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Heißer Winter in Texas

Heißer Winter in Texas

Titel: Heißer Winter in Texas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Powell
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ihm einfach aus
    Prinzip eine kleben können.
    »Gehören
    Sie
    zu
    den
    Angehörigen
    des
    Dahingeschiedenen? Wir möchten Ihnen gerne unsere
    Anteilnahme aussprechen.« Sein Lächeln fiel so dürftig
    aus wie eine Mahlzeit im Waisenhaus. Allen Schwulst,
    zu dem er fähig war, hatte er in seine Stimme gelegt.
    Gael blies ihm eine sorgsam gezielte Rauchwolke ins
    Gesicht und sagte ruhig, fast ohne die Lippen zu
    bewegen: »Wir brauchen Ihr Beileid nicht. Soweit wir
    sehen, leben Sie recht ordentlich davon, daß Leute
    sterben, also kann es Ihnen so leid nicht tun, wenn
    jemand ins Gras beißt. Oder?«
    Er schnaufte und puffte empört und drehte sich auf
    dem Absatz um. Ich war froh, daß Gael zur Stelle war,
    um die Dinge zurechtzurücken. Schließlich konnte ich
    nicht alles allein machen.
    Ein rotäugiger Tony betrat den Warteraum, und wir
    verließen das Beerdigungsunternehmen.
    226
    »Habt ihr Hunger?« fragte ich beim Einsteigen. Alle
    bejahten oder wedelten mit dem Stummelschwänzchen.
    »Wo würden Sie gern essen, Tony? Schließlich sind
    Sie derjenige, der fünfzehn Stunden Flug hinter sich
    hat.«
    »Ich hätte Lust auf einen Hot-dog bei James‹ Coney
    Island. Pa und ich sind da früher sonntags
    hingegangen.«
    »Gut, einverstanden.« Gael zuckte zusammen, und
    ich schenkte ihr ein breites Lächeln. »Das ist doch ganz
    nach deinem Geschmack, oder, Gael? Gael liebt nämlich
    Hot-dogs, Tony.«
    Ich fuhr uns zu dem Restaurant in der Walker Street
    und bestellte zwei Hot-dogs mit Käse für mich und
    einen ohne Zwiebeln für Anice. Hundeatem mit
    Zwiebeln ertrage ich nicht. Die füllige, blonde
    Bedienung schaufelte löffelweise Chili auf die Hot-dogs
    und nannte uns Schätzchen.
    Wir verzehrten unser Mittagsmahl, und Gael machte
    zumindest einen halbherzigen Versuch, nicht so
    auszusehen, als äße sie Froschkotze. Anice, die ihre
    Portion etwas später im Wagen futterte, machte dabei
    dasselbe Gesicht wie Gael zuvor. Sie ließ sich Zeit, aber
    schließlich war sie fertig, plumpste in meinen Schoß und
    rülpste mir ins Gesicht.
    227
    Am Milby Hotel setzten wir Tony ab und brachten
    ihn in einem Zimmer der mittleren Preisklasse unter, für
    anderthalb Dollar pro Nacht. Die Ausstattung war nicht
    luxuriös, aber es gab eine Dampfheizung und
    Deckenventilatoren. Ich sagte ihm, er solle mich
    anrufen, wenn er etwas brauchte, ansonsten wurde ich
    ihn morgen zur Beerdigung abholen.
    Unsere nächste Station war die Baumwollbörse in der
    Prairie Street. Gael und ich ließen uns auf einen Drink
    im Baumwollclub nieder. Einige Reporter, mit denen ich
    schon mal zusammengearbeitet hatte, trudelten mittags
    gern hier ein, um sich einen Drink zu gönnen oder zwei
    oder drei.
    Ich fand den Mann, den ich suchte, in einer Nische
    hinten im Lokal. Er hieß Steve Bonner. Er war ein
    ruhiger, intelligenter Mensch, der am Wochenende in
    einer Jazzband Trompete spielte und werktags für die
    Nachrichten aus aller Welt zuständig war. Ich stellte
    ihm Gael vor und bestellte eine Runde Flüssiges für alle.
    Steve schmierte ich mit einem Schwenker Napoleon,
    seiner bevorzugten Cognacmarke.
    Nachdem wir ein wenig geplaudert hatten, sagte ich:
    »Ich brauche ein paar Informationen.«
    Er rückte seine Brille auf dem Nasenrücken zurecht
    und lächelte freundlich. »Worüber denn?«
    »Bolivien.«
    228
    »Bolivien? In Bolivien ist alles mögliche los. Du wirst
    dich schon etwas genauer ausdrücken müssen.«
    »Unmittelbare Vergangenheit. Sagen wir, die letzten
    sechs Monate. Zum Beispiel, warum setzt sich ein
    schwerreicher Mann alle paar Wochen klammheimlich
    dorthin ab?«
    »Hollis, verflucht. Du weißt so gut wie ich, daß es
    dafür tausend Gründe geben kann, vom banalen
    Seitensprung bis zum Bedürfnis, einen Esel zu ficken.«
    »Das haut alles nicht hin. Er sieht mir nicht nach
    Eselficker aus, und glaub mir, ich habe meine
    Erfahrungen mit der Sorte. Wie steht es mit Drogen,
    Falschspiel, sowas in der Art?«
    »Möglich. Aber die meisten Drogen kommen aus
    Kolumbien. Wer spielen will, geht nach Rio.«
    »Ich denke, der Mann hat seine Finger in etwas
    Illegalem. Und weißt du, was komisch ist? Er wurde mit
    einer Staatskarosse vom Flughafen abgeholt.«
    »Und das wundert dich, bei all den Halunken, die
    wir in Washington sitzen haben?« fragte Steve erstaunt.
    »Kannst du dich nicht ein bißchen für mich umhören?
    Vielleicht springt dich ja irgendwas an.«
    »Klar. Wenn ich dazu komme, mache ich das

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