeglichen bleiben. Aber sicher, wir tauchen noch einmal.“
„Was war dieses seltsame Zeug, das wie Federn aussah?“, fragte jemand. „Es wächst fast wie ein Busch.“
„Ein Gorgonenhaupt, benannt nach der Figur in der griechischen Mythologie.“ Sie zog ihre Sauerstoffflasche vom Rücken und lockerte die Schultern. „Wenn Sie sich erinnern … die Gorgonen hatten Schlangen statt Haare auf dem Kopf. Das Gorgonenhaupt besitzt eine elastische Skelettstruktur, daher können sich seine ausgestreckten Zweige mit der Strömung wiegen.“
Mehr Fragen folgten und wurden beantwortet. Liz fiel auf, dass der Amerikaner, der sich die ganze Zeit an ihrer Seite gehalten hatte, jetzt etwas abseits saß und vor sich hin lächelte. Liz räumte die Ausrüstung aus dem Weg und setzte sich neben ihn.
„Sie haben sich sehr gut gehalten.“
„Wirklich?“ Er wirkte noch immer leicht benommen und zuckte mit den Schultern. „Es hat mir gefallen, aber ich muss gestehen, dass ich heilfroh war, Sie in der Nähe zu haben. Sie wissen auf jeden Fall, was Sie da tun.“
„Ich bin ja auch schon lange genug dabei.“
Er lehnte sich zurück, zog den Reißverschluss des Tauchanzugs bis zur Hüfte herunter. „Ich will nicht neugierig erscheinen, aber … Sie sind Amerikanerin, nicht wahr?“
Es war nicht das erste Mal, dass ihr diese Frage gestellt wurde. Mit den Fingern kämmte sie sich das nasse Haar. „Stimmt.“
„Woher?“
„Aus Houston.“
„Was Sie nicht sagen!“ Seine Augen leuchteten auf. „Oh Mann, ich hab in Texas studiert. An
Weitere Kostenlose Bücher