Heißer als Feuer: Roman (German Edition)
Mit seiner Hand massierte Ian weiterhin ihr schmerzendes Hinterteil. Sein Gesicht näherte sich wie magisch angezogen dem ihren. Shay öffnete unwillkürlich die Lippen. Genau wie er. Ihr Herz trommelte wild in ihrer Brust – oder hörte sie etwa sein Herzrasen, als er sie fest an sich drückte?
Ihre Hand schob sich zu seinem Hemdkragen und glitt hinein. »Ian?«
»Shay.«
Sein Gesicht kam näher, senkte sich Zentimeter um Zentimeter dichter auf ihres. Ihre Augen fokussierten sich auf seine Lippen. Sie schmeckte förmlich schon die feuchte Süße seines Mundes, die sich mit ihrer vermischte.
Sie spürte, wie sich seine Muskulatur jählings anspannte. Dass er scharf den Atem einzog und erstarrte. Reflexartig presste er seine Handfläche auf ihr verlängertes Rückgrat, bevor er seinen therapeutischen Griff lockerte. Und die Hand wegriss, als wäre er soeben bei einer der sieben Todsünden erwischt worden. In einer geschmeidigen Bewegung schoss sein Kopf hoch, er sprang impulsiv auf, und zack! plumpste Shay von seinem Schoß ins Gras.
Mit dem Mut der Verzweiflung stapfte er zu einem nahen Baum, wo er seine Stirn an die verwitterte Rinde lehnte. Seine Schultern zuckten unter seinen aufgewühlten Atemzügen, während er sich wütend mit den Fäusten auf die Schenkel trommelte. Ganz offensichtlich am Boden zerstört, dass er nahe daran gewesen war, seine eiserne Selbstkontrolle zu verlieren.
Gekränkt und tief gedemütigt rappelte Shay sich auf. Ihr war entsetzlich schwindlig, und sie hatte Mühe, sich auf den Beinen zu halten. Es tat nämlich mordsmäßig weh. Empfindlich spürte sie den Schmerz in ihrer Wirbelsäule, der inzwischen einem dumpf bohrenden Pochen gewichen war. Dieser verdammte Idiot!
»Na, was haben wir denn so plötzlich, Reverend Douglas?« Sie spuckte Gift und Galle. »Hat der schlimme Finger den braven Schäfchenhüter doch tatsächlich in Versuchung geführt? Igitt, stell dir mal vor, du hättest ein sündiges Vollweib wie mich geküsst? Wetten, du wärst zusammengebrochen, wenn du das deiner obersten Himmelsinstanz hättest beichten müssen?«
Er schnellte mit der Geschmeidigkeit eines Panters zu ihr herum. Seine blauen Augen sprühten Blitze. Es fiel ihm sichtlich schwer, ruhig und gefasst zu bleiben. »Du setzt dich jetzt besser wieder ins Gras und ruhst so lange aus, bis unsere Eltern zurückkommen. Immerhin warst du ohnmächtig. Damit ist nicht zu spaßen.«
»Und wem hab ich das zu verdanken? Ich meine, ausgerechnet du hättest doch ein bisschen Rücksicht nehmen können. Aber was red ich mir den Mund fusselig?
Weißt du, was du bist? Du bist ein aufgeblasener Angeber. Und ich kann den nächsten Monat bestimmt nicht vernünftig sitzen, weil ich einen Hintern habe wie ein Pavian.«
»Den keiner zu Gesicht bekommen würde, wenn du nicht …« Er hatte eine abfällige Bemerkung auf der Zunge, verkniff sie sich jedoch im letzten Augenblick. »Na ja, wenn du nicht dieses Dingsda machen würdest.«
»Nett von dir, dass du mich darauf aufmerksam machst, dass ich meinen Modeljob die nächsten Wochen vergessen kann.«
»Du hast immer noch deinen Job in der Galerie.«
»Der selten viel einbringt. Ich arbeite ausschließlich auf Kommissionsbasis, und da sieht es meistens ziemlich mau aus. Mit den Modelaufträgen habe ich mich bei finanziellen Engpässen bis jetzt immer ganz gut über Wasser gehalten.«
»Du könntest als Mannequin arbeiten und Kleider vorführen«, ereiferte er sich. »Aber wie ich dich einschätze, fändest du das bestimmt zu spießig.«
»Ich sehe angezogen nicht mal halb so gut aus wie ausgezogen.«
Die Vorstellung machte ihn erkennbar nervös. Aus den Augenwinkeln heraus taxierte er ihren Körper und sah dann weg. Er wischte sich die Handflächen an seinen weißen Tennisshorts. »Ganz im Ernst, du setzt dich jetzt besser wieder hin«, wiederholte er unschlüssig. »Du hast bestimmt einen Schock erlitten.«
»Du auch, Reverend. Weil dir nämlich spontan die Erleuchtung gekommen ist, dass du ein Mensch bist wie jeder andere auch. Mit Ecken und Kanten, Bedürfnissen und … Lastern«, fügte sie süffisant hinzu.
»Ich hab nie was anderes behauptet.«
»Ach nein, heiliger St. Ian?«
»Nein«, versetzte er scharf. »Wieso wirst du eigentlich so pampig, Shay? Weil ich dich nicht geküsst hab? Wenn es dich beruhigt: Ich hab trotz oder gerade wegen meines Berufs keine Tomaten auf den Augen. Und ich bin ein vitaler Mann mit Bedürfnissen, der wahnsinnig gern küsst. Aber
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