Heiße Nächte in Mexiko - Roberts, N: Heiße Nächte in Mexiko
den Rücken und watschelte in Richtung Taucherladen.
„Er ist besessen davon.“ Mrs Ambuckle blickte leicht vorwurfsvoll zum Himmel hinauf. „Lassen Sie sich nicht von ihm einwickeln, Mr Trydent, sonst haben Sie keine Minute Ruhe mehr.“
„Ich werde es mir bestimmt merken. Nett, Sie kennengelernt zu haben, Mrs Ambuckle.“ Amüsiert sah Scott ihr nach, wie sie zurück zu ihrem Hotel ging. „Was für ein Pärchen“, meinte er schmunzelnd.
„Allerdings.“ Liz nahm ihre eigenen Tanks und stellte sie abseits von der Mietausrüstung ab. „Auf Wiedersehen, Mr Trydent.“
„Scott“, wiederholte er. „Und wegen des Drinks …“
„Danke, aber nein danke“, lehnte sie resolut ab und ließ ihn auf dem Pier stehen. „Alles wieder vollständig zurück?“, fragte sie Luis, als sie den Laden betrat.
„Bin gerade dabei nachzuzählen. Einer der Regulatoren funktioniert nicht richtig.“
„Leg ihn beiseite, damit José ihn sich morgen ansehen kann.“ Aus Gewohnheit ging sie in den hinteren Raum durch, um ihre Flaschen aufzufüllen, bevor sie sie ins Regal stellte. „Alle Boote liegen wieder vor Anker, Luis. Eigentlich sollte jetzt nicht mehr viel Kundschaft auftauchen. Sobald alles verstaut und eingeräumt ist, können du und die anderen für heute Schluss machen. Ich schließe dann den Laden ab.“
„Mir macht es nichts aus, noch zu bleiben.“
„Du warst gestern der Letzte“, erinnerte sie ihn. Über die Schulter warf sie ihm ein Lächeln zu. „Was ist, Luis? Spekulierst du auf bezahlte Überstunden? Mach schon, geh nach Hause. Du willst mir doch etwa nicht weismachen, dass du keine Verabredung hast, oder?“
Er fuhr sich nachdenklich mit dem Zeigefinger über das dünne Oberlippenbärtchen. „Nun, um genau zu sein …“
„Ein heißes Date?“ Liz hob fragend die Augenbrauen, während die Luft zischend in ihren Tank schoss.
„Gibt es überhaupt andere Verabredungen?“
Vergnügt kichernd richtete Liz sich auf. Draußen lief Ambuckle mit seinen neuen Sauerstoffflaschen über den Sand. Die anderen Mitarbeiter des Taucherladens kümmerten sich um die letzten Stücke der Ausrüstung und unterhielten sich lebhaft dabei. „Na, dann geh schon endlich und mach dich hübsch für deine Verabredung. Ich treffe mich heute nur noch mit den Geschäftsbüchern.“
„Du arbeitest zu viel“, murmelte Luis.
Überrascht drehte Liz sich zu ihm um. „Seit wann?“
„Schon immer. Und es wird immer schlimmer, mit jedem Mal, das du Faith wieder zurück zur Schule schickst. Wäre besser, wenn sie hierbliebe.“
Dass in ihrer Stimme nur eine leichte Kälte mitschwang, war ein eindeutiger Beweis dafür, wie sehr sie Luis mochte. „Nein, sie ist glücklich bei meinen Eltern in Houston. Würde ich dessen nicht sicher sein, wäre sie nicht dort.“
„Sie mag ja glücklich sein. Aber was ist mit dir?“
Mit gerunzelter Stirn holte sie den Ladenschlüssel aus einer Schublade. „Wirke ich etwa unglücklich auf dich?“
„Nein.“ Zögernd legte er seine Hand auf ihre Schulter. Er kannte Liz jetzt seit Jahren und wusste genau, wo die Grenzen lagen, die besser von niemandem überschritten wurden. „Aber glücklich siehst du auch nicht aus. Wie kommt es, dass du es nie auf einen Versuch mit einem von diesen reichen amerikanischen Touristen ankommen lässt? Der Typ vorhin auf dem Boot … dem sind jedes Mal die Augen übergegangen, wenn er dich angeguckt hat.“
Die Übertreibung brachte sie zum Lachen. Sie tätschelte Luis die Wange. „Du glaubst also, ein reicher amerikanischer Tourist ist der Weg zum Glück?“
„Du könntest es ja auch mit einem gut aussehenden Mexikaner probieren …“
„Ich werd’s mir überlegen. Aber erst nach der Saison. Und jetzt geh endlich nach Hause, Luis.“
„Ich gehe ja schon.“ Er zog ein T-Shirt über den Kopf. „Und du passt bei diesem Jonas Sharpe auf“, fügte er dann noch an. „Der Mann hat einen ganz anderen Ausdruck in den Augen.“
Liz scheuchte ihn winkend fort. „ Hasto luego , Luis.“
Allein im Laden stand Liz einfach nur da, spielte mit den Schlüsseln und sah hinaus auf den Strand. Die Leute reisten immer zu zweit, wie ihr auffiel. Da war das verheiratete Ehepaar, das sich bequem auf nebeneinanderstehenden Sonnenliegen ausstreckte, oder das junge Duo, das sich eng aneinandergeschmiegt das Strandlaken teilte. Ob es ein beruhigendes Gefühl war, die Hälfte eines Ganzen zu sein? Oder verlor man unweigerlich einen Teil von sich selbst, wenn man sich
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