Heißer Winter in Texas
ihm einfach aus
Prinzip eine kleben können.
»Gehören
Sie
zu
den
Angehörigen
des
Dahingeschiedenen? Wir möchten Ihnen gerne unsere
Anteilnahme aussprechen.« Sein Lächeln fiel so dürftig
aus wie eine Mahlzeit im Waisenhaus. Allen Schwulst,
zu dem er fähig war, hatte er in seine Stimme gelegt.
Gael blies ihm eine sorgsam gezielte Rauchwolke ins
Gesicht und sagte ruhig, fast ohne die Lippen zu
bewegen: »Wir brauchen Ihr Beileid nicht. Soweit wir
sehen, leben Sie recht ordentlich davon, daß Leute
sterben, also kann es Ihnen so leid nicht tun, wenn
jemand ins Gras beißt. Oder?«
Er schnaufte und puffte empört und drehte sich auf
dem Absatz um. Ich war froh, daß Gael zur Stelle war,
um die Dinge zurechtzurücken. Schließlich konnte ich
nicht alles allein machen.
Ein rotäugiger Tony betrat den Warteraum, und wir
verließen das Beerdigungsunternehmen.
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»Habt ihr Hunger?« fragte ich beim Einsteigen. Alle
bejahten oder wedelten mit dem Stummelschwänzchen.
»Wo würden Sie gern essen, Tony? Schließlich sind
Sie derjenige, der fünfzehn Stunden Flug hinter sich
hat.«
»Ich hätte Lust auf einen Hot-dog bei James‹ Coney
Island. Pa und ich sind da früher sonntags
hingegangen.«
»Gut, einverstanden.« Gael zuckte zusammen, und
ich schenkte ihr ein breites Lächeln. »Das ist doch ganz
nach deinem Geschmack, oder, Gael? Gael liebt nämlich
Hot-dogs, Tony.«
Ich fuhr uns zu dem Restaurant in der Walker Street
und bestellte zwei Hot-dogs mit Käse für mich und
einen ohne Zwiebeln für Anice. Hundeatem mit
Zwiebeln ertrage ich nicht. Die füllige, blonde
Bedienung schaufelte löffelweise Chili auf die Hot-dogs
und nannte uns Schätzchen.
Wir verzehrten unser Mittagsmahl, und Gael machte
zumindest einen halbherzigen Versuch, nicht so
auszusehen, als äße sie Froschkotze. Anice, die ihre
Portion etwas später im Wagen futterte, machte dabei
dasselbe Gesicht wie Gael zuvor. Sie ließ sich Zeit, aber
schließlich war sie fertig, plumpste in meinen Schoß und
rülpste mir ins Gesicht.
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Am Milby Hotel setzten wir Tony ab und brachten
ihn in einem Zimmer der mittleren Preisklasse unter, für
anderthalb Dollar pro Nacht. Die Ausstattung war nicht
luxuriös, aber es gab eine Dampfheizung und
Deckenventilatoren. Ich sagte ihm, er solle mich
anrufen, wenn er etwas brauchte, ansonsten wurde ich
ihn morgen zur Beerdigung abholen.
Unsere nächste Station war die Baumwollbörse in der
Prairie Street. Gael und ich ließen uns auf einen Drink
im Baumwollclub nieder. Einige Reporter, mit denen ich
schon mal zusammengearbeitet hatte, trudelten mittags
gern hier ein, um sich einen Drink zu gönnen oder zwei
oder drei.
Ich fand den Mann, den ich suchte, in einer Nische
hinten im Lokal. Er hieß Steve Bonner. Er war ein
ruhiger, intelligenter Mensch, der am Wochenende in
einer Jazzband Trompete spielte und werktags für die
Nachrichten aus aller Welt zuständig war. Ich stellte
ihm Gael vor und bestellte eine Runde Flüssiges für alle.
Steve schmierte ich mit einem Schwenker Napoleon,
seiner bevorzugten Cognacmarke.
Nachdem wir ein wenig geplaudert hatten, sagte ich:
»Ich brauche ein paar Informationen.«
Er rückte seine Brille auf dem Nasenrücken zurecht
und lächelte freundlich. »Worüber denn?«
»Bolivien.«
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»Bolivien? In Bolivien ist alles mögliche los. Du wirst
dich schon etwas genauer ausdrücken müssen.«
»Unmittelbare Vergangenheit. Sagen wir, die letzten
sechs Monate. Zum Beispiel, warum setzt sich ein
schwerreicher Mann alle paar Wochen klammheimlich
dorthin ab?«
»Hollis, verflucht. Du weißt so gut wie ich, daß es
dafür tausend Gründe geben kann, vom banalen
Seitensprung bis zum Bedürfnis, einen Esel zu ficken.«
»Das haut alles nicht hin. Er sieht mir nicht nach
Eselficker aus, und glaub mir, ich habe meine
Erfahrungen mit der Sorte. Wie steht es mit Drogen,
Falschspiel, sowas in der Art?«
»Möglich. Aber die meisten Drogen kommen aus
Kolumbien. Wer spielen will, geht nach Rio.«
»Ich denke, der Mann hat seine Finger in etwas
Illegalem. Und weißt du, was komisch ist? Er wurde mit
einer Staatskarosse vom Flughafen abgeholt.«
»Und das wundert dich, bei all den Halunken, die
wir in Washington sitzen haben?« fragte Steve erstaunt.
»Kannst du dich nicht ein bißchen für mich umhören?
Vielleicht springt dich ja irgendwas an.«
»Klar. Wenn ich dazu komme, mache ich das
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