Heißer Sommer auf Skiapolis
"Ohne dass Ihr Vater dazwischenkommt."
Paige fühlte einen unangenehmen Druck auf der Brust. "Sicher meinen Sie es nicht so", sagte sie und trat an die Reling. "Was für ein wunderschöner Abend! Wo sind Anna und Lukos?"
Nikolas antwortete nicht - oder doch nicht gleich. "Warum glauben Sie nicht, dass ich Sie näher kennen lernen möchte?" fragte er stattdessen.
Paige trat verlegen von einem Fuß auf den anderen. "Warum machen Sie mir etwas vor, Mr. Petronides?" fragte sie. Im Beisein ihres Vaters hatte sie eine direkte Anrede vermeiden können, und es wäre ihr nicht eingefallen, ihren Gastgeber beim Vornamen zu nennen.
"Ich mache Ihnen nichts vor, Paige", versicherte er, "und ich würde es vorziehen, dass Sie mich mit ,Nikolasànreden. Warum zweifeln Sie an meiner ehrlichen Gastfreundschaft?"
"Das tue ich nicht _ jedenfalls nicht direkt. Ich dachte nur, es wäre Ihnen vielleicht peinlich, mit Ihrer Cousine und deren Verlobten allein an Bord zu sein."
"Mit anderen Worten ... ich habe Sie eingeladen, damit die Nummer stimmt?"
"Die Zahl", verbesserte Paige und errötete gleich darauf. "Damit die Zahl stimmt. Wie auch immer ... ich bin sicher, dass wir uns richtig verstehen."
"Sie verstehen nichts." Nikolas wandte sich ihr zu, in der zunehmenden Dunkelheit wirkte er größer und bedrohlicher. "Glauben Sie wirklich, ich würde Sie aus gesellschaftlichen Gründen ... benutzen?" Die Lichter zwischen Schott und Brücke schwankten und warfen unruhige Schatten. "Ich bin nicht Ihr Vater, Paige."
Paige erstarrte. "Was wollen Sie damit sagen?"
Dabei wusste sie, was er sagen wollte _ nur zu genau. Seine Worte kränkten sie, aber sollte sie ihm übel nehmen, dass er ihren Vater durchschaut hatte?
Sie erschrak, als er die Hand ausstreckte und ihr übers Haar strich. "Es tut mir Leid, Paige", sagte er leise. "Ich möchte auf keinen Fall, dass wir uns streiten ... na parí i orgí.
Lassen wir deinen Vater aus dem Spiel. Bitte glaub mir, dass ich dich nur eingeladen habe, um einige Zeit mit dir allein zu sein."
"Aber Anna und Lukos ..."
"Sind nur an Bord, um dich zu beruhigen." Nikolas schob seine Hand unter ihr Haar und streichelte ihren Nacken. "Glaubst du, dein Vater hätte eingewilligt ..." Er unterbrach sich und sagte dann fast bitter: "Nun, vielleicht hätte er es getan."
Paige trat einen Schritt zurück. "Ich bin sicher, dass Sie meinem Vater von Annas Anwesenheit erzählt haben", sagte sie, und dabei röteten sich ihre Wangen. "Er ... er ist nicht mein Zuhälter."
"Eine überraschende Bemerkung, liebe Paige." Nikolas berührte sie nicht, aber sie glaubte seine Wärme durch den dünnen Chiffon zu fühlen. "Du machst dir über deinen Vater keine Illusionen, nicht wahr, agapitá? Du weißt, dass meine Bemerkung mehr als berechtigt war."
Paige stockte der Atem. "Wie können Sie es wagen ...!"
"Was wagen?" unterbrach er sie und kam so nah, dass es für sie kein Entrinnen gab. "Die Motive deines Vaters interessieren mich nicht, und es ist mir egal, ob du schon in ähnlichen Situationen warst. Jetzt bist du hier, bei mir, und dafür bin ich dankbar."
Paige sah ihn fassungslos an. "Sie glauben, dass ich so etwas öfter tue?"
"Was, agapitá?" Nikolas legte seine Hände rechts und links von ihr auf die Reling, so dass sie in seinen Armen gefangen war.
"Dass ich fremden Männern vorspiele, allein zu sein, und ihren Schutz suche?" Sie atmete schwer. "Seien Sie ehrlich, Nikolas. Glauben Sie, dass mein Vater das alles arrangiert hat?"
"Wenn es so ist, bin ich auch ihm dankbar." Nikolas' Blick ruhte auf ihren Lippen.
"Entspanne dich, Paige. Ich will dir nicht wehtun. Dein Liebreiz und deine Lebensfreude bezaubern mich."
"Meine Unschuld nicht?" fragte sie betroffen und spürte, wie ihr das Blut von neuem ins Gesicht stieg.
"Doch", bestätigte er, denn er spürte, dass es ihr ernst war. "Meine süße Paige. Ahnst du auch nur, wie anbetungswürdig du bist?"
"Sie verspotten mich!"
"O nein." Er sah ihr forschend ins Gesicht und sagte dann: "Wenn du mich weiter mit so großen Augen ansiehst, muss ich annehmen, dass du Angst vor mir hast."
"Ich habe keine Angst, Mr. Petronides."
Das war eine Lüge, und Nikolas wusste es. Zumindest wusste er, dass sie Angst vor den Gefühlen hatte, die er in ihr auslöste. Sie wollte distanziert, ja ablehnend auf ihn wirken, aber er faszinierte und erregte sie wie kein Mann zuvor.
Nikolas zeichnete mit dem Daumen die feinen Linien ihrer Schulter nach. "Verzeihst du mir, was ich vorhin
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