Heißer als Feuer: Roman (German Edition)
maskulin, attraktiv und sexy aus. So etwas gehörte in seinem Berufsstand verboten, fand Shay und schluckte nervös. Sie fasste sich ein Herz, legte ihm die Hände auf die Schultern und beugte sich zu ihm hinunter. Ihre Lippen streiften seine. »Guten Morgen, Bruderherz.«
Ein elektrisierendes Prickeln fuhr über ihre Wirbelsäule. Von wegen geschwisterliche Zuneigung, seufzte sie insgeheim und erschauerte. Ihre Knie waren plötzlich wie Wackelpudding. Sie registrierte seinen Duft, die männliche Aura, breite Schultern zum Anlehnen. Er war ein echter Traummann. Ihr Körper sehnte sich nach seiner Nähe, verzehrte sich nach seiner Zuneigung. Und vermutlich ließ er sich durch ihre neckischen Spielchen keine Sekunde lang irritieren. Ganz im Gegenteil. Sie tippte darauf, dass er diesen Kuss genauso erotisierend fand wie sie.
Als sie sich jedoch wieder aufrichtete, streckte er seine langen Beine aus und setzte eine gelangweilte Miene auf. »Morgen, Schwester«, meinte er trocken.
Shay sah Rot. Ihre guten Vorsätze von vorhin schmolzen wie Eiskristalle in der Sonne. »Wieso bist du nicht beim Morgengebet oder in der Kirche?«, wollte sie wissen. »Da gehören Leute wie du doch hin, oder?« Die Absätze ihrer hochhackigen Sandaletten klackerten über den Fliesenboden, während sie auf den Küchentresen zusteuerte. Sie vernahm das leise frustrierte Seufzen ihrer Mom.
»Ich hab heute Morgen schon gebetet«, erwiderte Ian gleichmütig.
»Ich hoffe, du hast mich in dein Morgengebet mit eingeschlossen.« Sie warf ihm ein zuckriges Lächeln zu und goss sich Kaffee ein.
»Wenn du es genau wissen willst, war es eine längere Meditation. Ich hab nämlich fast ausschließlich für deine Seele gebetet.«
Shay knallte die Glaskanne der Kaffeemaschine unsanft auf die Warmhalteplatte, was deren Bruchfestigkeit auf eine harte Probe stellte. »Ich hab dich nicht darum gebeten …«
»John und ich hatten eine fabelhafte Idee«, schaltete Celia sich lautstark ein und übertönte damit Shays boshafte Bemerkung. »Was haltet ihr davon, wenn wir vier heute Morgen zum Tennis fahren? Am Nachmittag ist es bestimmt zu heiß.«
»Tennis?«, wiederholte Shay verdutzt. Es war ihr völlig neu, dass ihre Mutter, die sich lieber in der Sonne aalte und faulenzte, Sport trieb. »Seit wann spielst du Tennis?«
»John bringt es mir bei«, murmelte Celia mit einem verliebten Blick zu ihrem Mann. »Natürlich bin ich noch nicht besonders gut, aber es wird schon.«
»Sie wird zunehmend besser«, erklärte er stolz. »Was ist mit euch, Kinder? Habt ihr Lust auf ein gemischtes Doppel?«
»Hast du deinen Schläger und Tennissachen mitgebracht, Shay?«, wollte Celia wissen.
»Ja. Nachdem du mich am Telefon darum gebeten hattest. Allerdings hab ich hin und her gerätselt, wieso ich das Zeug mit hierherschleppen soll.«
»Fantastisch.« Celia klatschte begeistert in die Hände.
»Na, also ich weiß nicht«, meinte ihre Tochter gedehnt.
»Vielleicht spielt Shay nicht besonders«, gab Ian zu bedenken. »Wenn sie kein Doppel spielen mag, könntet ihr zwei doch …«
»Ich spiele ausgezeichnet«, versetzte sie pampig und unterbrach damit seine hinterhältige Anspielung. Ihre Blicke prallten aufeinander. Shays Augen signalisierten unverstellte Mordlust. Ian grinste dagegen völlig arglos, als könnte er kein Wässerchen trüben. Trotzdem schwante ihr, dass er insgeheim triumphierte. Mist, sie war wieder einmal auf den alten Trick hereingefallen!
»Während ihr Männer euch umzieht, räumen Shay und ich den Tisch ab.« Celia stand vom Tisch auf. »Shay, ich weiß zwar, dass du nicht frühstückst, aber die Blaubeermuffins sind sündhaft lecker.«
»Danke, Mom, aber ich mag jetzt nichts essen. Der Kaffee reicht mir.«
»Du bist viel zu dünn, Kind.«
»Aber Celia, lass das Mädchen doch selbst entscheiden. Schlank ist heutzutage eben schick«, sagte John mit einem bewundernden Blick auf Shays Idealmaße.
»Sag doch gleich, dass ich dir besser gefallen würde, wenn ich ein paar Pfund weniger auf den Hüften hätte«, gab Celia zurück und schmollte.
John fasste ihre Hand und zog seine Frau an sich. Kraulte ihr spielerisch den Nacken. »Ich mag deine Figur so, wie sie ist.«
Shay lächelte über ihr zärtliches Geplänkel und schaute Ian, der aus der Küche stampfte, mit ärgerlich gerunzelter Stirn nach. Dieser Dumpfbeutel hatte nicht mal einen Blick auf ihren Luxusbody riskiert!
John hatte Recht. Ihre Mutter hatte wirklich eine Klassefigur und
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