Heißes Blut: Anthologie (German Edition)
sie zögernd die Arme um ihn legte, ließ er seine Lippen zu ihrem Nacken hinunterwandern. Das Tier in ihm hechelte erfreut. Das war es, was er brauchte: Er musste ihr seinen Stempel aufdrücken und ihre Energie und Vitalität in sich aufnehmen.
Sie drehte den Kopf, um ihm besseren Zugang zu verschaffen, weil sie wollte, dass er sie biss. Dabei war sie sich nicht einmal im Klaren darüber, was es bedeutete. Als Bastien mit der Zunge über ihre Halsbeuge glitt und eine zarte blaue Linie nachstrich, spürte er, wie sie den Druck ihrer Schenkel um seine Taille ermutigend verstärkte.
»Oh«, sagte sie, weil sie nicht in Worte fassen konnte, wie gut sich das Spiel seiner Zunge an ihrem Hals anfühlte.
»Du hast versprochen, mich zu lieben bis zur Erschöpfung«, murmelte er an ihrem Puls. »Warum sehen wir nicht, wie lange wir dazu brauchen?«
Sanft zog er ihre Haut zwischen seine Lippen und verharrte einen Moment so, um die freudige Erwartung auszukosten. Sie gehörte jetzt ihm, nach all den Jahrhunderten der Einsamkeit war er nicht mehr allein. Ein Herzschlag mehr war alles, was er noch ertrug, bevor er mit einem triumphierenden Aufstöhnen seine Fänge in ihre weiche Haut senkte. Zu seiner Erleichterung war Marianns Antwort darauf ein lustvoller Seufzer; und sie verschränkte die Finger in seinem Haar und drückte seinen Kopf an sich. Als er trank, schmeckte er ein wenig von sich selbst in ihrem Blut. Vor allem aber – und das war das Aufregendste überhaupt – schmeckte er ihre Leidenschaft und Hingabe an ihn.
5. Kapitel
D er empörte Aufschrei einer Frau riss Bastien aus dem Schlaf. Der Schrei kam aus seinem Badezimmer, das zu seinem im japanischen Stil eingerichteten Schlafzimmer passte. Bastien genoss die Massagedüsen der Dusche, abgesehen davon hatte er jedoch nicht viel Bedarf an weiteren Installationen. Was immer er konsumierte, ob als Mensch oder in Wolfsgestalt, wurde von seinem Körper in Energie verwandelt.
Mit dem Gedanken, dass Mariann sich in seinem bodenlangen Spiegel gesehen haben musste – dass Vampire das nicht konnten, war ein weiterer Mythos, den er gern als falsch entlarvte –, setzte er sich auf und rieb sich das Gesicht. Sein Zimmer war wie ein Gewölbe angelegt, mit kleinen goldenen Einbauleuchten, die die Sonnenstrahlen imitierten. In dieser Beleuchtung sah Mariann sehr hübsch aus, als sie nun aus dem Bad ins Zimmer stürmte.
»Acht Pfund!«, schimpfte sie, die Fäuste in die nackten Hüften gestemmt. »Wie kann ein Mensch über Nacht acht Pfund zunehmen?«
Bastien hatte die digitale Waage vergessen, die er gekauft hatte, um festzustellen, ob er an Gewicht zunehmen konnte. Er konnte es nicht, wie sich herausgestellt hatte, aber er hatte das Gerät so raffiniert gefunden, dass er es behalten hatte.
»Du denkst doch wohl nicht, du wärst zu dick«, entgegnete er sachlich.
»Darum geht es nicht. Ich nehme nie zu. Nie! Es macht alle, die mich kennen, verrückt.«
»Dann fänden sie es sicher interessant zu hören, dass es dich freut.«
»Natürlich freut es mich. Ich bin schließlich eine Frau!«
Er konnte sehen, dass dieses Gespräch vom Kurs abkam, und klopfte einladend auf den Futon, auf dem er saß. »Wir sollten miteinander reden. Komm und setz dich zu mir.«
»Ich finde es nicht nett von dir, deine Toilette zu verstecken«, fuhr sie fort, als sie sich setzte. »Außerdem konnte ich weder einen Kamm noch eine Bürste finden. Meine Haare sind ganz komisch heute Morgen. Ich sehe aus wie ein Pudel.«
Er zog ihre Hand von ihren glänzenden Locken weg, die verändert waren wie der Rest von ihr. Wenn Menschen sich verwandelten, wurden sie zum Idealbild ihrer Erbanlagen. Größe, Gewicht, ja sogar Alter wechselten, um Schönheitsregeln zu entsprechen, die über Kultur und Zeit hinausgingen. Da dies bei Mariann so war, konnte Bastien nicht verstehen, warum sie sich beklagte. Frauen waren seltsamere Geschöpfe, als er angenommen hatte.
»Du siehst fabelhaft aus«, sagte er und küsste ihre Fingerknöchel. »Vollendet schön. Und offenbar brauchtest du diese paar Pfund mehr, denn sonst hättest du sie nicht. Ich kann dir jedoch versprechen, dass du kein weiteres mehr zunehmen wirst. Nie wieder, Mariann.«
Sie starrte ihn an. »Niemand kann das einer Frau versprechen. Was ist, wenn mein Stoffwechsel sich verlangsamt? Vielleicht geht es von jetzt an mit mir abwärts, und bald bin ich so kugelrund, wie die Leute es gern hätten.«
Bastien wusste nicht, ob er seufzen oder lachen
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